Bad Dürkheim Britta und "Chako" Habekost: „Dürkheimer sind vom Leben verwöhnt“

Fühlen sich wohl in Bad Dürkheim: Chako und Britta Habekost.
Fühlen sich wohl in Bad Dürkheim: Chako und Britta Habekost.

Interview: Britta und Christian „Chako“ Habekost sind die vielleicht prominentesten Kurstädter derzeit. Christian feiert Erfolge als Comedian und Autor, seine Frau Britta als Schriftstellerin. Anfang Dezember kommt das Gemeinschaftswerk „Elwenfels 3 – Kräutertee im Dubbeglas“ auf den Markt. Ein Gespräch über ihre Heimatstadt und neue Projekte.

Bald ist Wurstmarkt. Kribbelt es schon?

Chako: Ich hatte vor Kurzem einen Termin am Fass. Da habe ich zum ersten Mal beim Aufbau zugeschaut. Und es hat gewaltig gekribbelt. Wahnsinn, was die Jungs da schaffen. Britta: Wenn der Wurstmarkt läuft und wir auf der Terrasse sitzen, hören wir die Musik und das Gekreische. Auch dann kribbelt es. Selbst wenn wir an diesem Tag eigentlich eine Pause machen wollten, gehen wir am Ende dann doch auf einen Schoppen runter. Irgendwie hat man dann doch Angst, etwas zu verpassen. Man kennt Euch ja in der Pfalz. Kann man da überhaupt entspannt auf den Wurstmarkt gehen? Chako: Mal so, mal so. An manchen Tagen werden wir höflich gegrüßt. An anderen Tagen, wenn das Schoppegewitter zu arg gewütet hat, wird’s dann als e bissel uffdringlischer. Wir gehen meistens in einer Gruppe. Und wenn wir dann in einem Schubkarchstand sitzen, genau in der Mitte, ist man geschützt – und man kann auch nach dem fünften Schobbe net umfalle. Britta: Ja, in den Schubkärchlern fühlt man sich richtig geborgen. Haltet ihr dann bis in die Nacht durch? Chako: Selten. Es gibt ja mehrere Phasen eines Worschtmarkt-Tages. Wenn dann am späteren Abend die vorgeglühten Jugendlichen übernommen haben, sind wir meistens schon weg. Das Geniale am Worschtmarkt ist ja, dass der Geist, über den wir schreiben und den ich auf die Bühne bringe, hier durch jede Gasse wabert. Das kann man niemandem erklären, der noch nicht hier war. Britta: Ich finde ja den Sonntag den schönsten Tag. Da ist alles so entspannt, trotzdem ist der Geist des Wurstmarkts noch deutlich zu spüren. Chako: Seit ich letztes Jahr das erste Mal beim „Literarischen“ mitgemacht habe, mag ich auch den Montag. Da geht man frühmorgens hin und hat Spaß. Und wenn man das erste Mal auf die Uhr guckt, isses schunn vier Uhr nachmittags. Wie ist es denn im Alltag? Werdet ihr häufig erkannt und angesprochen? Chako: Kann passieren. Vor Kurzem waren wir in der Südpfalz in einer Apotheke. Da hat mich ein älterer Herr die ganze Zeit von der Seite angeguckt. Beim Rausgehen hat er mich dann angesprochen: „Sie kenn’ ich doch. Sie hänn was mit Schnaps zu due.“ Dann hab’ ich gesagt: „Nä, hab’ ich net.“ Er dann: „Doch, doch. Sie sinn doch von Venninge, vom Doktorehof.“ Am Ende hat er sich dann entschuldigt. Er kannte mich wohl, ist dann aber irgendwie durcheinander gekommen. Chako, in Deiner „Gebrauchsanweisung für die Pfalz“ ergründest Du das Wesen der Pfälzer. Was ist denn das Wesen der Derkemer? Chako: Gefährliche Frage. Ich glaube, der Derkemer hat wegen der vielen Touristen hier immer eine doppelte Sicht auf die Dinge. Einerseits sagt er sich: Das ist meine Stadt, mein Ding. Andererseits denkt er: Wie könnte dieses oder jenes bei den Touristen ankommen? Das Wesen der Derkemer wird dominiert von ihrer fünften Jahreszeit: dem Worschtmarkt. Das machen sie einfach toll – als kleine Stadt jedes Jahr so e Ding rauszurobbe. Britta: Die Leute hier sind stolz auf die Tradition. Wobei das nichts Piefiges hat. In einer Zeit, in der sich alles immer schneller dreht und immer mehr mischt, braucht man so ein Stück Heimat. Und man könnte sagen, dass die Dürkheimer verwöhnt vom Leben sind – so als Feierhauptstadt der Pfalz. An welchen Projekten arbeitet Ihr derzeit? Chako: Mein neues Programm „De Edle Wilde“ startet im Herbst. Und dann machen wir noch das Hörbuch zu „Elwenfels 3 – Kräutertee im Dubbeglas“, das zeitgleich mit dem Buch im Dezember auf den Markt kommt. Jeder von uns hat bestimmt zehn bis zwölf Stimmen zu sprechen, da muss man sich gut eingrooven. Britta wird zum Beispiel einen Chinesen lesen. Wie ist es bei Habekosts daheim? Geht es da nicht mit Euch durch, wenn Ihr den ganzen Tag so viele Rollen spielt? Chako: Und ob – frag’ mal die Nachbarn. Man sagt ja, dass jeder Mensch ein inneres Kind hat. Und unsere inneren Kinder haben viel Spaß. Und dann schreibt ihr ja auch bald noch eine Kolumne für die Bad Dürkheimer Zeitung der RHEINPFALZ … Britta: … worauf wir uns sehr freuen, weil wir dazu beitragen können, die Zeitung, die wir – und das stimmt wirklich – jeden Tag lesen, noch ein bisschen spannender zu machen. Die ersten Präsentationen von „Elwenfels 3“ finden in Mannheim und in Dürkheim beim Weingut Fitz-Ritter statt. Kein Zufall, oder? Chako: Natürlich nicht. Johann Fitz ist ein unheimlich kulturinteressierter Winzer, wenn der was veranstaltet, dann ist da richtig Feuer drin. Zu ihm hat sich über die Jahre eine Freundschaft entwickelt. Zum „Edlen Wilden“ wird es auch einen eigenen Wein geben von Fitz-Ritter. Winzer ist überhaupt ein toller Job. Ich rede ja im allgemeinen gerne – aber wenn wir bei einer Weinprobe sind und ein Winzer anfängt, zu erzählen, dann hänge ich an seinen Lippen. Winzer sind im besten Sinne auch Künstler. In der „Gebrauchsanweisung“ ziehst Du viele Parallelen zwischen der Pfalz und Italien. Dann gibt es ja auch noch den Spruch von der Pfalz als der Toskana Deutschlands. Wie italienisch geht es denn in Dürkheim zu? Chako (zeigt auf den Römerplatz): Wir wissen ja gar nicht mehr, wie es ist, wenn man diesen herrlichen Platz zum ersten Mal sieht, weil wir schon Tausende Male drübergelaufen sind. Aber das ist doch kein deutscher Platz, das ist für mich ein italienischer Platz. Natürlich gibt es im Rest von Derkem auch Ecken, die nicht so italienisch sind – aber ich bekomme hier oft Dolce-Vita-Gefühle. Zur Person Britta und Christian Habekost leben seit knapp elf Jahren in Bad Dürkheim. Der Comedian ist in Mannheim geboren und aufgewachsen, seine Frau stammt aus der Nähe von Stuttgart. Christian hat Germanistik, Anglistik und Politik studiert, Britta Germanistik und Kunstgeschichte.

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