Donnersbergkreis „Kluft zwischen Anspruch und Realität“

Geschlossene kommunale Kindertagesstätten oder solche, in denen nur ein Notdienst aufrechterhalten wurde: Das war gestern das Bild im östlichen Donnersbergkreis. Viele Erzieherinnen waren dem Aufruf der Gewerkschaften Ver.di und GEW zum eintägigen Warnstreik gefolgt und wollten so die Gewerkschaftsforderung untermauern, den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst künftig 100 Euro mehr im Monat zu zahlen und zusätzlich eine Gehaltserhöhung von 3,5 Prozent zu gewähren.

Den „Ausnahmezustand“ hatten die Kitas den Eltern per Handzettel oder Aushang am Vortag bekanntgemacht. Einige seien wegen der Kurzfristigkeit schon verärgert gewesen, hieß es bei Nachfrage in Kindergärten, doch die meisten hätten Verständnis für die Forderungen der Erzieherinnen gezeigt – und ihre Kleinen dann doch noch irgendwie anderweitig untergebracht oder ihren Tag umorganisiert.

Wer das nicht schaffte, für den gab es beispielsweise in zwei Kirchheimbolander Kitas Notdienste. Von an normalen Tagen 110 Kindern kamen laut Erzieherin Suzanna Bilic gestern 16 Kinder in die „Villa Kunterbunt“; geöffnet blieb sie bis 17 Uhr. Susanna Bilic hält den Warnstreik, der gestern zum Beispiel auch kommunale Kliniken und Müllabfuhr betraf, aus Sicht der Erzieherinnen für sehr geboten: „Die berufliche Belastung ist hoch, aber die Arbeit wird nicht ausreichend wertgeschätzt.“

Noch deutlicher wird Birgit Klostermeier, langjährige Leiterin der Kita „Ritten“, die gestern für sechs Kinder einen Notdienst eingerichtet hatte. In 36 Berufsjahren habe sie noch keine Zeit erlebt, in der es „so eng wie heute ist“. Es sei zwar sehr schön, dass jetzt auch der Rechtsanspruch für die ganz Kleinen da sei – im „Ritten“ werden zur Zeit fünf Einjährige und sieben Kinder zwischen ein und zwei Jahren betreut, weitere vier „Minis“ werden in den nächsten Wochen erwartet –, doch für Birgit Klostermeier klafft zwischen der neuen Herausforderung, einem anspruchsvollen Bildungsauftrag und den realen Bedingungen eine große Lücke. „Es gibt weder eine Personalaufstockung noch eine Veränderung der Gruppengröße“, beklagt sie. Von Seminaren für Erzieherinnen, die sie im Land Rheinland-Pfalz halte, wisse sie, dass die Situation überall ähnlich sei. Deshalb sehe man in den Warnstreiks auch nicht nur eine finanzielle Frage, sondern wolle auch auf das Gesamtbild aufmerksam machen. Das taten einige ihrer Kolleginnen, wie Abgesandte anderer Kitas auch, gestern bei einer zentralen Kundgebung in Mainz.

Die Situation in Kitas der Verbandsgemeinden Kirchheimbolanden und Göllheim stellte sich gestern unterschiedlich dar. In der VG Kibo blieben laut Auskunft der Verwaltung die Kitas „Louhans“ in Kirchheimbolanden, Bischheim, Bolanden, Marnheim und Morschheim komplett geschlossen; für das Angebot der Morschheimer, ebenfalls einen Notdienst einzurichten, habe es keine Nachfrage gegeben, hieß es im VG-Rathaus. Normaler Betrieb herrschte hingegen in den Kitas Oberwiesen und Kriegsfeld.

Etwas entspannter zeigte sich der gestrige Tag in der Verbandsgemeinde Göllheim: „Keine Streikbeteiligung“ meldete die VG für vier kommunale Kitas: Lautersheim, Biedesheim, Göllheim und Einselthum. In den Kindergärten Zellertal und Dreisen, die sich dem Streikaufruf angeschlossen hatten, waren jeweils Notgruppen eingerichtet.

An den Krankenhäusern Kirchheimbolanden und Rockenhausen gab es gestern, im Unterschied zu den Standorten Kaiserslautern und Kusel des Westpfalz-Klinikums, keine Warnstreiks. (bti)

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