Donnersbergkreis Raabs Elf nagt und krallt

Hochstätten. Die SG Alsenztal sägt am Sockel. Keine Verschnaufpause gönnt sie dem großen Widersacher, der SG Eintracht Bad Kreuznach. Nächstes Mosaikstück auf dem Weg zum Favoriten-Sturz: Im verregneten Hochstätten entkräftete der Zweite der Bezirksliga Nahe gestern Mittelmaß-Klub FSV Bretzenheim und besiegte ihn mit 3:0 (1:0) – dank Kraft, Ausdauer und einem Tick spielerischer Finesse. Zwei Punkte hängt die Elf von Trainer Alexander Raab hinter der Eintracht. Sie nagt und krallt.

Oliver Benz hätte alles machen können. Die Treter neu schnüren, per Fingerzeig gnädig die Ecke vorgeben, noch gefühlte zehn Meter mit dem Leder am Fuß laufen. Egal – weit und breit war keiner in Sicht, der Anstalten machte, ihn zu stoppen. Der 21-Jährige aus Stahlberg-Ransweiler hatte alle Zeit der Welt. Und er nutzte sie. So überlegt, so abgezockt, wie ein Feinfuß sie nur nutzen kann: Als Benz parallel zum Sechzehner von Andreas Schmitt – dem erbittert kämpfenden Hansdampf in allen Gassen – angespielt wurde, bewahrte er Ruhe. Er stoppte die Pille auf rechts, hob den Kopf, visierte den langen Winkel an – und zirkelte den Ball passgenau aus 19 Metern ins Dreieck (90.). Mit so viel Gefühl und Präzision, dass Keeper Andreas Kern nur Wurzeln schlug. Ein Geniestreich, ein Traumtor. Das 3:0 für die SG Alsenztal brachte Ruhe. Endgültig. „Auch, wenn man es mir nicht angehört hat: Ich war zufrieden. Weil wir nicht die Mannschaft sind, die einen Gegner spielerisch auseinandernimmt, sondern mit Power“, erklärte SGA-Trainer Alexander Raab, warum sich seine Kicker erst so spät für einen soliden, einen bodenständigen Kick belohnten. Die Partie gegen den Achten FSV Bretzenheim stand dabei gut 80 Minuten unter keinem guten Stern. Ein Dilemma, das mit dem schönsten Alsenztaler Zug einsetzte: Marc Wolter, laufstarker Offensiv-Allrounder der SG, fing einen Fehlpass Janos Zillgers ab, tankte sich durch, passte rechts auf Jeremias Raab – der Goalgetter Yves Scheuermann im Zentrum sah. 1:0 (8.). Bitterer Beigeschmack aber: Scheuermann zerrte sich beim Einnetzen. Das Aus. „Wenn die Minuten immer für ein Tor reichen, können wir das jetzt öfter so machen“, konnte der Angreifer später flachsen, schob jedoch nach: „Die Verhärtung hatte ich schon unter der Woche. Jetzt ist sie wieder ausgebrochen.“ Glänzend, dass die Angriffsmaschinerie des starken Bezirksliga-Zweiten unbeeindruckt weiter lief. Schnell, direkt, sicher. Klasse Kurzpasskombis hebelten den FSV aus. Als Markus Porr flach abzog, war Kern, der gegen Wolter schon geradeso die Fäuste hochschnellen ließ (4.), blitzschnell in der Ecke (12.). Benz hämmerte das Leder nach toller Stafette an die Unterkante der Latte (31.). Alsenztal überzeugte. Auch taktisch. Wenn Innenverteidiger Andrea Camilleri zu einem wuchtigen Tempo-Vorstoß anzog, ließ sich Carlos Cabral Borges zum Absichern fallen. Der FSV agierte reaktionär, kam nur selten durch das sichere SG-Bollwerk. Alleine das Nachlegen zum 2:0 verpassten die Nordpfälzer. Dünnes Eis. „Das frühe 1:0 hat uns in die Karten gespielt. Aber da muss man richtig aufpassen. Da ist schnell mal einer reingerutscht, und es steht 1:1“, wusste Wolter um die Gefahr des knappen Vorsprungs. „Wir sind halt eine Mannschaft, die immer weiter macht. Da gibt es kein Ausruhen.“ Torwart Kern, mit tadelloser Vorstellung, stand als einziger Bretzenheimer im Fokus. Publikumsliebling Schmitt setzte sich mit seinem gewaltigen Körper durch, Kern parierte (66.). Auch als Benz flach drauf drosch, tauchte er flink ab (78.). Späte Erlösung: Schmitt – durch seinen Einsatz, der zu zwei Toren führte, fast spielentscheidend – erkämpfte sich auf Außen die Kugel, den Konter verwandelte Igor Schmidt zum 2:0 (84.). Benz’ Sahnehäubchen sechs Minuten später krönte die Alsenztaler Hartnäckigkeit. „Die letzten 20 Minuten haben das Spiel entschieden. Wir hatten noch Saft im Umschaltspiel und eine gnadenlos gute Physis“, manifestierte Coach Raab. Seine Elf sieht er, bis jetzt, weiter auf dem Relegationsplatz. Um ein Haar hätte sie Eintracht Bad Kreuznach abgelöst: Denn glücklich gewann die Eintracht erst in den Schlussminuten 2:1 gegen Hoppstädten/Weiersbach. Aber die SG beißt weiter. Weiß natürlich auch Raab, der gestern nach Ende schäumte: „Wir hängen der Eintracht so lange im Genick, bis sie die Nerven verliert.“ Locker lässt die SGA nicht.

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