Donnersbergkreis Im Grundsatz für Festival-Neuauflage

Ein Höhepunkt des Festivals Neue Musik 2018: Helmut Lachenmann (re.), Komponist von Weltruf, erläutert seine Klavierstücke, die
Ein Höhepunkt des Festivals Neue Musik 2018: Helmut Lachenmann (re.), Komponist von Weltruf, erläutert seine Klavierstücke, die von Moritz Winkelmann (li.) interpretiert wurden.

«ROCKENHAUSEN.» Das Festival hatte im November vier Tage lang der Neuen Musik ein breites Forum gegeben, das von internationalen Stars der Szene genutzt wurde. Spitzeninterpreten aus Deutschland, Italien und Norwegen präsentierten sich. Auch der Nestor der Neuen Musik, Helmut Lachenmann, einer der renommiertesten Komponisten der Gegenwart, fand sich ein und war Schirmherr. Hochkarätig soll es nächstes Jahr auch weitergehen. Aus der Projektskizze von Lydia Thorn Wickert, der Initiatorin und Organisatorin des Festivals wie auch der Reihe „Tonkunst“, hob Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald (SPD) ein Großprojekt hervor: Eine Aufführung eines Monumentalwerks der Gegenwartsmusik, „Gruppen“ von Karlheinz Stockhausen, 1955 geschrieben für drei Orchester. Die Intendanten der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz wie des Pfalztheaters hätten angeboten, das Werk am 6. November 2020 in Rockenhausen aufzuführen. „Eine solche Gelegenheit sollten wir uns keinesfalls entgehen lassen. Das wäre ein echter Knaller für das Festival“, so Seebald. Er rief in Erinnerung, dass das Festival in zweijährigem Turnus und abwechselnd mit dem Kahnweilerpreise laufen solle. Thorn Wickerts Konzept schlägt zudem den japanischen Komponisten Toshio Hasokawa als Schirmherrn und musikalischen Schwerpunkt vor. Als weitere Interpreten und Komponisten werden unter anderen das australische Trio Plexus, das Ensemble BRuCH aus Köln, der italienische Komponist Daniele Ghisi – letztes Jahr als „Composer in residence“ beim Festival dabei – und den Pianisten Tomoki Kitamura, bekannt aus der Kirchheimbolander Klavierreihe „Junge Stars der Klassik“ . „Die vorliegende Planung ist noch unverbindlich, aber wir brauchen eine Aussage dazu“, stellte Seebald das Thema zu Diskussion. Skeptisch reagierte Michael Vettermann, Stadtratsmitglied der FDP. Beim Festival habe er „ein sehr kleines und sehr spezielles Publikum“ gesehen, allenfalls ein Drittel davon seien Rockenhausener gewesen. Daneben biete die Stadt andere Programme, die ein breites Publikum erreichten. „Das wollen wir nicht einschränken.“ Vettermann sah die Gefahr, dass der große Aufwand von Spendern und Sponsoren für das Festival zu Abstrichen bei andern Veranstaltungen führen könnte. „Auch Spenden gehen nur einmal weg.“ Wer das eine unterstütze, werde es für das andere vielleicht nicht mehr tun. „Ich sehe es skeptisch, etwas zu etablieren für ein sehr kleines Publikum, für etwas, dass eher für die Presse, für die Außenwirkung gedacht ist“, meinte Vettermann. Immerhin 30.000 Euro blieben bei der Stadt an Kosten hängen, etwa doppelt so viel wie zuvor kalkuliert. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf gab Seebald auf Vettermanns Nachfrage mit 4000 Euro an. Der Beschreibung Vettermanns wolle er nichts hinzufügen, so Seebald. Aber er sehe in der enormen Öffentlichkeitswirkung des Festivals, das der Stadt neben dem Kahnweilerpreis als zweites Element bundesweite Strahlkraft gebe und ihren Namen weit überregional bekannt mache, einigen Grund, das zu rechtfertigen. „Das sollte ein kleines Mittelzentrum sich leisten, das strukturelle Nachteile hat, die anders nicht zu kompensieren sind.“ Der Veranstaltungsreihe „Sommerzeit“, die in der in der Regel sechs populäre Kulturveranstaltungen für das breite Publikum und alle Altersstufen umfasst, gehe an Sponsorengeldern nichts verloren. Die Fördertöpfe und Geldquellen für das Festival seien ganz andere, sagte Seebald und nannte als einige überregionale Förderer des Festivals das Land, die Kulturstiftung der Bayerischen Versicherungskammer oder den Deutschen Musikfonds. Von dort bekomme man keine Mittel für die „Sommerzeit“. „Kaufen wir uns Image für 30.000 Euro?“ fragte Vettermann. „Das ist geschenkt!“, gab Seebald ihm zu verstehen, dass man auf anderen Wegen mit solchem Geld weit weniger erreichen könne. Seebald merkte zugleich an, dass die Stadt 2019 bei der Musikreihe „Tonkunst“ kürzer treten wolle. „Das wird in diesem Jahr eine geringere Rolle spielen.“ So werde es den Meisterkunst Improvisation 2018 nicht geben – gegenüber der RHEINPFALZ bestätigte Seebald, dass diese Zurückhaltung und das Herunterfahren der Kosten aus der Verteuerung des Festivals 2018 resultiere, mit der er keineswegs glücklich sei. Die bisherigen musikalischen Beiträge des Meisterkurses zur „Nacht der Museen“ wolle man diesmal in die Hände junger Musiker aus der Region legen. Ablehnend äußerten sich neben Vettermann auch CDU-Vertreter. „Wir werden der Tonkunst nicht zustimmen“, kündigte Stadtratsmitglied Werner Dietz. „Wir sollten unsere Kräfte bündeln für die bereits bestehenden Programme.“ Auch Ausschussmitglied Christian Rupp (CDU) meinte, „wir sollten andere Schwerpunkte setzen, wir sehen das reserviert.“ Mit großer Mehrheit befürwortete der Kulturausschuss dennoch das Festival Neue Musik 2020 „in der vorgestellten Form vom Grundsatz her, sofern sich der Eigenanteil der Stadt auf circa 15.000 Euro beläuft.“ Die Detailplanung, so der weitere Beschlusstext, sei aber davon abhängig, „inwieweit Drittmittel und Fördergelder akquiriert werden können.“ Christian Rupp und Sitta Schneider (CDU) lehnten die Befürwortung ab, Erika Ellrodt (FDP) enthielt sich.

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