Donnersbergkreis Instrumentaler Rausch

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Sanftes Schlagzeug, beschwingte Töne vom Klavier, zarte Vibrationen einer Bassgitarre: Die minutenlange instrumentale Einstimmung von „Jazz Connection“ am Samstagabend im Haus Gylnheim erinnerte ein wenig an Melodien aus der berühmten Comic-Serie „Die Peanuts“. Währenddessen betrat mit langem weißem Engelshaar Jill Gaylord die Bühne, Sängerin mit US-amerikanischen Wurzeln sowie über 40-jähriger Bühnenerfahrung, unter anderem am Staatstheater Wiesbaden.

Mit anschmiegsamer Stimme ergänzte sie das Instrumental-Trio, das nun mit einer sich entwickelnden Dynamik exotische Jazzklänge zauberte. In den vorderen Reihen waren die Stühle kreisförmig um alte Weinkisten aufgereiht, darauf flackerten Kerzen, während die Gäste hin und wieder zum Gläschen Wein griffen. Der Blick nach draußen durch die moderne Glas-Fassade von Haus Gylnheim offenbarte den romantischen Blick auf das beleuchtete Natursteinmauerwerk des Gaustalls und das gegenüberliegende Fachwerkhäuschen. Der Veranstaltungsort überzeugte durch sein Ambiente, dennoch blieb nahezu die Hälfte der Stühle im Saal verwaist. Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch, eingefleischte Jazz-Fans wippten mit den Füßen zum Takt der Melodie, ein Pärchen war sogar extra von Mainz nach Göllheim angereist, um hautnah die rheinhessische Band zu erleben. Immer wieder spielte diese besonders energiegeladene sowie sehr gefühlvolle und ruhige Passagen, die man am besten mit geschlossenen Augen genoss. Dem Publikum waren besondere Momente immer einen spontanen Applaus wert, wobei sich der ebenfalls anwesende Ortsbürgermeister Dieter Hartmüller als wahrer Jazz-Liebhaber zu erkennen gab. Beim Rhythm & Blues-Klassiker „You Give Me Fever“ schnippte Schlagzeuger Wahan Cherbettchian mit den Fingern, bearbeitete gefühlvoll mit den Stöcken seine selbstgebauten Wahan-Drums und animierte die Gäste zum Mitmachen. Kräftiger Applaus quittierte die hervorstechenden Leistungen der Band. Dann wurde es so richtig funky, Jill Gaylord setzte sich und lauschte zusammen mit dem Publikum dem instrumentalen Klangrausch. Wolfgang Thomas gab am Keyboard jazzige und ausgefallene Rhythmen zum Besten. Durch Variationen von Hoch-, Tief- und Halbtönen ergab sich ein temperamentvolles Klangbild mit einer breiten Dynamik von langsam und leise bis schnell und laut, untermalt von Bass und Schlagzeug. Währenddessen wurde noch ein kleines Bühnenlicht vor dem Schlagzeug installiert, das wenig später in wechselnden Farben zur Musik leuchtete. Offenbar wurde in der Pause auch noch ein wenig an den Technikeinstellungen gefeilt, denn der zweite Part wirkte insgesamt deutlich lauter, allerdings konnten in sehr ruhigen Passagen empfindliche Ohren ein leises Grundrauschen aus den Lautsprechern wahrnehmen. Mit „You can reach me“ und „Day and Night“ ging es gefühlvoll weiter, wobei das Keyboard variationsreiche Klänge imitierte, vom klassischen Klavierton bis zum Ziehharmonika-Instrument. Hier bewies die Band ihren experimentellen Charakter, indem sie diverse Musikstücke „anjazzte“. Bei Elton Johns „Your Song“ hielt sogar ein von der Musik sichtlich berührter Gast eine Kerze nach oben und schwenkte sie zur Melodie. Mit der Interpretation dieses Liedes stellte Jill Gaylord ihr breites musikalisches Spektrum so richtig unter Beweis. Amüsanter wurde es, als Wahan Cherbettchian den Titel „Just A Little Samba“ mit einem Chicken-Chick-Instrument und einer Banane anstimmte. Doris Bugiel bedankte sich im Namen des veranstaltenden Göllheimer Kulturvereins am Ende der Veranstaltung und überreichte der Gruppe einen Wein aus der Region. Ihre Bitte um eine Zugabe blieb bei den Musikern natürlich nicht ungehört. Mit instrumentalen Solo-Einlagen verzauberte Jazz Connection, die mit der Sängerin ihr 20-jähriges Jubiläum feierte, zum Abschluss noch einmal die Gäste, wofür sie großen Beifall eines kleinen, aber exquisiten Publikums erntete.

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