Donnersbergkreis Die Rüben brauchen dringend Regen

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Der heißeste Sommer, der trockenste Sommer, der schnellste Sommer: Zur Beschreibung des Wetters der vergangenen sechs Wochen jagt ein Superlativ den nächsten. Für die Landwirte war die Witterung auf den ersten Blick erfreulich: Innerhalb weniger Tage waren die Felder abgeerntet, die unterschiedlichen Getreidearten waren nahezu gleichzeitig reif und konnten ohne Regenpause nach Hause gebracht werden. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass diese Verhältnisse eine zweischneidige Angelegenheit sind.

So sagt zwar Gerhard Risser aus Stetten über die Getreideernte: „Wintergerste, Weizen und Roggen haben mich positiv überrascht in Qualität und Ertrag, die Witterung war zum Einbringen der Ernte Klasse!“ Die Fallzahlen – das Qualitätsmerkmal, das bei Weizen und Roggen Auskunft über die Güte des Mehls gibt – waren beim Stettener Landwirt sehr gut. Hier habe sich die Trockenheit positiv bemerkbar gemacht, der Mais dagegen habe unter hohem Wassermangel zu leiden. Dort gebe es auch entsprechende Einbußen. Für die bevorstehende Ernte der Zuckerrüben sieht Risser daher ebenfalls schwarz. Gerold Füge aus Bischheim verzeichnet eine gute, wenn auch leicht unterdurchschnittliche Getreideernte. Dort, wo die Böden steinig und trocken sind, sei die Ernte mager, auf tiefgründigen Böden normal ausgefallen; die Qualität liege in gutem Rahmen. Sorgen bereitet ihm der Silo-Mais: „Das gibt die früheste Maisernte seit Jahren. Durch den Wassermangel dörrt die Pflanze zu früh ab, schließlich fehlt uns seit Februar ausreichend Wasser. Wir haben insgesamt erst 250 Liter gehabt, das Doppelte wäre gut gewesen.“ Im Vergleich zum Vorjahr rechnet er mit einer um zwei Drittel niedrigeren Erntemenge. „Da sind uns die Kollegen im Rheingraben überlegen. Wir dürfen nicht bewässern, das wirkt sich gerade auf Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln negativ aus“, betont Füge. „Vom Raps bin ich positiv überrascht, auch das Getreide war dann doch besser als erwartet. Unter dem Strich ist für mich diese Ernte zufriedenstellend“, bilanziert Gerhard Jeckel aus Rittersheim. Doch auch bei ihm hat der Mais die Folgen der Trockenheit „auszubaden“, er werde wohl gerade mal die Hälfte des Vorjahresertrags einbringen. Bei den Zuckerrüben sei nicht nur das Wasser, sondern auch der Standort ein entscheidender Faktor. „Auf gutem Feld sind sie noch okay, auf schlechten Böden wird die Ernte in diesem Jahr mies.“ Gerade die Rüben könnten jetzt von einem mehrtägigen sanften Landregen profitieren, so Jeckel. Sollte dieser ausbleiben, wird zudem die weitere Bodenbearbeitung schwierig: „Es ist ja überall trocken, das Ausfallgetreide ist noch gar nicht aufgelaufen, da ist nirgends etwas Grünes in der Landschaft!“ Viele Landwirte nähmen am europäischen Greening-Programm teil und wollten jetzt entsprechend Zwischensaaten ausbringen. „Doch das scheint zur Zeit nicht machbar, denn der Regen fehlt, um die Pflanzen aufgehen zu lassen“, so Jeckel. Auch der Raps für das nächste Jahr werde normalerweise jetzt ausgesät, doch er könne ebenfalls nicht wachsen. „Wenn es in den nächsten zwei Wochen mal ordentlich regnen würde, wäre das alles einfacher!“ Auch in Göllheim ist die Sorge um Raps, Mais und Zuckerrüben das bestimmende Thema. Fritz Trump: „Wie es jetzt aussieht, erlebe ich die schwächste Zuckerrübenernte, seit ich in der Landwirtschaft bin.“ Natürlich habe es im Vorjahr Ausnahmeerträge gegeben, doch rechne er bei den Rüben – falls nicht ein feuchter September folgt – gerade mal mit der Hälfte des Vorjahresergebnisses. „Regen könnte die Katastrophe abwenden, denn 30 bis 40 Prozent weniger Ertrag muss erst mal verkraftet werden.“ Auch Trump hat die Getreideernte positiv überrascht: Sie sei im Ertrag leicht unter Durchschnitt, in der Qualität aber hervorragend gewesen. Seine „Top-Kultur“ sei die Braugerste gewesen; generell hätten alle früh gesäten Sorten einen klaren Vorteil gegenüber den später ausgebrachten Getreidearten. Der Raps war in seiner Gemarkung unter dem Durchschnitt, hier machten sich die schweren Böden nachteilig bemerkbar. Auch für die Rapsaussaat sieht Trump große Schwierigkeiten, denn die Pfahlwurzel der Pflanze könne sich nicht richtig ausbilden – da seien die Kalksteinböden diesmal im Vorteil. „30 bis 40 Milliliter Wasser pro Quadratmeter wären jetzt gut. Gründüngung und Rapsaussaat brauchen das dringend. Wenn der Regen ausbleibt, dann ist für manche Ackerschläge der Rapsanbau für nächstes Jahr gestrichen.“ In Rüssingen hatte Familie Kaufhold Glück mit dem Raps, der früh ausgesät wurde und auf den Kalksteinböden eine gute Ernte eingebracht hätte. Mit ihrer Braugerste waren Klaus und Rita Kaufhold ebenfalls zufrieden, auch der Weizen auf guten Böden gefiel ihnen. Wie ihre Kollegen rechnen sie mit hohen Einbußen bei den Zuckerrüben. Ein Kuriosum verzeichnen sie bei den Kartoffeln: „Im letzten Jahr gab es sehr schöne und große Kartoffeln – aber die wollte keiner, sie waren zu groß für die abnehmende Hand“, erklärt Rita Kaufhold. In diesem Jahr seien ihre „Grumbeere“ kleiner. „Wir können halt nicht gezielt bewässern wie im Rheingraben, aber dafür ist die Qualität sehr gut – hier hat die Sonne gutgetan!“

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