Bad Dürkheim Majestät mit Klasse und Herz

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BAD DÜRKHEIM/NEUSTADT. „Sie baut keine Luftschlösser“, sagte Janina Huhns Großmutter schon vor einem Jahr stolz über ihre Enkelin, die gerade zur 76. Pfälzer Weinkönigin gekrönt worden war. Wie zutreffend die Feststellung ist, hat die junge Bad Dürkheimerin in ihrer Amtszeit hinreichend bewiesen. Angestrebte Ziele verfolgt sie konsequent, intensiv arbeitet sie darauf hin. Trotz ihrer Erfolge hat sie nicht abgehoben, steht weiter mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Und bei allem perfekten Auftreten strahlt sie doch zugleich Natürlichkeit aus. Damit imponierte die 24-Jährige gestern Abend im Neustadter Saalbau auch den Juroren bei der Wahl der neuen Deutschen Weinkönigin, deren Krone sie souverän eroberte. Schon ihr großes Ziel erreicht zu haben, ins Finale zu kommen, war für Janina Huhn beglückend. Nun hat sich für sie sogar der Traum erfüllt, Nachfolgerin von Nadine Poss von der Nahe als Majestät zu werden. Bereits bei der Vorrunde, wozu am vorigen Samstag ebenfalls in Neustadt 13 Vertreterinnen aller deutschen Weinbaugebiete angetreten waren, hatte die Dürkheimerin nicht nur mit hervorragendem Fachwissen gepunktet. Ihr wurden ebenso Eloquenz und viel Charme bescheinigt. Und, dass sie – die wie ihre Lieblingsrebsorte Riesling auch Klasse besitzt – auf der Saalbaubühne eine tolle Figur macht. Spaß daran, auf Bühnen zu stehen, fand Janina Huhn, nachdem sie 2012 für ein Jahr zur Bad Dürkheimer Weinprinzessin gekürt worden war. Da entdeckte sie, wie prima sich in solch einem Hoheitenamt ihr schon immer stark ausgeprägtes Sendungsbewusstsein für ihre geliebte Pfälzer Heimat und den Wein ausleben lässt. Damals kam schnell der Wunsch auf, damit über die Grenzen ihrer Heimatstadt hinaus „noch eine Stufe weiterzugehen“, wie sie bei ihrer Kandidatur zur Gebietsweinmajestät verriet. Mit dem Weinbau ist die bodenständige Hoheit als Tochter eines Weinbautechnikers von Kindheit an vertraut. Auch von dessen Eltern, die früher selbst Weinberge bewirtschafteten, lernte sie eine Menge darüber. Bei der Berufsausbildung schlug sie dennoch erst mal eine ganz andere Richtung ein: Sie studierte Geschichte, Latein und Philosophie an den Universitäten Freiburg und Heidelberg. Trotz des prall gefüllten Terminkalenders als Pfälzische Weinkönigin, schaffte die begeisterte Historikerin es, während ihrer Amtszeit ihr Studium abzuschließen. Ihre Bachelor-Arbeit verfasste sie über das Symposion des Plato. Wozu sie dann erklärt: „Das war Social Drinking in der Antike. Es ging darum, die Freundschaft untereinander zu stärken.“ Inzwischen hat sich Janina Huhn auch beruflich ganz dem Wein verschrieben. „Früher war dieser mein Hobby und Geschichte mein Beruf, jetzt ist es umgekehrt“, bekundet sie dazu strahlend. Um intensiver in die Materie einzutauchen, absolvierte sie unter anderem diverse fachliche Seminare, darunter eines in der International Wine School in London. Regelmäßig verfasste sie Beiträge für das Freizeitmagazin LEO über Winzer. Derzeit ist sie Praktikantin im Weingut Pfeffingen in Bad Dürkheim. Wo sie gebraucht wird, packt sie kräftig mit an. So beispielsweise neulich auch beim Standdienst des Turnvereins auf dem Dürkheimer Wurstmarkt. Sich in Teams einzubringen, liegt der kontaktfreudigen Frohnatur, die so ansteckend lachen kann, generell. So frönt sie etwa auch ihrer musikalischen Neigung gerne in der Dürkheimer Stadtkapelle, wo sie Querflöte spielt. Jetzt wird Janina Huhns Zeit für Hobbys aber für ein weiteres Jahr stark begrenzt sein: Als oberste Botschafterin der deutschen Winzer warten jede Menge Termine im Auftrag des Deutschen Weininstituts (DWI) auf sie – und damit viele interessante sowie aufregende Erlebnisse in In- und Ausland. Nur einen kleinen Wermutstropfen im Freudenbecher gibt es für die Wahlsiegerin: Die Krone der Pfälzer Weinkönigin musste sie nun vorzeitig ablegen. Denn gemäß des Reglements darf eine Deutsche Weinkönigin nicht zugleich Gebietsweinmajestät sein. Behalten darf Janina Huhn das Geschmeide aber dennoch bis zum feierlichen Weiterreichen an ihre Nachfolgerin, die am 2. Oktober in Neustadt gewählt wird.

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