Donnersbergkreis Kaum Erholung der Bestände

Zu den eindeutigen Verlierern in der sich seit Jahrzehnten wandelnden Kulturlandschaft gehört zweifellos das Rebhuhn. Bis in die 1970er Jahre zählte es zu den häufigsten Wildarten in unserer heimischen Feldflur. Seither ging der Bestand, jägersprachlich Besatz, bundesweit ständig zurück, und heute sind auch rund um den Donnersberg nur noch in wenigen Ecken Reste dieser kleinen Hühnervögel mit dem hufeisenförmigen Fleck auf der Brust zu sehen.

Die Wildnachweise der unteren Jagdbehörde verzeichneten in den letzten drei Jagdjahren für den Kreis zusammen 20 Rebhühner, alle Opfer des Straßenverkehrs. Da in dieser Zeit das Rebhuhn auf freiwilliger Basis nicht mehr bejagt wurde, können diese Zahlen alber nicht als Anhaltspunkte für die vorhandenen Bestände gelten. Kreisjagdmeister Klaus Weber äußert sich pessimistisch über die Gegenwart dieses früheren Allerweltsvogels. Trotz des Bejagungsverzichts würden sich die Besätze nicht erholen. Nach Webers Ansicht seien deshalb ganz andere Faktoren wirksam, die den Rückgang des Niederwildes im Allgemeinen und des Rebhuhns im Besonderen verursacht hätten. So nennt Weber zunächst einmal die moderne Landwirtschaft mit ihren Monokulturen in der ansonsten weitgehend ausgeräumten Landschaft. Hecken, Feldgehölze und Ackerraine, die in der Vergangenheit Deckung gegen „Raubvögel“ boten, seien im Zuge der Flurbereinigungen beseitigt worden. Herbizide ließen auf den Äckern keine Wildkräuter mehr hochkommen, deren Samen die bevorzugte Nahrung der erwachsenen Rebhühner seien, und Insektizide würden die für die Aufzucht der Jungtiere lebensnotwendigen Bodeninsekten vernichten. Aber auch dem Haarraubwild, wozu Weber Fuchs, Dachs, Marder, Waschbär und Marderhund aufzählt, seien die Gelege der bodenbrütenden Hühnervögel nahezu schutzlos ausgeliefert. Fatal wirke sich hier die verfügte Schonung dieser „Prädatoren“ während der Brut- und Aufzuchtzeit aus. Die Beutegreifer aus der Luft seien ohnehin schon seit längerem ausnahmslos ganzjährig unter Schutz gestellt, was mittlerweile auch für den Iltis gelte. Wer etwas für das Überleben des Rebhuhns in unserer Region tun wolle, müsse deshalb einerseits dessen natürliche Feinde kurz halten, so weit es das Jagdrecht zulasse, und andererseits wieder für ausreichende Nahrung und Deckung in Feld und Flur sorgen. Letzteres könne aber nur im Zusammenwirken mit den Landwirten gelingen, so Weber. Die von EU, Bund und Ländern angebotenen Programme für die Landwirtschaft zur Förderung der Artenvielfalt hätten bislang in Bezug auf das Rebhuhn nur wenige sichtbare Erfolge gebracht, allenfalls konnten sich lokal die Besätze auf niedrigem Niveau geringfügig erholen, so auch im Jagdrevier Gauersheim-Rittersheim, wie vom dortigen Mitpächter Erhardt Reiß zu erfahren war. Dieses Revier nimmt am Rebhuhn-Monitoring des Landesjagdverbandes (LJV) teil, das seit zwei Jahren läuft. Nach der sogenannten „Punkt-Stopp-Methode“, auch als „Verhörmethode“ bezeichnet, wird dazu im Frühjahr mittels eines kleinen batteriebetriebenen Lautsprechers der Lockruf des Rebhahns imitiert und die antwortenden echten Hähne auf einer Revierkarte vermerkt. Da sich dort, wo ein Hahn ist, üblicherweise auch eine Henne aufhält, können somit die in einem Revier vorhandenen Brutpaare erfasst werden. In Rittersheim seien mit diesem Zählverfahren 2016 neun, 2017 aber 17 Rebhähne „verhört“ worden, in Gauersheim 17 beziehungsweise 34 und im Revier Bischheim des Pächters Rainer Sältzer in beiden Jahren jeweils vier Hähne. Hilmar Knobloch nimmt mit seinem Revier Ilbesheim nicht am Monitoring teil, bestätigt aber die ständige Anwesenheit einer „Rebhuhnkette“ mit bis zu zehn Individuen. Alle drei Pächter versichern, das Rebhuhn schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr bejagt zu haben, aber auch vorher seien die Strecken bescheiden gewesen. Mittlerweile würden sie sich allein schon am Anblick dieser „Feldhühner“ erfreuen. Wie der Landesjagdverband auf Anfrage mitteilte, beteiligen sich im Kreis derzeit sechs Reviere am Rebhuhn-Monitoring. Diese Reviere lägen östlich von Kirchheimbolanden, im Südwesten und im Norden des Landkreises. Hier sei auf insgesamt 2005 Hektar Offenland eine durchschnittliche Dichte von knapp drei Brutpaaren im Jahr 2016 und rund fünf Brutpaaren 2017 pro 100 Hektar ermittelt worden. Um jedoch noch genauere Aussagen über das Vorkommen des Rebhuhns im gesamten Landkreis treffen zu können, wäre es wünschenswert, dass sich weitere Revierpächter am Monitoring engagieren würden, so Pressereferent Günter Klein. Außer dem Bejagungsverzicht sind die Möglichkeiten der Jäger zur Erhaltung des Rebhuhns begrenzt. Neben dem „Kurzhalten“ der Prädatoren wird hier in erster Linie auf die Auslage von Spreu verwiesen. Derartige Futtergaben sind erlaubt, insoweit sichergestellt ist, dass sie von Schalenwild nicht angenommen werden können. Für letztere ist nämlich die Fütterung grundsätzlich verboten. Rainer Sältzer vertritt hier allerdings die Ansicht, die Rebhühner würden natürlich vorhandene Unkrautsamen dem ausgelegten Futter vorziehen. Er appelliert deshalb an die Landwirte, zumindest die Acker- und Wegränder nicht mehr mit Herbiziden zu spritzen. Auch mit Renaturierungsmaßnahmen, etwa der Wiederherstellung von Hecken, könne dem Rebhuhn geholfen werden. Im Übrigen seien die Landwirte verpflichtet, fünf Prozent ihres Landes als sogenannte „Ökologische Vorrangflächen“ auszuweisen und so durch Brachen und extensiv genutzte Areale Lebensräume zur Erhaltung der Artenvielfalt zu schaffen. Alternativ dazu sei auch die Bestellung von 15 Prozent des Bodens im Herbst und Winter mit Leguminosen (Hülsenfrüchtler) als Zwischenfrucht möglich. Dies wirke zudem als Gründüngung, wie Fritz-Otto Knobloch erläutert. Auch nach Ansicht von Cornelia Reuther, stellvertretende Vorsitzende der NABU-Kreisgruppe, sehe es für das Rebhuhn im Donnersbergkreis schlecht aus. Selbst im Naturschutzgebiet „Steinbühl“ bei Orbis seien diese Tiere nicht mehr zu sehen. Auf die Frage nach einer Bejagung der Prädatoren verweist Reuther indes auf die Naturschutzreferentin Cosima Lindemann bei der Landesgeschäftsstelle des NABU in Mainz. Diese mit der gleichen Frage konfrontierte Biologin bekennt, dass der NABU keine Einwände habe gegen die Jagd zur nachhaltigen Nutzung der Ressource Wildbret. Auch werde Jagd als Prädationsmanagement nicht grundsätzlich abgelehnt, sofern die Zweckmäßigkeit nachgewiesen werde. Ein Raubtiermanagement könne situativ durchaus sinnvoll sein. Allerdings müsse die Wirksamkeit der großflächigen Bejagung des Fuchses und anderer Beutegreifer zum Schutz des Rebhuhns bezweifelt werden. Auch wenn die Prädatoren zum Rückgang der Rebhuhnbestände beitragen würden, hätten sie diese nicht verursacht. Nach Lindemann könne für das Rebhuhn in erster Linie etwas getan werden durch Verbesserungen in der Landwirtschaft und das Schaffen geeigneter Lebensräume.

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