Kolumnen Aus der Redaktion: Wie die Zeitung zu den Lesern kommt

RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe.
RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe. Archivfoto: Lenz

Liebe Leserinnen und Leser,

in kaum einem anderen Land der Welt hat das Zeitungsabonnement solch eine Tradition wie in Deutschland. In den meisten anderen Staaten dominiert der Straßenverkauf, das heißt, die Leserschaft kauft sich ihre Zeitung am Kiosk oder an Zeitungskästen, die am Straßenrand aufgebaut sind.

Die Zeitung jeden Morgen aus dem eigenen Briefkasten zu holen, ist sicher die bequemste Art und Weise, täglich an die gedruckten Informationen zu kommen. Das hat natürlich seinen (Abo-)Preis, ist aber in der Regel günstiger als sich jeden Tag eine Ausgabe zu kaufen. Zum Einzelverkaufspreis kommen ja auch noch Zeit und Wegstrecke dazu, die man bis zum Kiosk und zurück braucht.

Aufwand für Verlage steigt

Das in Deutschland so erfolgreiche Abo-Modell steht und fällt mit den Zustellern. Ohne die Männer und Frauen, die Nacht für Nacht die Zeitungen in Empfang nehmen und dann in ihrem Zustellbezirk austragen, kann es nicht funktionieren. Jeder Verlagsmitarbeiter und jedes Redaktionsmitglied wissen, dass ihre Arbeit ohne die Zustellerinen und Zusteller ziemlich sinnlos wäre.

Doch gibt es gleich mehrere Ursachen, warum es immer schwieriger wird, die Zustellung optimal zu gestalten: Die sinkende Auflage bei vielen Tageszeitungen führt dazu, dass der Aufwand für deren Verteilung immer größer wird. Die Austräger brauchen für eine gleiche Anzahl an zuzustellenden Exemplaren immer längere Wege und mehr Zeit. Für viele Austräger ist Zeitungszustellung nur ein Nebenerwerb. Sie dürfen damit also nicht mehr als 450 Euro im Monat verdienen. Für sie gilt natürlich die Fünftage-Woche, weshalb insbesondere für die Verteilung der Sonntagszeitungen oft andere Zusteller nötig sind, die nicht so viel Erfahrung haben. Nicht zuletzt nimmt die Anzahl derjenigen ab, die bereit sind, Nacht für Nacht und bei jedem Wetter Zeitungen zu verteilen. Und die Samstagnacht ist dafür besonders unbeliebt.

Politik erwägt Subvention

Einige Zeitungsverlage gehen schon dazu über, in ländlichen Räumen die Zustellung der gedruckten Zeitung der Post zu übertragen, die aber nicht tagesaktuell liefern kann. Andere haben die Zustellung der gedruckten Zeitung in dünn besiedelte Gebieten ganz eingestellt und bieten stattdessen ein Digitalabo an, oft zusammen mit einem vergünstigten Tablet.

Die Bundesregierung und eine politische Mehrheit in den Parlamenten sehen das mit Sorge. Ein Gesetzentwurf, der derzeit beraten wird, sieht deshalb vor, die Zustellung der Zeitung finanziell zu unterstützen. Ich persönlich beurteile das skeptisch. Ich meine, Zeitungsverlage sollten nicht subventioniert werden wie etwa das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Ich würde es vorziehen, wenn für die Zusteller statt der 450-Euro-Maßgabe eine andere Nebenerwerbsreglung gelten würde und wenn sie wieder nach Stücklohn (Lohn pro zugestellter Zeitung) und nicht nach Zeitlohn bezahlt werden könnten.

Die RHEINPFALZ und die RHEINPFALZ am SONNTAG werden von etwa 2500 Zustellerinnen und Zustellern zu unseren Abonennten gebracht. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle auch mal öffentlich im Namen der Redaktion herzlich bedanken. Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, versichere ich, dass unser Verlag alles in seinen Kräften stehende tut, dass Sie Ihr Zeitung zuverlässig und pünktlich bekommen.

Herzliche Grüße

Ihr

Michael Garthe. RHEINPFALZ-Chefredakteur

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