Kultur Vielseitigkeit als Tugend

Komponiert auch selbst: Daniel Behle.
Komponiert auch selbst: Daniel Behle.

Der lyrische Tenor Daniel Behle gehört zu den profiliertesten Vertretern seines Fachs. Sein Repertoire reicht vom Barock bis zur Gegenwart. Über zehn Solo-Alben hat er schon eingespielt. Bei den aktuellen Pfingstfestspielen in Baden-Baden debütiert er heute als Loge in Wagners „Rheingold“ und singt morgen sein Programm mit Hamburg-Liedern.

Für Daniel Behle ist, wie er im Gespräch sagt, „Musik als Ganzes“ interessant. Er will in vielen Richtungen die an ihn gestellten Erwartungen erfüllen. In keine Schublade zu passen, das will er für sich als Tugend pflegen. Dass das auch Musik jenseits der Klassik einschließt, belege sein Programm mit „Wiener Liedern über Hamburg“, wie er selbst sagt. Zusammen mit dem Trio um Oliver Schnyder, mit dem er auch seine eigene Fassung der „Winterreise“ erarbeitet und aufgenommen hat, hat er dabei auch eigene Kompositionen einstudiert. Über drei Jahre hinweg haben Sänger und Musiker das Programm entwickelt, das – wie Daniel Behle sagt – „kein Klassik-Pop“ sein soll, sondern eher wie alte UFA-Schlager anmuten will und bei denen das tenorale Element bewusst herausgehoben ist. Der Sänger will natürlich damit auch musikalisch das Lob seiner Geburtsstadt singen. Er hat viele bekannte Hamburger Motive und viele musikalische Anspielungen in die Stücke eingebaut. Im Sommer wird Daniel Behle bei den Bayreuther Festspielen als David in den „Meistersingern“ auftreten. Von Wagner hat er schon Erik im „Holländer“ oder Walther von der Vogelweide im „Tannhäuser“ gesungen. Vor David gibt er jetzt sein Debüt als Loge mit dem NDR Elbphilharmonieorchester, bei dem für den erkrankten Thomas Hengelbrock Marek Janowsky am Pult steht. Der Feuergott wird ja sehr unterschiedlich besetzt, von lyrischen bis zu Heldentenören. Für Daniel Behle ist es eine „ideal geschriebene Partie mit viel Parlando, der man vor allem über Ausdruck und genaue Textbehandlung Profil verleihen“ müsse. Er sieht in Loge einen resignierten Halbgott, der im Laufe des Stückes immer mehr von der Götterfamilie um Wotan desillusioniert werde. Erste Aufführungen des „Rheingolds“ gab es schon in der Elbphilharmonie – und natürlich wollen wir wissen, was Daniel Behle von der Akustik dort hält. Auch er ist von dem Bau beeindruckt, man könne dort sehr fein musizieren. Es habe sich gezeigt, dass sich bei Gesangsstücken der Klang besser mische und besser auf vielen Plätzen hörbar sei, wenn die Sänger hinter dem Orchester wirken. Gerade ist Daniel Behles neue CD erschienen (bei der Deutschen Harmonia Mundi). Sie bringt Arien und Ouvertüren von Franz Schubert aus dessen „Lazarus“ und seine noch immer kaum bekannten Opern. Das seien „kleine Diamanten“, sagt der Sänger, und klanglich von apartem Reiz. Da gebe es zum Beispiel Stellen, in den das Fagott ganz hoch und die Flöte ganz tief spielten. Das ergebe geradezu einen „verhangenen Stummfilmsound“. Eine Arie aus der Oper „Der Zauberglöcklichen“ wurde in der aufgenommenen Fassung so zuvor noch nie musiziert. Neben den bevorstehenden großen Live-Auftritten in ersten Opernhäusern und Konzertsälen plant Daniel Behle seine erste Mozart-Solo-CD – und er komponiert Stücke für ein Weihnachtsprogramm. Termine —Heute um 18 Uhr ist die konzertante Aufführung des „Rheingolds“ im Festspielhaus Baden-Baden mit dem NDR Elbphilharmonieorchester unter Marek Janowski, morgen um 14 Uhr singt Daniel Behle seine Hamburg-Lieder im Kurhaus. Zum Programm gehören morgen um 17 Uhr Händels Wasser- und Feuerwerksmusik in gigantischer Bläserbesetzung mit Le Concert Spirituel und am Montag ein Auftritt von Anne-Sophie Mutter, Daniil Trifonov und Freunden. —Infos unter www.festspielhaus.de, Telefon 07221 3013-101.

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