Donnersbergkreis Sommerrodler im Narrenrevier

Als Zoobesucher unterwegs: Andreas Leonhard.
Als Zoobesucher unterwegs: Andreas Leonhard.

Dies sei eine historische Sitzung, sagte Moderator Andy (Andreas Huy) eingangs, denn letztmals gehe sie in der alten Turnhalle über die Bühne – das Gebäude wird, wie berichtet, saniert und ist eigentlich jetzt schon eine Baustelle. Dazu trägt Andy als passendes Outfit einen Bauhelm. Veranstalter der Sitzung sind der Feuerwehrförderverein und der TuS Dannenfels.

Dass es in Dannenfels keinen Elferrat gibt, ist nicht von Nachteil. Andy moderiert die Veranstaltung souverän, hat für jeden Programmpunkt einen passenden positiven Kommentar und hält die Stimmung im Saal in Schwung. Unterstützt wird er von Günther Appel, der am Keyboard für die Musik sorgt. Ein etwas überstrapazierter Themenschwerpunkt: die Sommerrodelbahn. Als erste Tanzgruppe zeigt eine Kinderformation – die „Rotzfünkchen“ in rot-weißen Kostümen –, was ihre Trainerinnen Karin und Jana Huy mit ihnen einstudiert haben. Die Vier- bis Zwölfjährigen werfen schon die Beine wie die Alten und sind ein hoffnungsvoller Nachwuchs. Fünf hübsche, etwas ältere Teenies treten als „Kibo-Wutze-Girls“ auf; sie überzeugen bei ihrer Darbietung mit viel Körpereinsatz und mit ausgeprägten Armbewegungen. Als Prunkstück der Tanzauftritte präsentiert sich die „Dannenfelser Garde“ (Leitung: Katharina Gass). Zehn bildhübsche junge Damen, die zweimal auf der Bühne vertreten sind: einmal im traditionellen Gardetanz, ein weiteres Mal als „D-Town-Dancer“. Toll kostümiert und geschminkt als böse Clowns zeigen sie artistische Glanzleistungen wie Pyramiden und Schleuderflüge. Dass die Veranstalter nach hochkarätigem Personal Ausschau hielten, zeigt der Auftritt des „ARD-Balletts“. ARD steht allerdings für „Alle rennen durcheinander“ und ist eine kernige Männergruppe, die als Bauarbeiter in Latzhosen – Oberkörper teilfrei – und Helm die Besucher begeistern. Sie vernachlässigen etwas die Beinarbeit, zeigen dafür viel Armeinsatz. Der erste musikalische Beitrag kommt von den „Stoabachern“. Reiner Bauer am Keyboard, Matthias Wahn und Andreas Koch als Sänger präsentieren stimmungsvolle Karnevalsschlager und gehen der Frage nach, warum es am Rhein so schön ist. Klare Antwort: Weil die Pfalz so nah ist! Mit dem Erscheinen der „Dunnerschbejer Wildsaufetzer“ unter Leitung von Kai Schäfer erlebt die Sitzung einen weiteren Höhepunkt. Grüne LED-Lämpchen an Instrumenten und schwarzer Kleidung sorgen für eine mystische Atmosphäre, ohrenbetäubend laute Stücke wie „Skandal um Rosi“ und „Cordula Grün“ holen viele Besucher auf die Tische und animieren zum Mitgrölen. Vermutlich sind im Gemäuer der Halle nun einige Risse mehr zu finden. Natürlich dürfen auch die Büttenreden nicht fehlen. Als erster ist Andreas Leonhard als „De Zoobesucher“ dran. Bei seiner Darbietung wird schonungslos klar, dass die Zoorealität so gar nichts mit der TV-Schmonzette „Giraffe, Erdmännchen und Co“ zu tun hat. Über seinen Kopf hinweg hat die Familie den Ausflug in den Zoo beschlossen und seine Tochter „Destiny-Cheyenne“ hat ständig neue Pläne, die ihm den Kopf schwirren lassen. Im Fokus von Ernst-Ludwig Huys Protokoll steht das „beliebte“ Dorfthema Sommerrodelbahn. Er outet sich als „Donnersberger Rodelwalz“ und geht relativ barsch mit der Bürgerinitiative „Pro Donnersberg“ ins Gericht, die seiner Meinung nach Panikmache und Spekulation betreibt. Generell sind ihm Bürgerinitiativen nicht geheuer; sein Motto: „Geht was schief, gründen wir eine Bürgerinitiativ.“ Allerdings würde er gerne selbst eine gründen, und zwar gegen „schwachsinnige Leserbriefe“. Mit einem Zepter in der Hand betritt mit Jana Huy eine liebreizend aussehende junge Dame die Bütt, die einen Herzenswunsch hat: Sie wäre sehr gerne Prinzessin. Dies wird deutlich in ihrem mehrfach wiederholten Motto: „Mei Lewe iss ganz schön schwer, ach wenn ich doch Prinzessin wär.“ Einen Schlagabtausch besonderer Art liefern sich Katharina Gass als „Erika die Fee“ und Finn Klein, wobei es wieder um die Sommerrodelbahn geht. Die Fee vertritt die Kontra-Position, indem sie die Stille und die Schönheit der Natur beschreibt und ihr Dannenfels mit einem hingehauchten „Ess iss schee“ feiert. Als Gegenpol poltert Finn mit dem Lied „Ja, wir sinn zum Rodeln do“ auf die Bühne, was die Fee ziemlich erschreckt. Er bezeichnet sich selbst als „Sommerrodelbahntrassenscout“, der für die geplante Bahn blaue, rote und schwarze Abfahrten – ähnlich wie in einem Skigebiet – erkundet. Dass Andy nicht nur gut moderieren, sondern auch eine närrische Rede halten kann, stellt er als „Molly Model“ unter Beweis. Ausgestattet mit ausgeprägten Rundungen, die an Miss Piggy erinnern und von Dessous nur knapp bedeckt werden, berichtet sie aus ihrem Leben. Nach dem „Dummschulabschluss mit 20“ hat sie nach einigen beruflichen Pleiten nun ihre Bestimmung und damit ein schönes Leben gefunden. Man kann sie mieten, sie tritt zum Beispiel bei Seniorengeburtstagen auf und lässt auch schon mal die Hüllen fallen. Micha Rozinski und Patrick Sommer kommen frustriert in die Halle. Sie waren bei einem Prinzessinnen-Casting (besser „Casting Desaster“) in Orbis und wurden abgelehnt. Rein äußerlich verwundert das nicht, denn „Lara Lira Luna“ hat ausgeprägten Damenbart und Beinbehaarung, während „Kara Kira Kora“ – nach eigener Aussage die letzte „Table-Dance-Mouse“ in der Regina-Bar in Kibo – mehr durch eine Rubensfigur als durch Liebreiz auffällt. Beim Casting ging dann durch Missverständnisse auch noch vieles schief, so haben sie die Vorgabe „Träume in Tüll“ in das Motto „Trümmer in Tüll“ umgewandelt. Zum großen Finale kommen alle Aktiven nochmals auf der Bühne zusammen, die Wildsaufetzer spielen „Hey Jude“, eine stimmungsvolle Sitzung geht zu Ende. Im Verlauf des Abends wurde übrigens ein neuer Schlachtruf gefunden, den Andy mehrfach ausprobiert hat: „Keschde - Kopp“

x