Donnersbergkreis Neue Perspektiven für Elektrifizierung der Alsenzbahn

Der im Dezember 2016 eingeführte Regional-Express von Kaiserslautern über Rockenhausen (Foto) nach Koblenz fährt auf einer Strec
Der im Dezember 2016 eingeführte Regional-Express von Kaiserslautern über Rockenhausen (Foto) nach Koblenz fährt auf einer Strecke, die ab Bingen schon seit Jahrzehnten elektrifiziert ist.

Für die Elektrifizierung der Alsenzbahn gibt es neue Perspektiven. Gestern legte der Bahnbranchenverband „Allianz pro Schiene“ bei einer Veranstaltung in Berlin Bundestagsabgeordneten eine Karte mit Strecken vor, die für ein Elektrifizierungsprogramm der künftigen Bundesregierung in Frage kommen. Darunter ist auch die Alsenzbahn.

Wie am 15. Februar im Wirtschaftsteil der RHEINPFALZ berichtet, haben sich Union und SPD im Vertrag für eine große Koalition darauf geeinigt, 70 Prozent des Schienennetzes in Deutschland bis 2025 zu elektrifizieren. Von erheblicher Bedeutung für die Pfalz könnte insbesondere der Satz im Koalitionsvertrag sein: „Mit einer neuen Förderinitiative wollen wir regionale Schienenstrecken elektrifizieren.“ Bisher ist allerdings nichts darüber bekannt, wie die Einzelheiten der neuen Förderinitiative aussehen sollen und welche Mittel dafür zur Verfügung stehen werden. Konkrete Strecken sind im Koalitionsvertrag nicht genannt. In dieser Situation ist eine Veranstaltung von besonderem Interesse, die gestern in Berlin stattfand. Die „Allianz pro Schiene“ legte Bundestagsabgeordneten „Empfehlungen für ein Beschleunigungsprogramm Elektromobilität Schiene 2025“ vor. „Die Allianz pro Schiene“ ist ein Bündnis, das vor allem von Gewerkschaften, Umweltorganisationen sowie Verkehrs- und Verbraucherverbänden getragen wird. Das Spektrum der Mitglieder reicht vom Autoclub Europa (ACE) bis zum Verband Deutscher Eisenbahn-Ingenieure (VDEI). Als Förderer gehören der Organisation diverse Unternehmen aus der Eisenbahnbranche an. Vorsitzender der „Allianz pro Schiene“ ist Alexander Kirchner, Chef der Eisenbahnergewerkschaft EVG und stellvertretender Aufsichtsratschef der Deutschen Bahn. Aus dem von Union und SPD vereinbarten Ziel, 70 Prozent des deutschen Eisenbahnnetzes bis 2025 zu elektrifizieren, ergibt sich eine Summe von rund 3300 Streckenkilometern, die zusätzlich zu den gut 20.000 bereits elektrisch betriebenen Streckenkilometern noch elektrifiziert werden müssten. Die „Allianz pro Schiene“ legte gestern in Berlin eine deutschlandweite Karte mit ihrer Ansicht nach elektrifizierungswürdigen Strecken vor. Die Summe der in der Karte aufgeführten Strecken beträgt allerdings 4334 Kilometer, also 1000 Kilometer mehr als erforderlich sind, um das von der großen Koalition formulierte Ziel zu erreichen. Auf dieser Karte ist in der Kategorie „Sinnvolle Projekte außerhalb des Bundesverkehrswegeplans“ unter anderem auch die Alsenzbahn verzeichnet. Pläne für eine Elektrifizierung der Alsenzbahn von Bad Münster nach Kaiserslautern gab es bereits in den 1970er-Jahren. Damals fuhren über die Strecke noch Schnellzüge von Frankfurt nach Paris und viele Güterzüge zum und vom Rangierbahnhof Einsiedlerhof bei Kaiserslautern. Elektrifizierungspläne Anfang der 1990er- und 2010er-Jahre hingen vor allem mit Überlegungen zusammen, eine Alternativroute für Güterzüge zu schaffen und damit die stark befahrenen Strecken von Bingen nach Mainz sowie zwischen dem Rhein-Main- und dem Rhein-Neckar-Gebiet zu entlasten. Diese Vorhaben wurden zwar schließlich in beiden Fällen nicht weiterverfolgt, hatten aber immerhin den Effekt, dass die Alsenzbahn nördlich von Enkenbach entgegen zeitweiliger Rückbaupläne bis heute durchgehend zweigleisig geblieben ist. Die vereinbarte neue Förderinitiative für regionale Schienenstrecken könnte dazu führen, dass eine Elektrifizierung der Alsenzbahn erstmals primär für den Regionalverkehr geplant wird. Ein gutes Argument dafür ist die Ende 2016 eingeführte Regional-Express-Linie von Kaiserslautern nach Koblenz. Die Dieseltriebwagen dieser Linie fahren heute nördlich von Bingen 61 Kilometer auf einer elektrifizierten Strecke. Mit der Elektrifizierung von 69 Streckenkilometern zwischen Hochspeyer und Bingen ließen sich deshalb auf dieser Linie 130 Fahrkilometer auf elektrischen Betrieb umstellen. Ein solcher Effekt kann für das Verhältnis zwischen Nutzen und Kosten einer Elektrifizierung eine bedeutende Rolle spielen.

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