Bad Dürkheim Die Letzten ihrer Listen

So wirklich ganz tiefgreifend interessiert ist Gudrun Lang an der Lokalpolitik eigentlich gar nicht. Die Kirche und der Kirchenchor sind ihr da schon näher. Wenn sie auf Platz 32, also auf dem letzten Platz der Stadtratsliste der Freien Wählergruppe (FWG) kandidiert, so dachte sie sich, dann werde sie wohl auch nicht gewählt. Und in der Tat ist es eher unwahrscheinlich, dass sie am Ende neben ihrem Mann im Dürkheimer Stadtrat sitzt, aber: sie kandidiert. Warum? „Ich wollte meinem Mann einen Gefallen tun“, sagte sie gestern frank und frei, als wir sie während des Mittagessens telefonisch erreichen. „Nur eine Lückenfüllerin“, frotzelte ihr Mann Kurt frech hinter ihr am Telefon. Der Winzermeister ist Spitzenkandidat der FWG. Der Name Lang also vorne und hinten auf der FWG-Liste – eine Familiensache. Nicht ganz von der Hand zu weisen ist das auch im Falle von Manfred Geis. Der SPD-Landtagsabgeordnete will nach eigener Aussage nicht mehr unbedingt in den Stadtrat und argumentiert mit dem hoffnungsvollen Nachwuchs, für den er vor 28 Jahren sogar selbst Sorge getragen hat. Doch nicht nur sein Sohn Thomas kandidiert auf dem elften Platz. Drei Plätze weiter vorne steht auch noch Ruth Geis, seine Ehefrau, auf Platz acht. „Der letzte Platz ist ein symbolischer Ehrenplatz“, so der SPD-Politiker, der findet, dass es schlimmere Gefahren gebe, als diejenige, durch Kumulieren noch mal nach oben gewählt zu werden. „Ich würde das Mandat natürlich wahrnehmen“, so Geis. Günter Eymael (FDP), einstiger Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, kann sich nur noch dunkel erinnern, dass ihm das mal passiert ist, dass er von weit hinten nach weit vorne gewählt wurde. Es ist wohl dem Zufall geschuldet, dass er, der 1979 erstmals gemeinsam mit Manfred Geis in den Dürkheimer Stadtrat rutschte, nun ebenfalls auf Platz 32 kandidiert und dort wohl ausscheidet. „Ich sehe das als Ehrenplatz an und wollte meiner Partei meinen Namen nochmal zur Verfügung stellen“, so Eymael, der als Spitzenkandidat in die Wahl zum Bezirkstag geht. Würde er von den Dürkheimern unerwartet nach oben gewählt, dann würde er den Wählerauftrag für den Stadtrat noch mal annehmen. Ob Walter Beck (73) das auch tun würde gilt als unsicher. Als einstiges SPD-Mitglied und langjähriger Prüfer bei der Handwerkskammer ist er der Partei „Die Linke“ mehr ideologisch als tatkräftig verbunden. Hinzu komme, dass er vor einigen Wochen einen Herzinfarkt erlitten habe, wie er sagt. Aktiv im Wahlkampf unterstützen könne er seine Partei nun nicht. Aber daheim kann er es: Mit Schwiegertochter Stefanie Beck (Platz 2) und Sohn Andreas (Platz 5) stehen auch hier zwei Familienmitglieder weiter oben auf der Liste. Das kann Rainer Blendin nicht behaupten. Der ehemalige Dürkheimer Allgemeinarzt ist vor zehn Jahren bei den Grünen ausgetreten, fühlt sich aber den hier aktiven Mitgliedern verbunden. Karola Zwar habe ihn gebeten zu kandidieren. Blendins kurze, aber prägnante Antwort: Dann aber ganz hinten. Ganz hinten rangiert auch der demnächst 30-jährige Feuerwehrmann Peter Schneeganß, der für die CDU kandidiert. Warum ausgerechnet er auf 32 steht? Das hat dieses Mal überhaupt keine Bedeutung. „Man wollte mich wieder auf der Liste haben und der Platz war noch frei sagt Schneeganß, der sich vorstellen kann, eines Tages mal weiter vorne zu stehen. Beim letzten Mal wurde er auf 19 nach vorne gewählt.

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