Donnersbergkreis „Der schmeckt wunderbar mineralisch“

„Da hat mir die Nase nicht gefallen“: Der Kommentar eines Jury-Mitglieds war eine der wenigen kritischen Bemerkungen bei der – traditionell verdeckten – Verkostung von Naheweinen in Rockenhausen. Fünf Männer vom Fach hatten sich die Prämierung der Besten des Jahrgangs 2015 zum Ziel gesetzt. Bei der 26. Auflage des Wettbewerbs, dessen Sieger beim Nordpfälzer Herbstfest ausgezeichnet werden, haben die Weingüter Rohr (Raumbach), Klostermühle (Odernheim), Barth (Meisenheim) und Lahm (Feilbingert) Goldmedaillen gewonnen.

9.30 Uhr: Der bisher heißeste Tag dieses Sommers befindet sich in den Startlöchern und es hat schon beachtliche 25 Grad. Das Bistro der Donnersberghalle empfängt den Besucher mit etwas prosaischer Atmosphäre, aber auch mit angenehmer Kühle. Vier freundliche Assistenten der Verbandsgemeinde und des städtischen Bauhofs – Martina Maué-Heckmann, Nadja Schäfer, Felix Rahm und Timo Peitz – haben alles vorbereitet und warten auf ihren Einsatz. Auf einer ausgedehnten Tafel stehen an den dafür vorgesehenen Plätzen ordentlich nebeneinander je sechs Weingläser, kleine Körbe mit Brötchen und dunkle Gefäße zur Entsorgung der vielen Probierschlucke, die heute zu nehmen sind. Immerhin 38 Weine aus acht Winzerbetrieben – in drei Gruppen aufgeteilt – sollen begutachtet werden: Weiß- und Grauburgunder trocken, Riesling trocken, Riesling halbtrocken und lieblich. Die ursprünglich ebenfalls geplante Silvanerauswahl ist diesmal nicht zustande gekommen – was (nicht nur) der selbst ernannte „Dino“ dieser Runde und Juryvorsitzende Udo Bamberger bedauert: „Das ist schade, weil dieses Gebiet für Silvaner steht.“ Dann lobt er den Jahrgang 2015 insgesamt: Er sei „blütenrein, habe „Kraft und Länge“, beeindrucke durch „Sortenreinheit“, sei geradezu ein „Paradejahrgang“. Und das macht sich während des ganzen Vormittags auch bemerkbar, Bewertungen unter 14 Punkten – 20 sind das Maximum – werden selten genannt. „Eigentlich gibt es in diesem Jahr keine fehlerhaften Weine, keine Ausfälle. Die Leistungsdichte ist auffallend. Wenn ich da noch an die 90er denke. Gott, was waren da für Burschen dabei!“, so Bamberger weiter. Sommelier Freier aus Mehlingen und „Weinlade“-Besitzer Guntram Fahrner aus Karlsruhe stimmen zu: Bei der Qualität aller Weine habe es eine enorme Entwicklung gegeben. Jenseits dieser Fachsimpeleien während der kleinen Pausen ist Konzentration, Ruhe, Riechen, Schwenken, Schlürfen und Spucken angesagt. Runde eins umfasst zwölf Burgunder. Nur der erste Wein, der wie alle anderen mit verdecktem Etikett eingeschenkt wird, erhält eine gemeinsame Besprechung: eine verbale und gustatorische Einstimmung als Auftakt. Und der hat es in sich: Man schmecke Birne, Quitte und Banane, das Holz sei nicht zu dominierend, die Säure gut ausgeformt, er habe eine schöne Länge, Kraft und Körper. Tatsächlich ist damit schon einer der Erstplatzierten in der Burgundergruppe getestet, wie sich später herausstellt. Am Ende der ersten Kategorie einigt sich die Jury auf eine Premiere: Sie ist von einem weiteren Burgunder so begeistert, dass sie erstmals zwei Goldmedaillen vergibt. Auch der zweite Probenlauf mit 13 trockenen Rieslingen gefällt. „Ein sehr schönes Spektrum“, stellt Markus Stutzenberger, Leiter der Weinabteilung C+C Lautertal Kaiserslautern, fest. Man einigt sich recht schnell auf den Besten, doch für die weiteren Platzierungen braucht es ein „Stechen“: Fünf Weine liegen so nah beieinander, dass eine zweite Verkostung nötig wird. Eine sanfte, „weinselige“ Diskussion entfaltet sich: „Der ist nicht mineralisch, sondern bitter.“ – „Ich finde nicht, ich bin ziemlich bittertolerant.“ – „Da hat mir die Nase nicht gefallen.“ – „Ja, aber er entwickelt sich noch im Glas.“ – „Der schmeckt wunderbar mineralisch“. – „Ja, schon, aber insgesamt ist er mir zu glatt.“ Am Ende ist alles gut, es gibt konturierte und klare Gewichtungen, die Plätze zwei und drei stehen fest. In der dritten Runde mit 13 halbtrockenen und lieblichen Rieslingen braucht es dann wieder weniger Zeit. „Das Leistungsniveau ist beeindruckend“, weiß sich Rene Lamp vom Weingut Klostermühle mit den versammelten Experten einig. Mit jeweils sehr hoher Punktzahl werden Gold, Silber und Bronze vergeben. Alle Siegerweine mit ihren besonderen Etiketten werden dann beim 67. Nordpfälzer Herbstfest (9. bis 12. September) den Besuchern vorgestellt. „Die ausgesprochen reizvolle Aufgabe hier in der Donnersberghalle“ – so Bamberger – wird mit einem wohlverdienten Mittagessen abgerundet. Derweil hat die Hitze die 30-Grad-Marke geknackt – Tendenz steigend. Den Jury-Mitgliedern kann’s egal sein: Sie haben ihre Arbeit getan ...

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