Donnersbergkreis Lebende Erinnerung an altes Handwerk

In Bobenheim-Roxheim am Silbersee werden derzeit die Kopfweiden gestutzt. Die geschmeidigen Jungtriebe der Bäume waren früher die wirtschaftliche Grundlage der Korbmacher. Von den einst die Auwälder der Altrheinlandschaft prägenden Bäumen gibt es nicht mehr viele in der Region.

Auf der Wiese neben der Silbersee-Zufahrt sieht man nur noch die Stämme der alten Korbweiden (Salix viminalis). Aber genau so muss es sein, damit sie im Frühjahr austreiben und lange Ruten entwickeln können. Weil solche Kürzungen auf ein bis drei Meter über die Jahre zu einer kugelförmigen Verdickung des Stamms führen, nennt man derart behandelte Weiden auch Kopfweiden. Da die rund 50 Weidenbäume auf Bobenheim-Roxheimer Gemarkung nicht mehr für die Herstellung von Körben genutzt werden, genüge ein Rückschnitt alle vier Jahre, erklärt der Leiter des Betriebshofs, Peter Bartmann. „Wenn sie nicht geschnitten werden, brechen sie auseinander, und im Stamm hält Fäulnis Einzug.“ Die Mitarbeiter sind erfahrene Baumpfleger und haben den Sägeschein erworben. „Ohne diesen Schein geht gar nix“, sagt Bartmann. Die alten Weiden am Altrhein seien für Flora und Fauna dort sehr wichtig. In den alten Stämmen könnten Fledermäuse und Eulen wohnen. Und die Weidenkätzchen lieferten im aufkeimenden Frühling erste Nahrung für die Bienen. Über Jahrhunderte bildeten die Bäume eine Überlebensgrundlage für die Roxheimer Bevölkerung, die sich im Wesentlichen vom Fischfang und von der Korbmacherei ernährte. Im 19. Jahrhundert entfaltete sich dieses Handwerk zur vollen Blüte, 1880 wurde in Roxheim sogar eine Korbmacherschule eröffnet. 1886 zählte sie sechs Lehrlinge und zwei Arbeiter sowie 25 Hilfskräfte zum Schälen und „Weißmachen“ der Weiden sowie zur Herstellung der Korbwaren. Die Qualität der Roxheimer Korbwaren war beachtlich, die Nachfrage stieg beständig, sodass es 1890 in Roxheim mehr als 50 Korbmacherfamilien gab, was rund einem Viertel der Bevölkerung entsprach. Das Handwerk gehört in Bobenheim-Roxheim inzwischen der Vergangenheit an, der letzte Korbmacher, Hans Graber, starb vor wenigen Jahren. Bis zuletzt hatte er sein Können bei Veranstaltungen der Gemeinde und in der Volkshochschule demonstriert. Wer sich über die alte Handwerkskunst näher informieren will, ist im örtlichen Heimatmuseum richtig. Im Obergeschoss gibt es eine Dauerausstellung dazu.

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