Grünstadt/Leiningerland Keim-Alarm beim Trinkwasser: Was die Menschen in der Region jetzt wissen sollten

Kann man das Wasser trotz Chlorgeruchs trinken? Die Stadtwerke geben dazu eine klare Antwort.
Kann man das Wasser trotz Chlorgeruchs trinken? Die Stadtwerke geben dazu eine klare Antwort.

Weil im Trinkwasser für Grünstadt und Umgebung Keime entdeckt worden sind, wird ihm seit Montag Chlor beigemischt. Wie gefährlich die Erreger sind, ob auch die Chemikalie zum Problem werden kann und wie es nun weitergeht: Zehn Dinge, die Menschen im Leiningerland jetzt wissen sollten.

1. Wann und wie ist die Keimbelastung entdeckt worden?
Stadtwerke-Chef Albert Monath sagt: „Das hat sich übers Wochenende herausgestellt.“ Die Abläufe erläutert er so: Einmal pro Woche werden an verschiedenen Stellen im Trinkwasser-Netz Proben genommen und durch ein externes Labor überprüft. Dafür kommen sie auf einen Nährboden, nach 24 Stunden liegt ein Ergebnis vor. Fällt dabei eine Verunreinigung auf, wird nachkontrolliert. Im aktuellen Fall haben die Stadtwerke nach der ersten Kontrolle das Gesundheitsamt informiert und nach der zweiten mit ihm das weitere Vorgehen besprochen.

2. Wie schlimm ist die Keimbelastung?
Der Stadtwerke-Chef beruhigt: Festgestellt worden sei eine Minimalbelastung mit coliformen Keimen, die für die meisten Menschen völlig unbedenklich ist. Deshalb sei auch fürs Wasser kein Abkochgebot ausgesprochen worden. Praktisch jeder werde im Alltag mit Situationen konfrontiert, in denen er deutlich heftigere Attacken derartiger Erreger ohne spürbare Folgen wegsteckt. Mit einer großen Durchfallwelle im Leiningerland ist demnach also nicht zu rechnen. Aber: Die strengen Regeln für Trinkwasser schreiben nun einmal vor, dass gar keine solchen Bakterien auftauchen dürfen.

3. Wie haben die Stadtwerke reagiert?
Noch übers Wochenende haben sie zum Beispiel Altenheime und das Krankenhaus gewarnt sowie weitere Vorkehrungen eingeleitet. Am Montag ist dann die große Maschinerie angelaufen: Um die Keime abzutöten, wird Chlor ins Trinkwasser gegeben. Darüber wird auf allen Kanälen informiert. Sogar die Feuerwehr ist ausgerückt, um mit Lautsprecher-Durchsagen auf die Lage aufmerksam zu machen.

4. Welche Gemeinden sind betroffen?
Neben Grünstadt mit seinen Ortsteilen Asselheim und Sausenheim geht es um mehrere Dörfer in der Verbandsgemeinde Leiningerland, deren östlicher Teil von den Stadtwerken mitversorgt wird: Mertesheim, Ebertsheim, Quirnheim, Kindenheim, Bockenheim, Obrigheim, Dirmstein, Gerolsheim, Großkarlbach, Laumersheim und Obersülzen.

5. Chlor ist doch auch nicht gesund. Kann man das so behandelte Wasser noch trinken?
Der Stadtwerke-Chef erläutert: Es werden bis zu 0,3 Milligramm Chlor pro Liter ins Netz eingespeist. Was aus dem Hahn kommt, gilt den Regeln zufolge weiterhin als Trinkwasser: Man kann sich damit bedenkenlos waschen, duschen, die Zähne putzen – und auch seinen Durst löschen. Monath versichert: „Ich trinke nur Leitungswasser, und das mache ich jetzt auch weiterhin.“ Allerdings ist damit zu rechnen, dass es vorerst leicht nach Schwimmbad riecht. Wer sich daran stört, muss auf Flaschenwasser umsteigen.

6. Gibt es Bereiche, in denen das gechlorte Wasser trotzdem nicht verwendet werden kann?
Die Stadtwerke warnen: Es sollte nicht in Aquarien gefüllt werden. Dieser Hinweis wird Monath zufolge in solchen Situationen automatisch veröffentlicht. Inwieweit Betriebe ihre Produktionsprozesse verändern müssen, können die Stadtwerke nicht beurteilen.

7. Ist schon klar, woher die Keime kommen?
Da die aus den acht Stadtwerke-Brunnen entnommenen Proben negativ waren, vermuten die Stadtwerke die Keimquelle irgendwo im Wasserwerk. Monath sagt: „Das ist schon mal eine gute Nachricht.“ Nun laufen Vorbereitungen an, um im Werk einzelne technische Komponenten zu reinigen.

8. Wie lange wird gechlort?
Bis das Problem im Griff und die Keimquelle beseitigt ist. Wie lange sich das hinzieht, kann Monath derzeit nicht sagen. Er rechnet zumindest damit, dass es mehrere Tage dauert.

9. Wie sind die Erfahrungen aus anderen Orten?
Leidvolle Erfahrungen haben vor zwei Jahren die Eisenberger machen müssen. Im August 2020 waren auch in ihrem Trinkwasser coliforme Bakterien entdeckt worden. In Teilen des Stadtgebiets mussten die Menschen ihr Wasser daher auch zeitweise abkochen. Die Probleme zogen sich monatelang hin, erst im Februar 2021 gaben die Stadtwerke endgültig Entwarnung. Die Keimquelle ist aber nie gefunden worden. Im November 2021 fanden sich dann Keime im Trinkwasser von Carlsberg und Hertlingshausen – einem Gebiet der Verbandsgemeinde Leiningerland, das nicht am Grünstadter Stadtwerke-Netz hängt. Um das Problem dort zu lösen, bekam das Wasserwerk Hertlingshausen schließlich für rund 40.000 Euro eine UV-Anlage, die Erreger abtötet.

10. Ist den Grünstadter Stadtwerken so etwas schon einmal passiert?
Stadtwerke-Chef Monath sagt: „Ich bin hier seit 30 Jahren Geschäftsführer, ich erlebe so etwas zum ersten Mal.“ Grünstadt/Leiningerland

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