Donnersbergkreis 500 Meter, Nordwest

Als „standardisiertes An- und Abflugverfahren“ definiert Thomas Heidenreich vom Ingenieurbüro Monzel-Bernhardt vor rund 50 Besuchern die Platzrunde. Das Unternehmen aus Rockenhausen begleitet planerisch das Vorhaben, bei dem der Flugsportverein Südlicher Donnersberg den momentan auf dem „Molkenberg“ zwischen Imsweiler und (etwas weiter entfernt) Dörnbach befindlichen „Sonderlandeplatz für Ultraleichtflugzeuge“ aufgeben und rund 500 Meter weiter Richtung Gundersweiler neu errichten möchte. Der ins Auge gefasste Standort in der Gemarkung „Rosenberg“ liegt rund 20 Meter höher als das augenblickliche Gelände und ist etwa gleich weit von allen drei Ortsgemeinden entfernt. Ganz nebenbei würde der Flugplatz von Imsweilerer auf Dörnbacher Gebiet „wandern“ und damit künftig zur Stadt Rockenhausen gehören – dies war auch der Grund dafür, warum die Einwohnerversammlung in der Donnersberghalle stattgefunden hat. Damit der neue Platz – vor allem von unten“ aus Richtung Gundersweiler – nicht so sehr auffällt in der Landschaft, ist eine „Eingrünung“, sprich Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern vorgesehen. Heidenreich betont, dass das Projekt noch ganz am Anfang stehe: Zur Umsetzung bedürfe es neben der „luftfahrtrechtlichen Genehmigung für den Flugplatzbetrieb“ auch eines gemarkungsübergreifenden Bebauungsplans der Ortsgemeinde Imsweiler, des Ortsteils Dörnbach und der Stadt Rockenhausen – bislang sei dafür von den zuständigen Gremien noch nicht einmal der Aufstellungsbeschluss gefasst. Soweit der Sachstand – zurück zur Platzrunde: Einfach ausgedrückt, müssen Piloten bei jedem Start und jeder Landung das Gelände in einem exakt definierten Rechteck umfliegen und dabei von Ecke zu Ecke die Flughöhe gemäß den vorgegebenen Richtwerten steigern beziehungsweise reduzieren. Und es dürfen – wichtig – Siedlungsgebiete in aller Regel nicht überflogen werden. Die derzeit auf dem Imsweilerer Flugplatz praktizierte Platzrunde ist rund acht Kilometer lang. Bei Starts muss in der ersten Kurve eine Höhe von 120 bis 150 Meter erreicht werden, insgesamt ist ein- beziehungsweise ausgangs der Platzrunde eine Flughöhe von 300 Metern über der Landebahn vorgeschrieben. Ganz grob wird Dörnbach bislang von den vier Seiten umschlossen, ohne dass eine der Linien den Ortsbereich kreuzt. Die eine Längsseiten verläuft zwischen Imsweiler und Dörnbach, die Parallele „oberhalb“ des Rockenhausener Ortsteils. Im wahrsten Wortsinn durchkreuzt wird diese bislang reibungslos funktionierende Regelung durch die Windkraft-Pläne in diesem Bereich: Die Wiesbadener Firma Abo Wind möchte den nach derzeitigem Stand aus drei jeweils 195 Meter hohen Anlagen bestehenden Windpark „Spreiter Feld“ errichten. Aus Sicherheitsgründen – durch die von den Rotoren ausgelösten Luftverwirbelungen drohen den Flugzeugen Turbulenzen – gilt jedoch ein Mindestabstand von 850 Metern zwischen Platzrunde und Windkraft-Projekten aller Art. Und dieses Limit wird an der westlichen Seite der bestehenden Platzrunde unterschritten. Erschwerend kommt hinzu, dass das „Spreiter Feld“ rund 100 Meter höher als der neue Flugplatz liegt und sich die Flugzeuge daher im Bereich der Rotorspitzen bewegen würden. Unter dem Strich heißt das: Entweder kann Abo Wind seine Windrad-Pläne begraben – oder der Flugsportverein erklärt sich zur Verlegung seines Platzes (inklusive Platzrunde) bereit. Eine dritte Variante lässt sich nicht verwirklichen: Manfred Steiner, erster Vorsitzender des Flugsportvereins, legt in der Einwohnerversammlung dar, weshalb eine Verschiebung der Platzrunde am bisherigen Standort nicht möglich ist: Zum einen ergäben sich daraus nicht zulässige Überschneidungen mit Siedlungsgebieten, zum anderen liegen weiter südlich FFH-Gebiete – auch hier ist ein Überflug zum Absolvieren der Platzrunde nicht gestattet. Bleibt also ein neuer Standort für den Flugplatz. Dazu hat sich der laut Steiner kleine Verein mit rund 40 Mitgliedern – davon weniger als 20 Aktive – nach reiflicher Überlegung bereit erklärt. Weniger, um Abo Wind einen Gefallen zu tun als vielmehr, weil man die Bemühungen zum Ausbau der Windkraft und vor allem der Kommunen, daraus neue Einnahmequellen zu generieren, unterstützen möchte. Zwar übernimmt das Unternehmen im Gegenzug alle für die Verlegung anfallenden Kosten – über die Höhe des Betrags wollten die in der Versammlung anwesenden Abo-Wind-Vertreter keine Auskunft geben –, aber nicht darin enthalten sind „die mehrere hundert Stunden, die wir in unserer Freizeit in dieses Projekt investiert haben“, so Steiner. Doch bei allem Aufwand – der Verein sieht in dem Vorhaben auch eine Chance. So möchte man sich an neuer Stätte verstärkt der Jugendarbeit widmen. Im Zuge der Umsiedlung soll unter anderem die Landebahn von derzeit 280 auf 570 Meter verlängert werden, was künftig auch den Start von Segelflugzeugen ermöglichen würde. Jedoch nicht per Windenstart – die dafür notwendige 820 mal 60 Meter große Landebahn ist am Kauf der dafür erforderlichen Grundstücke gescheitert –, sondern durch „Hochschleppen“ mit Ultraleichtflugzeugen. Ein ums andere Mal hebt Steiner hervor, dass sich der Verein als „Teil der Gemeinschaft“ verstehe und der Bevölkerung „die Schönheit des Fliegens“ zeigen wolle. Keineswegs wollten und würden die Mitglieder ihr Hobby auf Kosten der Bevölkerung „unten“ auf dem Boden ausüben wollen. Er zeigt sich fest davon überzeugt, dass mit dem neuen Flugplatz kein nennenswerter Anstieg der Belastung für die Bürger der umliegenden Ortsgemeinden verbunden ist. Mehr noch: Nach Steiners Einschätzung bringt die Verlegung ein Plus an Sicherheit für den Flugbetrieb mit sich. Neben der längeren Landebahn trage dazu auch der hindernisfreie An- und Abflug bei – im Gegensatz zum alten Standort muss keine Hochspannungsleitung überflogen werden. So glaubhaft Steiners Ausführungen auch sind und so sehr ihm einige Besucher aus Dörnbach und Imsweiler Unterstützung für das Projekt signalisieren – nicht wenige Zuhörer machen ihrem Unmut über die Pläne Luft. Während manche Wortmeldungen nicht die Mindestanforderungen an eine halbwegs vernünftige Diskussionskultur erfüllen, bringen andere Bürger ihre Bedenken sachlich vor. Diesen liegt größtenteils – da ist sie wieder – die vorgesehene Platzrunde am neuen Standort zugrunde: Dass dieser einen größeren Abstand zur Wohnbebauung hat, ist eine Sache – dass jedoch künftig beim An- und Abflug die südlichen Ausläufer der Imsweilerer Ortslage und das Gelände in Verlängerung des Imsweilerwegs in Dörnbach (mit dem dortigen Kinderspielplatz) überflogen werden sollen, ist eine andere. Dies würde die Luftfahrtbehörde akzeptieren, weil der letzte Kilometer vor dem Anflug auf die Landebahn keine Kurven haben darf – und die südlicher liegenden, bereits erwähnten FFH-Gebiete lassen keine andere Alternative zu. Die Bedenken der Zuhörer lassen sich grob in zwei Blöcke zusammenfassen: Die einen befürchten, dass aufgrund der veränderten Platzrunde – diese ist etwas länger als bisher, weil sie zusätzlich um Gundersweiler führt – deutlich mehr von den Maschinen in den Ortslagen zu hören ist. Andere erwarten durch den neuen Flugplatz einen Schub für den Verein, was dann möglicherweise eine höhere Frequenz an Starts und Landungen zur Folge hätte – und damit ebenfalls eine Zunahme des Lärms. Diese Argumente nehmen Steiner und Heidenreich ernst, halten sie aber für unbegründet. Sie verweisen auf eine Flughöhe von mindestens 150 Metern über Dörnbach und Schallberechnungen für den Imsweilerweg, die tagsüber bei erlaubten 55 Dezibel auf einen Maximalwert von 42 Dezibel kommen – bei den ungünstigsten Verhältnissen (Ostwind) und bei 100 Flugbewegungen (50 Starts, 50 Landungen) pro Tag. Denn so viele sind derzeit auf dem Flugplatz bei Imsweiler erlaubt, die Vorgabe würde am neuen Standort beibehalten. Allein – sie wurde (und wird) in der Praxis bei weitem nicht ausgeschöpft, wie Steiner betont: Die Aktivitäten der Vereinsmitglieder beschränkten sich weitgehend auf das Wochenende. Und selbst dort seien häufig nicht mehr als zehn Flugbewegungen am Tag zu verzeichnen – im kompletten Jahr 2012 waren es 360, von denen alleine 100 auf das Konto des Flugplatzfestes gingen. Selbst wenn es durch die neuen Angebote – Stichwort Segelflugzeuge – gelingen sollte, die Zahl der Starts und Landungen zu verdoppeln (Steiner: „Und das wünsche ich mir“), würden davon die Bewohner der umliegenden Orte seiner Ansicht nach kaum etwas mitbekommen. Der Berufspilot gibt zu bedenken, dass der Lärmpegel während der Diskussion in der Versammlung bei geschätzten 70 Dezibel mit Sicherheit deutlich höher liege als die zu erwartenden Geräusche durch den neuen Flugplatz. Auch habe es in der Vergangenheit keinerlei Probleme in dieser Hinsicht gegeben – „und das soll auch so bleiben“. so Steiner. Gleichwohl räumt er auf Nachfrage ein, dass der neue Platz auch für Maschinen der nächsthöheren Kategorie – der sogenannten Eco-Klasse – und damit für einmotorige Landflugzeuge bis 2000 Kilo zugelassen wäre. In der ausufernden Lärmdiskussion gehen die vielen von Heidenreich erläuterten Details zur geplanten Verlegung des Flugplatzes etwas unter. So ist auf dem neuen Gelände der Bau zweier Flugzeughallen – eine für Ultraleicht-, eine für Segelflugzeuge – vorgesehen. Diese sollen allerdings mit 8,50 Meter Höhe 3,5 Meter niedriger ausfallen als die Halle am derzeitigen Standort, die dann abgerissen wird. Auch der Bau eines Vereinsheims ist geplant. Nicht mehr für den landwirtschaftlichen Verkehr zu nutzen wäre künftig der Teil eines Wirtschaftsweges, der das Areal des künftigen Flugplatzes kreuzt. Der Abschnitt soll rückgebaut und durch einen noch anzulegenden asphaltierten Feldweg ersetzt werden. Keine Rolle gespielt hat in der von Verbandsbürgermeister Michael Cullmann geleiteten Fragerunde, dass die Landebahn des neuen Flugplatzes auf Dörnbacher, die Hallen aber weiterhin auf Imsweilerer Gebiet liegen. Zwar bleibt in Imsweiler weiterhin der offizielle Sitz des Vereins, der hier in Person seines Kassierers auch seine offizielle Postanschrift hat. Aber, wie Steiner im Gespräch mit der RHEINPFALZ betont, „wir verstehen uns ohnehin als Verein für die gesamte Region, wie es ja auch in unserem Namen zum Ausdruck kommt“. Zumindest über diese Frage dürfte es also keine Diskussionen mehr geben ...

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