Bad Dürkheim Castoren an der Karsthöhle

Herxheim am Berg soll Atommüllendlager werden. Zum zweiten Mal haben Experten des Bundesamtes für Strahlenschutz am Schmutzigen Donnerstag die bisher ungenutzten Karsthöhlen untersucht. Nun ist man sicher, dass sie als endgültiger Lagerplatz für radioaktiven Müll geeignet sind. Bereits im Spätsommer sollen die ersten Castortransporte rollen.

„Das ist ein Projekt nahezu für die Ewigkeit.“ Ortsbürgermeister Ronald Becker (Freie Narren-Gemeinschaft) freut sich sichtlich über den Zuschlag für sein Dorf und erwartet zusätzliche Arbeitsplätze für mindestens 10.000 Jahre. Vor Strahlenbelastungen hat er keine Angst, sämtliche Experten hätten ihm versichert, dass mit Gefahren für die Bevölkerung zu keiner Zeit zu rechnen sei. Der Beweis, strahlt Becker: Er selbst habe eine Besichtigung des derzeitigen Zwischenlagers Asse ohne bleibende Schäden überstanden. Um „den üblichen Neidern und Miesmachern“ keinen Spielraum zu lassen, hätten die Vorverhandlungen in nichtöffentlichen Ausschusssitzungen stattgefunden. Fest an seiner Seite weiß Becker den Geschäftsführer der örtlichen Winzergenossenschaft. Man plane, so Thomas Vogel, für Baumaschinen und Castortransporter bereits einen weiteren Park- und Abladeplatz, der sich voraussichtlich bis zur Kallstadter Gemarkungsgrenze ziehen werde. Weil die Lösung des Müllproblems dem Gemeinwohl diene, so Vogel, habe man ihm seitens der Kreisverwaltung eine schnelle Baugenehmigung sowie die wohlwollende Prüfung des Antrags auf Teilenteignung der Goldbergbewohner zugesagt. „Mindestens die Vorgärten kommen weg“, kündigt Vogel die notwendige Verbreiterung der Zufahrt an. Damit, so hofft er, werde sich das Genörgel wegen „der paar Genossenschaftsgäste“ erledigen. Chancen sieht Vogel auch für die Winzer: Die „sanfte Erwärmung“, die von den strahlenden Tonnen ausgehe, werde sich voraussichtlich positiv auf Erntemengen und Qualität der Trauben auswirken. Ein Aspekt, der auch die Dürkheimer Energieagentur aufhorchen lässt. Eine mehrstündige Power-Point-Präsentation wird bereits an Landfrauen der Region erprobt. Heizen mit Atommüll sei durchaus eine Option, so Agenturchef Oliver Decken, alles Weitere reine Definitionssache: Komme immer genug strahlendes Material nach, könne man durchaus von erneuerbarer Energie sprechen. Das sieht Dorfhistoriker Eric Hass deutlich anders. Eine „Schlag ins Gesicht all derer, die sich um das Wohl des Ortes verdient gemacht haben“, nennt er die Pläne, die die Zerstörung eines einmaligen Naturdenkmals zur Folge hätten. Eine erste Demonstration der von ihm gegründeten „Pfälzer Opposition gegen den Irrsinn des Atomlagers (Pogida)“ ist zum heutigen Kehraus geplant. Allerdings glauben Denkmalfachleute, dass sich der Schutzstatus des Felsenbergs – ähnlich wie in Dresden und am Mittelrhein – mit dem Bau der Brücke für die künftige B 271 ohnehin nicht länger wird aufrechterhalten lassen. Bürgermeister Becker sieht dem gelassen entgegen und spekuliert, da eine erneute Wende der bereits mehrfach gewendeten Energiewende durchaus im Bereich des Möglichen sei, auf eine dauerhafte Geldquelle für seinen gebeutelten Haushalt. Letztlich werde in der Pfalz nichts so heiß gegessen, wie es eingelagert werde, schmunzelt er und präsentiert auch gleich eine Idee, mit der er bei Umwelt- und Weinbauministerin Ulrike Höfken offene Türen eingerannt hat: Eine grüne Sonderlackierung der Castoren mit dem Logo „Zum Wohl die Pfalz“. Mit solch einfachen Maßnahmen, so zeigt sich der Dorfchef überzeugt, „kann man viel Dampf aus der Sache herausnehmen“. (ktx)

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