Bad Dürkheim Keine leichte Kost

Neue Romane mit zum Teil brisanter Thematik bilden den Schwerpunkt der Bestsellerlisten in den drei Dürkheimer Buchhandlungen. Nur ein einziges Mal, nämlich bei „Frank“, taucht der umstrittene Titel „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq auf. Der soeben erschienene Roman „Kindeswohl“ des britischen Autors Ian McEwan eroberte sich zwei Plätze bei „Buchmarkt“ und „Frank“ und soll hier näher beleuchtet werden.

Protagonistin ist Fiona Maye, Richterin am High Court in London. Zu ihrem Spezialgebiet Familienrecht gehören Scheidungen, Sorgerecht und Fragen des Kindeswohls. Ihr bis dahin wohlgeordnetes Leben gerät aus den Fugen, als ihr Mann, mit dem sie seit zirka 30 Jahren glücklich verheiratet zu sein schien, von ihr die Zustimmung zu einem Seitensprung erwartet... Damit nicht genug wird ihr am Gericht ein brisanter Fall übertragen. Ein 17-jähriger an Leukämie erkrankter Junge benötigt dringend eine Bluttransfusion. Doch seine Eltern, strenggläubige Zeugen Jehovas, lehnen dies aus religiösen Gründen ebenso ab, wie der minderjährige Patient selbst. Ehe Fiona eine Entscheidung trifft, besucht sie Adam im Krankenhaus. Als er ihr Gedichte vorliest und sie miteinander singen, entwickelt sich eine zarte Zuneigung zwischen beiden. Fiona entscheidet sich für das Leben des Jungen, gegen seine Familie und seinen Glauben. Adam scheint gerettet, doch dann zweifelt er an der Basis seines Lebens, und es kommt zu einem tragischen Ende. Lakonisch und nahezu emotionslos schildert der Autor diesen äußerst heiklen Fall. Zugleich setzt er sich intensiv mit den Gegensätzen von Glauben und Vernunft, Recht, Schuld und Liebe auseinander. Ewan, 1948 im britischen Aldershot geboren, wuchs als Sohn eines Berufssoldaten unter anderem in Singapur und Libyen auf. Er studierte Philologie in Brighton und legte den Bachelor of Arts in englischer Literatur ab. 1975 veröffentlichte er seine Kurzgeschichten-Sammlung „Erste Liebe, letzte Riten“, für die er 1976 mit dem Somerset Maugham Award ausgezeichnet wurde. Zu seinen wichtigen Romanen gehören „Der Trost von Fremden“, „Ein Kind zur Zeit“, „Unschuldige“, „Abbitte“, „Am Strand“ und „Solar“. McEwan erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1998 den Booker Prize für den Roman „Amsterdam“, 1999 den Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung und mehrere Preise für seinen Roman „Atonement“ (Abbitte), der 2007 verfilmt wurde. McEwan hat zwei Söhne und lebt mit seiner zweiten Frau in London. (wss)

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