Kultur Nachtmusik und helle Freude

Ausgesprochen vielfältig war das Programm des letzten SWR-Konzerts der Saison im Mannheimer Rosengarten mit der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter dem spanischen Gastdirigenten Josep Pons. Ausgesprochen gelungen und hochkarätig waren die Wiedergaben der vier Werke. Dabei überzeugte auch der Geiger Frank Peter Zimmermann, der gleich in zwei Werken den Solopart spielte.

Die Spätwerke Robert Schumanns harren noch immer ihrer Rehabilitierung. Dazu gehört auch die Fantasie für Violine und Orchester op. 131. Die abschätzigen Urteile über die vermeintlich vom Wahnsinn gezeichneten Kompositionen Schumanns in den 1850er-Jahren belegen eher die geistige Umnachtung der Kritiker. Die einsätzige Fantasie ist jedenfalls ein in der Tendenz positiv gestimmtes Werk voller Poesie und Brillanz. Frank Peter Zimmermann spielte den Violinpart mit auch technisch absolut sicherem Zugriff, im wahrsten Sinne formvollendet und mit wunderbar geschmeidigem Ton. In eine andere Welt führte die folgende vierte Kammermusik für Violine und größeres Kammerorchester von Paul Hindemith. Statt Romantik nun eine expressiv eingefärbte Neue Sachlichkeit in Tönen, bei der auch Jazzelemente auftauchen. Doch zeigten Zimmermann und die aufmerksame und exzellent spielende Deutsche Radiophilharmonie unter der überlegenen Leitung von Josep Pons ebenfalls bestechende Tugenden. Mit einer faszinierenden Palette an Klangfarben und geigerischen Spielweisen gab Frank Peter Zimmermann der virtuosen Solopartie eine schillernde Gestalt. Orchester und Dirigent taten das Ihre, alle Reize der mal rhythmisch wilden, mal (besonders im dritten Satz und im Schlussteil) nächtlich verträumten Partitur voll auszuspielen. Für den begeisterten Beifall bedankte sich Zimmermann mit einer Violinfassung von Rachmaninows Prélude op. 23 Nr. 5 in g-moll. Musik der Nacht ist auch die Orchesterkomposition „Sogni ed Epifani“ (Träume und Erscheinungen) des spanischen Komponisten Benet Casablancas, die von der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter Josep Pons in deutscher Erstaufführung gespielt wurde. In der Tonsprache gemäßigt modern, entfaltet das Werk einen betörenden Klangzauber und belegt die Meisterschaft des Komponisten im Umgang mit einem großen Orchesterapparat. Den setzt Casablancas für eine mal sinnend ruhige, mal vibrierend dynamische sinfonische Poesie ein. Das Stück wurde von dem Dichter Rafael Argullol inspiriert, dessen Vers „Ein Lichtstrahl zwischen Träumen“ als Untertitel fungiert. Josep Pons machte sich zum überzeugenden Anwalt für diese Musik. Das einzig gängige Stück des Programms war zum Schluss die fünfte Sinfonie in B-Dur D 485 von Franz Schubert. Dieses Werk eher heiteren Charakters, das trotzdem an Mozarts große g-moll-Sinfonie angelehnt scheint, war allerdings nun gar kein gemütlicher Ausklang, sondern wurde in einer hinreißenden Wiedergabe zu einer sehr spannenden und belebenden Sache. Josep Pons gab Schuberts Sinfonie eine hinsichtlich Dynamik, Phrasierung, Klangkultur und Transparenz des Satzes überaus klare und fein ausgearbeitete Form. Flüssige Zeitmaße, rhythmische Spannkraft und erlesene Instrumentalsoli waren weitere Pluspunkte eines animierenden und durchaus dramatisch akzentuierten Vortrags, bei dem die Deutschen Radiophilharmonie ihre Klasse eindrucksvoll demonstrierte.

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