Bad Dürkheim Heiter und intim

Schon zum zweiten Mal präsentiert sich der „Literarische Sonntag“ im Retzerpark als ein buntes Fest voll kreativer Möglichkeiten als Teil der Freinsheimer „Literarischen Lese“.

Lesungen, Interviews mit Autoren, Improvisationstheater, Musik, eine literarisch-musikalische Installation, genug Stände für Essen und Trinken und dazu noch ein Bücherflohmarkt, so die kurze Übersicht. Nicht zu vergessen die heiter-intime Atmosphäre im Garten des Retzeranwesens. Anja Kleinhans, Schauspielerin und Leiterin des kleinen Freinsheimer „Theader“, interviewte Natascha Huber aus Frankenthal, Lyrikerin und Leiterin der Sektion Ludwigshafen des Literarischen Vereins der Pfalz. Noch keine 30 Jahre ist sie alt, und man sieht ihr diese Tätigkeiten wirklich nicht an. Ihre andere Profession, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdient, schon: Sie hat eine Ausbildung als Piercerin und arbeitet in einem Frankenthaler Tattoo-Studio. Auf ihrer Haut erzählt sie Geschichten. In ihrem früheren Leben hat die in Passau Geborene als gelernte Hotelfachfrau in gehobenen Sterne-Hotels gearbeitet. Schon die Schülerin brannte leidenschaftlich für Lyrik und sie hat diese Passion wiedergefunden, nachdem sie ihr Leben – von Hotelrezeption auf Tattoo-Studio – umgekrempelt hatte. Hasan Özdemir interviewte Michael Bauer, Journalist und Mundartdichter, RHEINPFALZ-Lesern als Autor des „klääne Pälzer“ bekannt. Aus seinem letzten Lyrikbändchen, „Seeleschokolad“ , las er einiges von seiner „Winzliebeslyrik“, voller Sprachspielereien, und oft eminent politisch in Hinblick auf Integrationsprobleme. So ging es in dem Gespräch auch um den Begriff der „Heimat“, die für den geborenen Anatolier Özdemir längst sehr pfälzische Züge hat, während der Pfälzer Bauer sich eher hinaus bewegt hat. Dazwischen sorgten die drei Schauspieler plus ein Pianist vom Improvisationstheater „Wer, wenn nicht 4“ mit spontanem Witz für viel Gelächter. Den gesamten Innenraum des Kelterhauses nahm eine begehbare Installation ein, gefertigt von den Kindern der Hermann-Sinsheimer-Grundschule, einer Flüchtlingsgruppe und einer Seniorengruppe aus dem Haus Nikolas. Vorlage war die Erzählung für Kinder „Lila und die Erfindung der Welt“ von Annette Pehnt zu den Préludes von Claude Debussy. Eine ganz neue Welt mit nie gesehenen Tieren, Bäumen und Landschaften wurde da geschaffen. Geholfen hatte eine Künstlergruppe um Iwona Nadola-Grönhagen. (adö)

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