Donnersbergkreis Damit die Haare nicht zu Berge stehen

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Die Kirchheimbolander Firma Asmetec ist Spezialist für LED-Technik – aber längst nicht mehr nur. Mit aufwändigen Testverfahren werden Lampen und Leuchten auf Herz und Nieren getestet. Daneben werden Themen wie „Antistatik“ oder „Reinraumprodukte“ immer wichtiger.

KIRCHHEIMBOLANDEN

. Geht! – Geht nicht. – Geht! – Geht nicht. Den alten Elektrikerwitz beim Begutachten eines Blinkers könnte Reinhard Freund im Mess-Raum seiner Firma Asmetec in Kirchheimbolanden täglich reißen. Hier prüft seit einigen Monaten ein selbstentwickeltes Messgerät LED-Lampen auf Herz und Nieren. Ein-Aus-Ein-Aus. Tausendfach werden Schaltzyklen simuliert. „Wir wollen so herausfinden, wie lange eine Lampe das Ein- und Ausschalten mitmacht“, erklärt Freund. „Das machen wir meistens übers Wochenende. Sonst wird man hier drin ganz plemplem und außerdem können wir in der Zeit die restliche Messtechnik nicht nutzen.“ Der Schwarz-Raum ist eines der Herzstücke der High-Tech-Firma, die im Kirchheimbolander Gewerbegebiet ihren Sitz hat. Komplett abgedunkelt und von oben bis unten schwarz ausgekleidet, soll er Reflexionen nahezu ausschließen und so eine exakte Messung von Lichtstärken oder Farbspektren möglich machen. „Wir haben gerade rund 100.000 Euro in eine neue Messanlage investiert“, sagt Freund. Computergesteuert können Lampen unterschiedlichster Bauart so exakt vermessen werden. „Natürlich wird mit jeder Lampe vom Hersteller auch ein Datenblatt mitgeliefert, aber das interessiert uns nur wenig. Wir messen alle relevanten Daten lieber selbst.“ Lampen und Leuchten mit LED-Technik, das ist ein Geschäft von Asmetec. Schon vor Jahren hat Inhaber Reinhard Freund das Potenzial der energiesparenden Technik erkannt. 2007 gründete er die Firma, damals noch mit dem Schwerpunkt auf sogenannte Leiterplattentechnik. Aber das Geschäft war rückläufig, immer mehr Firmen verlagerten die Produktion nach China. „Schon 2008 haben ich mich deshalb mit LED-Produkten beschäftigt, ein Riesenwachstumsmarkt“, sagt Freund. Aber auch der ist heute mehr denn je umkämpft und schnelllebig. „Große Anbieter überschwemmen den Markt und das Internet mit schlechten Produkten, die oft deutlich weniger Leistung bringen als behauptet, oder eine weitaus kürzerer Lebensdauer haben“, sagt der Lichtexperte. Schon sehr früh habe er sich deshalb der Qualität verschrieben: „Wir kaufen nur Produkte von Werken, die wir besichtigt haben. Sie glauben nicht, was man da in China so alles zu sehen bekommt.“ Miese Arbeitsbedingungen, Verstöße gegen Arbeitsschutzbestimmungen seien bei vielen Firmen an der Tagesordnung. Und auch die Produkte erfüllten deutsche Qualitätsansprüche bei genauerer Betrachtung oft kaum. Asmetec prüfe deshalb jede einzelne Lampe, die verkauft wird ganz genau. „Hier haben wir ein Beispiel“, zeigt Ehefrau Malgorzata, die ebenfalls in der Firma mitarbeitet, eine als Muster gelieferte LED-Röhre. Die Lötstellen sind mies, die Isolierung so mangelhaft, dass das Aluminiumgehäuse leicht unter Strom gesetzt wird. Das bedeutet Lebensgefahr für den potenziellen Nutzer. „Da nützt auch das CE-Zeichen nichts, das angeblich die Sicherheit garantieren soll“, sagt Freund. Wie das auf die Packung kommt, weiß er genau: „Per Photoshop. Im Laufe der Jahre bekommt man einen Blick dafür. Die angeblichen Prüfsiegel sind gefälscht. Wenn da eine ,Christina’ geprüft hat, wissen wir schon, was Sache ist.“ Auch deshalb sieht Freund die Zukunft von Asmetec vor allem im Service und der Mess- und Prüftechnik. Sohn Benjamin ist zum 1. August nun auch in das Familienunternehmen eingestiegen – mit 38 Jahren und reichlich Berufserfahrung, zuletzt bei BorgWarner. Er will in einigen Jahren den Betrieb übernehmen und beschäftigt sich nun intensiv mit den unterschiedlichen Prüfverfahren. Aber längst ist das LED-Segment, mit dem die Firma fast ausschließlich Industrie und Großkunden europaweit beliefert, nicht mehr Hauptgeschäft. Reinraum-Ausstattungen, Antistatik-Produkte, UV-Filter, Lupen und Mikroskope sind weitere Bereiche, die Asmetec abdeckt. Labore werden etwa mit speziellen Matten beliefert, die beim Darüberlaufen die Schuhsohlen antibakteriell reinigen. „Größter Wachstumsbereich ist für uns gerade das Thema Antistatik“, erklärt Freund. Überall, wo empfindliche Elektronik zum Einsatz kommt, muss antistatische Aufladung verhindert werden. „Das kennt ja jeder, dass man beim Einsteigen ins Auto eine gewischt bekommt, oder dass einem nach dem Ausziehen die Haare zu Berge stehen. Es klinge unglaublich, aber auf der menschlichen Haut könnten Spannungen von einigen tausend Volt und mehr entstehen. Das könne nicht nur zu Beschädigungen von Bauteilen, sondern – etwa in der chemischen Industrie – sogar zu Explosionen führen. „Wir bieten deshalb unter unseren Eigenmarken ein umfassendes Sortiment an Anti-Statik-Kleidung an.“ Von XS bis 6XL. „Die Deutschen werden wirklich immer fülliger“, sagt Freund lachend. Mehr als 5000 verschiedene Produkte lagern in Kirchheimbolanden. Von speziellen Lampen für Industriehallen bis hin zu Folien, die in der Lage sind, die UV-Strahlung zu filtern. „Das ist für bestimmte Firmen in der Fertigung wichtig, oder auch für Museen, die ihren Rembrandt vor dem schädlichen UV-Licht in konventionellen Leuchtstoffröhren schützen wollen“, erklärt Freund. Längst platzt die Firma in der Robert-Bosch-Straße aus allen Nähten. „Wir sind jetzt auf der Suche nach einem Bauplatz. Spätestens 2018 wollen wir ein neues Firmengebäude in Kibo oder Bolanden bauen, damit wir auch mehr Leute einstellen können“, sagt Freund. Derzeit habe man acht Mitarbeiter. Der Firma gehe es gut, der Jahres-Umsatz sei mit 1,5 Millionen Euro ordentlich. „Wir wachsen stetig, aber langsam. Das ist gesund“, befindet der Geschäftsführer. In den neuen Firmenräumen sollen auch Schulungen und Zertifizierungen angeboten werden. Und mit Sohn Benjamin sei nun auch die Nachfolge geregelt: „Aber bis ich mich zurückziehe, dauert es noch ein bisschen, dafür bin ich viel zu sehr technikbegeistert.“

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