Donnersbergkreis Krieg und Mord ächten

Eine große Resonanz fand die Ausstellung „Unsere Stadt vor 70 Jahren: Bombenhagel auf Kaiserslautern“. Sie wurde gestern in den Räumen der Stadtmission eröffnet. Die Dokumentation entstand aus einem von Karl-Richard Albus, dem Vorsitzenden der Stadtmission, initiierten Erinnerungsprojekt anlässlich der in den Jahren 1944/1945 stattgefundenen alliierten Luftangriffe, bei denen das Wohngebiet „Kotten“ in Schutt und Asche gelegt wurde.

Unter den Gästen konnte Albus zahlreiche Zeitzeugen begrüßen. Sie bereicherten die Ausstellung mit authentischen Beiträgen. Groß seien Leid und Schmerz der Menschen in der Bombennacht vom 27. auf den 28. September gewesen, als neben 200 Häusern auf dem Kotten auch die Apostelkirche, das Gebäude der Stadtmission und weiter entfernt die Kirche Maria Schutz total zerstört wurden. Beeindruckt zeigte sich Albus von der Bereitschaft vieler Personen, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Mitarbeiter des Stadtarchivs und Wilhelm Barz, ein Zeitzeuge, hätten wesentlich mit zur Umsetzung des Erinnerungsprojekts beigetragen. Die inhaltliche Dichte und die grafische Gestaltung der Exponate seien ein großes Verdienst von Wilhelm Barz, einem langjährigen Kenner der Stadtgeschichte. Albus hob das Engagement des Ausstellungsteams hervor, zu dem neben Gemeindemitgliedern Martin Klemenz und Jens Stöcker vom Stadtarchiv, der Fotograf Manfred Bischof und die Grafikerin Silke Kretzschmar gehörten. Die Ausstellung, die auf 40 Tafeln mit vielen aussagekräftigen Fotos und Texten die Folgen der Bombennacht dokumentiert und in den Besitz des Stadtarchivs übergehen soll, wird durch eine Medienstation, die es erlaubt, im Kriegstagebuch der früheren Stadtarchivarin Grethe Wagner zu blättern, ergänzt. Bürgermeisterin Susanne Wimmer-Leonhardt würdigte die Ausstellung als eine große Bereicherung der Stadt Kaiserslautern. „Für die Stadtgeschichte ist sie sehr wertvoll.“ Angesichts weltweiter Krisen- und Kriegsherde dürften die Menschen in unserem Land in Frieden und Freiheit leben. Das sei nicht selbstverständlich und bedürfe stetiger Bemühungen, sagte Wimmer-Leonhardt. Am Beispiel ihrer Mutter, die in Pirmasens durch Luftangriffe alles verloren habe, appellierte Dekanin Dorothee Wüst, die Sehnsucht nach Frieden nicht aufzugeben. „Bomben fallen vom Himmel, der Friede nicht“, sagte Wüst. Irmgard Schindler, Vorsitzende des Pfarreirats der Projektpfarrei St. Martin, sagte in Vertretung von Pfarrverbandsleiter Pfarrer Andreas Keller, unsere Welt stehe an vielen Orten in Flammen. Unser aller Auftrag müsse es sein, Krieg und Mord zu ächten. Dazu könne die Ausstellung wach halten. Jens Stöcker, der Leiter des Stadtarchivs, gab einen historischen Abriss über das Geschehen während des Zweiten Weltkriegs in Kaiserslautern. Kaiserslautern sei kein Hort des Widerstands gegen den Nationalsozialismus gewesen. Durch Luftangriffe sei die Stadt zu 63 Prozent zerstört worden. Über 600 Menschen hätten dabei ihr Leben lassen müssen. (jsw)

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