Kultur Zur Sache: Neue Biografie

Die 1948 geborene Silke Leopold war bis zur ihrer Emeritierung als Nachfolgerin von Ludwig Finscher Direktorin des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Heidelberg. Und sie ist eine profunde Kennerin der Musik des 17. Jahrhunderts, allen voran der Claudio Monteverdis. Dies beweist sie auch in ihrer zum Jubiläumsjahr bei Reclam erschienenen neuen Biografie. Anhand der drei Lebensstationen Cremona, Mantua und Venedig arbeitet sich Leopold durch das hinterlassene Werk des Komponisten, das ja, wie wir wissen, nur zum Teil überliefert ist. Immer wieder macht sie dabei in einer ebenso verständlichen wie zum Teil auch durchaus unterhaltsamen Sprache auf die Modernität der Partituren Monteverdis aufmerksam. Der Komponist wird verortet in einer der wichtigsten Umbruchsepochen der Musikgeschichte um 1600, in der die mittelalterliche Mehrstimmigkeit abgelöst wurde durch den Sologesang. Die Oper ist nur eine Konsequenz aus diesem Umbruch, und es war eben vor allem Monteverdi, der der jungen Gattung neue Impulse gab. Leopold untersucht jedes der acht Madrigalbücher Monteverdis und kann in ihren Interpretationen schlüssig nachweisen, dass der Komponist auch in dieser Gattung, die bereits die weltliche Musik des 16. Jahrhunderts dominiert hat, einen neuen Stil geprägt hat, der hin zum Dramatischen strebt. Es war Monteverdi, der das Musikdrama quasi erfand, weil er dem Text zu einem Eigenrecht verhalf, ohne dabei die musikalische Inspiration zu vernachlässigen. Lesezeichen Silke Leopold: „Claudio Monteverdi. Biografie“, 255 Seiten, 28 Euro, Carus/Reclam

x