Donnersbergkreis Putzmunter auch im 121. Jahr

Ehrenfasnachterin Heidi Brandmeyer stand nach 30 Jahren erstmals wieder in der Bütt’.
Ehrenfasnachterin Heidi Brandmeyer stand nach 30 Jahren erstmals wieder in der Bütt’.

Nach exakt fünf Stunden beendete der bravourös agierende Sitzungspräsident Michael Dietz eine kurzweilige, sehenswerte, aber auch tanzlastige Jubiläumssitzung, die an Freitag und Samstag als Gemeinschaftssitzung von TSG und TTC in der Pfrimmhalle zweimal vor voller Halle veranstaltet wurde. „Gestern wie heut, aus Spaß an der Freud, 11 mal 11 Jahre Albisheimer Fasnacht“ war das Motto, das an die Entstehung der Albsemer Fasnacht vor mindestens 121 Jahren erinnerte.

In seiner Begrüßung „Auch wenn die Probleme der Menschen 1897 etwas andere waren als 2018, so verbindet uns Narren damals wie heute der Spaß an der Freude in der fünften Jahreszeit ganz besonders“, wies Dietz stolz auf das Alter der Albsemer Fasnacht hin, das nachweislich durch Schriftstücke und Bilder belegt ist. „Sie kann sogar noch älter sein“, schob Dietz gleich nach. Das musikalische Jubiläumsständchen dazu „Oi, oi, oi, oi, jetzt trink ich erst emol en Woi“, ein Fastnachtsohrwurm der Mainzer Fassenacht, überbrachte die Hausband 1 & 1 Man Sound, Volker Zimmer und Rouven Keller. Schnell, zackig und temperamentvoll eröffnete das achtköpfige Gardeballett in neuen, schicken rotweißen Uniformen das Bühnenspektakel. Nicht nur ihr gemeinsam vorgeführter Spagat am Ende ihres Auftritts begeisterte das Publikum. Nach 30 Jahren Büttenabstinenz als Solorednerin, aber mit fast 40-jähriger Fasnachtszugehörigkeit glänzte Ehrenfastnachterin Heidi Brandmeyer trotz leichten Lampenfiebers mit ihrem Sprechgesang, bei dem das Publikum jeweils den Schluss eines Satzes ergänzen musste. Als Nachtwächter nahm sie gekonnt auch viel Örtliches – „die Stroß kaputt de ganze Winder, kanns net mehr höre, Menschenskinder“ – aufs Korn. Mit einem faszinierenden Auftritt begeisterten die Dancing Devils (Gastballett aus Ilbesheim unter der Leitung von Julia Brück) in schwarzem Latex und Tüll mit einem bemerkenswerten choreographischen Medley aus dem Tanzdrama „Black Swan“. Eine sportliche Meisterleistung mit vielen spektakulären Tanzelementen war auch der anschließende Auftritt des Gardemädchens Marlene Rech. Bei der Neueröffnung des Massagestudios „Druff un Dewerrer“ mit den beiden Massörinnen Babsi (Heike Stolzenberg) und Elsje (Carmen Ciara) ging es gewohnt deftig zur Sache. Die ersten Patienten Daniel „Chico“ Przykopanski und Janik Rech hatten dabei wenig zu lachen, aber viel auszuhalten. Mit Ölen und anderen Flüssigkeiten wurden sie bearbeitet und durchgeknetet. Mit einem Querschnitt aus den Auftritten der letzten elf Jahre boten „No Limits“ in verschiedenen Kostümen eine Superleistung. Nach und nach tanzten sie sich bei ständig wechselnder Musik und wechselndem Tanz auf die Bühne, bis sie sich zu einem Ballett formiert hatten. Spontane Zugabeforderungen hatten sie sich verdient. Bemerkenswert die Leistung, da die in München wohnenden Jennifer-Sue Engel und Simone Krynicki nur per Video am Tanztraining teilnehmen konnten. Als Ehepaar aus dem Ort gefielen Kerstin Früh und Mattias Unger und stellten Ideen und Visionen vor, mit denen man den ganzen Ort bereichern kann. Angefangen beim Wäscheservice fürs Altersheim mit dem Slogan „heute gewaschen, morgen leere Taschen“ bis zum erhofften Haus in Monaco. Ein Augenschmaus der Auftritt der buntkostümierten Miggebletsche, die als Puppen von ihrer Zirkusdirektorin zum Leben erweckt wurden. Wahre Beifallsstürme erntete Sinead Keller als Helene Fischer mit der entsprechenden Fischer-Show. Imponierend, wie sie den Titel „Atemlos“ in „Albisheim is Fassenacht, da wird gefeiert un gelacht, Albisheim heb dein Glas, gemeinsam haben wir Spaß“, live gesungen, interpretierte. Eine Superleistung vollbrachte die Showgruppe mit ihrem Moderator und Fastnachtsorganisator Dirk Drexler-Erlenbach, die ideenreich Fernsehsendungen verschiedener Programme darstellten. Mit Knopfdruck wurden unterschiedliche Sendungen im 3D-Format aufgerufen und mit Schwarzlichteffekten wurden die sportlichen Einlagen spektakulär dargeboten. Einen Extraapplaus verdienten sich die Woibergschneggen, die in rotglänzenden hauteng anliegenden Ganzkörperanzügen die Bühne rockten. Als Albtraum aller Nachbarn und Vermieter berichtete Daniel Przykopanski vornehmlich für die vielen Insider von seinem Umzug, aus dem Alltag eines Mieters voller Events und ausschweifenden Parties. Nach der Melodie des Kölner Fasnachtshits „Leev Marie, ich bin kein Mann für eine Nacht“ belebte das AH-Ballett unter der Regie von Heidi Ludwig als Funkenmariechen die Narrhalla. Mit dem Geier-Sturzflug-Song „Die pure Lust am Leben“ begeisterten mit tollen Tanzeinlagen und beeindruckenden Formationen, die Candy Girls. Auch das zweite Gastballett, die Pulverplättchen aus Dreisen (verantwortlich: Helga Groß, Lea Hoffmann und Ann-Sophie Hornung), wurden schnell zu einem weiteren Höhepunkt des Abends. Sehr ausdrucksstark mit toller Choreographie, furchterregender Gesichtsbemalung, schwarzsilberner Kostümierung und farbenprächtigem Kopfschmuck entführten die Gäste als gute und böse Mitternachtsgeister in den Urwald Südamerikas. In Anlehnung an die Augsburger Puppenkiste riss die „Albsemer Bobbekischt“ mit ihrer ulkigen Miniplayback-Show und ständig wechselnden Szenen von den Stühlen. Alle Akteure präsentierten sich noch einmal beim Finale einer großartigen Jubiläumssitzung, zu deren Gelingen auch viele fleißige Helfer beitrugen. Passend zum Jubiläum gab es auch stilvolle Orden (verantwortlich Laura Dietz), die eine in silber geprägte Narrenkappe mit einem darunter eingeschweißten Bildausschnitt des Fastnachtstreibens vorm Rathaus im Jahre 1897 zeigte.

x