Donnersbergkreis Im Schweinsgalopp in die neuen Regeln

Regelkunde. Eigentlich ein staubtrockenes Thema. Doch Florian Benedum, Schiedsrichterlehrwart im Fußballkreis Kaiserslautern-Donnersberg, brachte es in Münchweiler an der Alsenz fast 70 Zuhörern interaktiv näher. Der Grund für die freiwillige Lehrstunde: die 95 Regeländerungen, die seit dem 1. Juli 2016 alle Alters- und Spielklassen betreffen.

Udo Schöneberger, der Vorsitzende des Kreisausschusses Kaiserslautern-Donnersberg, hatte am Freitagabend zu dem Referat geladen. Vom Spieler über Trainer, Vereinsmitglieder bis hin zum allsonntäglichen Zuschauer war im Hörerkreis jede Gruppe vertreten, die sich für Fußball interessiert. Kurz und knapp, auf das Wesentliche fokussiert, arbeitete Benedum die Änderungen und Neuerungen ab, streute hier und da ein Video als Beispiel ein und ließ den Zuhörer zum Unparteiischen werden. Keine Spur von Desinteresse oder Langeweile im Auditorium. Vielen wurde bewusst, dass sie in nächster Zeit nicht mit dem Mann mit der Pfeife tauschen wollten. Benedum hatte zum Thema Mehrfachbestrafung gleich drei Videos mitgebracht, auf denen die Zuhörer abstimmen sollten, welche Karte nach den neuen Regeln zu vergeben sei. Gleich beim ersten Video ergab sich ein Patt bei der Abstimmung: Rund 30 Teilnehmer stimmten für Rot, während der Rest für Gelb stimmte. „Wir haben jetzt dreimal auf diese Situation gesehen und sind uns immer noch uneins!“, stellte Benedum lachend fest. „Der Schiedsrichter muss dies in Sekunden entscheiden!“ Daher sagte Benedum seine Meinung auch frei heraus: „Wir Schiedsrichter sind mit der neuen Regel überhaupt nicht glücklich. Sie bringt nur Diskussionen, an deren Ende der Schiedsrichter noch mehr der Buhmann ist“, hatte er vor allem eine Situation im Kopf: „Stellen Sie sich vor, ich entscheide auf der einen Seite auf Gelbe Karte, da ich der Meinung war, dass der Abwehrspieler den Ball spielen wollte, und wenig später auf der anderen Seite auf Rot, da ich dort anderer Meinung war. Was da um das Feld los ist, kann sich jeder ausmalen!“, bat er die Anwesenden, den Schiedsrichtern zur Seite zu stehen und deeskalierend auf die Mitmenschen einzuwirken. Auch verwies er darauf, dass es gerade in den unteren Spielklassen noch zu falschen Auslegungen kommen kann. „Wir mussten in den letzten Wochen leider selbst feststellen, dass noch manches falsch gepfiffen wurde. Es ist aber auch kein Wunder: Wir selbst wurden mit dieser Fülle an kurzfristigen Änderungen überrascht und sind in einem Schweinsgalopp über die neuen Regeln gejagt worden! Bis das alles sitzt, wird es wohl leider etwas dauern“, verwies der Verbandsliga-Schiedsrichter auf das noch fehlende offizielle Regelwerk des Deutschen Fußballbundes, das frühestens Mitte September erwartet wird. Über manche Neuerungen sind aber auch die Schiedsrichter froh. So haben die Unparteiischen nun bei einem aktiven Eingriff von Spieloffiziellen (Personen, die auf dem Spielberichtsbogen stehen) in das Spielgeschehen auf Freistoß und im schlimmsten Fall auf Strafstoß zu entscheiden, was zuvor nicht geregelt war. Sollte also ein Auswechselspieler oder der Physiotherapeut den Ball von der Torlinie klären, erfolgt ein Strafstoß für das angreifende Team. „Wenn der Trainer auf das Spielfeld brüllt, ist dies natürlich kein aktiver Eingriff in das Spielgeschehen“, klärte Benedum auf. Auch Vergehen außerhalb des Spielfeldes sowie gegen die eigenen Mitspieler oder den Schiedsrichter werden nun mit direkten statt indirekten Freistößen geahndet. Das heißt auch wieder im Extremfall: Sollte der Torhüter seinen eigenen Abwehrspieler rüde im Strafraum angehen und stoßen, gibt es Elfmeter für den Gegner. Neu ist zudem, dass der Anstoß nun nach hinten gespielt werden darf. „Sollte dabei ein Spieler so fest gegen den Ball treten, dass er unberührt ins eigene Tor fliegt, gibt es Ecke. Landet er im gegnerischen Tor, zählt das Tor“, stellte Benedum klar. Interessant dürfte auch eine neue Regel für die unteren Klassen sein, wo mit neun statt mit elf Feldspielern gespielt wird. Denn hier gilt ebenso: Sollte eine Mannschaft dauerhaft weniger als sechs Feldspieler plus Torwart auf dem Platz haben, folgt ein Spielabbruch. „Da wird es bei den Neunermannschaften mit zwei Roten Karten eng!“, ermahnte Florian Benedum.

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