Donnersbergkreis Jan-Philipp Kluska ist zur Stelle

Albisheim. Es war ein Fußballdrama, wie es im Buche steht. Ein Spektakel. Spannend, mitreißend, unvorhersehbar: Erst im Elfmeterschießen erzitterte sich Verbandsligist TuS Rüssingen erneut den Titel auf der Albisheimer Sportwoche – nach 90 Minuten hatte es gegen den TSV Gundheim überraschend 4:4 (2:0) gestanden. Der Verlauf war nichts für schwache Nerven. Ivica Dzijans Doppelpack (38., 42.) ließ den TuS wie der sichere Sieger jubeln. Aus dem Nichts warfen die Rheinhessen aber alles um.

Das Geheimnis eines Elfertöters ist, das richtige Eck zu riechen. In den Augen des Schützen, in seinem Anlauf zu lesen, wo das Leder einschlägt. Eine Kunst. Jan-Philipp Kluska tippelte locker auf der Torlinie umher. Der Torwart hob die Arme, ließ sie fallen, ging nach links, wieder nach rechts. Und er roch es. Noch bevor Gundheims Sascha Bischer an die Kugel trat, sprang Kluska. Für Bischer zu spät, um noch reagieren zu können. Halbhoch segelte der Ball ins linke Torwart-Eck, Rüssingens Keeper lag in der Luft und fischte ihn raus. Die Vorentscheidung einer aufreibenden Partie, in der das Elfmeterschießen der Höhepunkt war. TuS-Akteur Engin Göher erledigte danach nur die Pflicht – und traf zum Sieg. „Wichtig war, dass wir die Ruhe bewahrt haben und zurückgekommen sind. Die Mannschaft hat an sich geglaubt und ihren Stil 90 Minuten durchgezogen“, war der Rüssinger Trainer Ako Yalcin mit seiner Elf zufrieden. Yalcins Verbandsliga-Aufsteiger, extrem offensiv eingestellt, hatte sich schon gekrönt: Sturmtank Ivica Dzijan behauptete auf Links das Leder, lochte ins lange Eck ein (38.). Eine Flanke holte er darauf unnachahmlich aus der Luft und schob zum 2:0 ins Netz (42.). Die Rüssinger zauberten. Schnelle, direkte Kombinationen, mit der Hacke, mit fantastischen Pässen. Nach dem 2:0 ereilte sie aber die Realität. 23 Horrorminuten holten den TuS zurück auf den Boden. Der Zauber, der Glanz verflog. Die einfachsten Pässe fanden keinen Abnehmer mehr. „Wir haben das Spiel auf die leichte Schulter genommen“, so Yalcin. Kurios: TSV-Angreifer Phil Siegmund schoss flach und trocken ein (54.), TuS-Innenverteidiger Patrick Schneider grätschte eine Hereingabe in den eigenen Kasen (69.), Joker Lukas Springer nutzte einen Abstimmungsfehler (74.) – und zu guter Letzt verwandelte Pascal Böß auch noch einen Strafstoß (77.). In kürzester Zeit schenkte der Bezirksligist dem Favoriten vier Tore ein. Unglaublich. Besonders ärgerlich: Goalgetter Dzijan hatte direkt vor den ersten beiden Gegentreffer die hochkarätige Chance, alles zu entscheiden. Zweimal verfehlte er ein fast leeres Gehäuse. „Für mich war das auch überraschend. Rüssingen hat ein gutes Spiel aufgezogen. Dass wir noch vier Tore machen, hätte ich nie geglaubt. Wir haben uns gut reingekämpft“, staunte TSV-Trainer Matthias Gutzler, der nach dem 1:2-Anschluss neuen Schwung brachte. „Am Schluss hat dann die Kraft gefehlt. Unsere Vorbereitung war intensiv.“ Trotz verlorenem Faden, trotz 2:4-Rückstand gab sich Rüssingen nicht auf. Das war früher auch schon anders. Gerade Doruk Tras hinterließ einen ausgezeichneten Eindruck. Er war engagiert, lief jedem Ball mit Herzblut hinterher. Kein Weg war ihm zu schade. Der Einsatz wurde belohnt: Neuzugang Maximilian Kardasch lupfte zum 3:4 ein (80.), Andy Bahr zog aus 20 Metern schnörkellos ab und traf – 4:4 (86.). „Wir haben gesehen, wie schnell man bestraft wird. In der Verbandsliga geht das genauso. Wir müssen konstanter sein und die Dinger machen. Da geht noch viel mehr“, sagte Doruk Tras nach dem Spiel. Im Elfmeter-Showdown war letztlich Kluska zur Stelle. Nicht ein Rüssinger Spieler verschoss. (ppp)

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