Donnersbergkreis So lief der Glatteis-Tag im Donnersbergkreis

Ein Streufahrzeug ist sogar über den etwas breiteren Bürgersteig in der Neuen Allee entlang des Parkdecks gefahren, um auch dort
Ein Streufahrzeug ist sogar über den etwas breiteren Bürgersteig in der Neuen Allee entlang des Parkdecks gefahren, um auch dort etwas Salz auszubringen.

Linienbusse fuhren nicht. Schultüren blieben zumeist geschlossen. Die Straßen waren menschenleer. Nach der Katastrophenwarnung ruhte am Mittwoch das öffentliche Leben in großen Teilen.

Zu den ersten, die bemerkt haben, dass dieser Mittwoch etwas anders laufen würde als ein gewöhnlicher Tag, dürften die Schüler gehört haben: Denn Präsenzunterricht war im Donnersbergkreis Mangelware. Allerdings schien die Kommunikation größtenteils geklappt zu haben: Vor verschlossenen Türen standen nur die wenigsten. Die Schulbusse seien gefahren, es seien aber kaum Schüler unterwegs gewesen, sagt denn auch Marc Hain, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Behles, die Schul- wie Linienbusse im Donnersbergkreis betreibt.

Zu denjenigen, die dennoch raus- und irgendwie zur Schule kommen mussten, zählten die Abiturienten, wie Peter Sommerlad, stellvertretender Schulleiter am Winnweilerer Wilhelm-Erb-Gymnasium, berichtet – nicht zuletzt, weil Englischprüfungen anstanden, die als Zentralabitur in ganz Rheinland-Pfalz zeitgleich angegangen werden müssen. Tatsächlich seien am WEG alle 32 für Mittwoch vorgesehenen Prüflinge „pünktlich erschienen“, sagt Sommerlad – es sei allerdings keiner der Abiturienten auf den Bus angewiesen gewesen. Für die Schüler anderer Klassenstufen sei teilweise Fernunterricht angeboten worden, entweder per Videokonferenz oder mithilfe von Unterlagen in der digitalen Lernplattform.

Linienverkehr komplett eingestellt

Nach dem Schulbusverkehr allerdings war dann Schluss mit Bus. Ab 7.45 Uhr setzte Behles den Betrieb der Buslinien aus – „bis auf Weiteres“, wie es hieß. In der Nachbarschaft lief es nicht anders: Im Laufe des Vormittags gingen auch die Busnetze Alzey-Worms sowie Grünstadt außer Betrieb, zuvor waren bereits jene in den Kreisen Kaiserslautern und Kusel eingestellt worden.

Am Nachmittag dann teilte Behles mit, dass der Bus-Linienverkehr im Donnersbergkreis für den gesamten Mittwoch komplett eingestellt ist. Aus Sicherheitsgründen sollten die Busse auf dem Betriebshof bleiben, zu gefährlich sei der Fahrgasttransport bei dem weiter bestehenden Glätterisiko. Ob der Regelbetrieb am Donnerstag wieder aufgenommen werden kann, stand am Mittwochabend noch nicht fest.

2000 Kilometer im Donnersbergkreis

Rund 2000 Kilometer waren die Mitarbeiter der Straßenmastermeisterei Erbes-Büdesheim schon bis zum Mittag in zwei Runden abgefahren, um dabei mit etwa 1000 Tonnen Auftausalz die Straßen im Donnersbergkreis von Glatteis zu befreien und so für die Autofahrer sicherer zu machen. „Die erste Runde ist um 3 Uhr nachts gestartet, gegen 7.30 sind unsere Leute dann zur zweiten Runde aufgebrochen“, sagt Ewald Pfaffenrath, der Leiter der Mastermeisterei, die neben dem Donnersbergkreis auch Teile des Kreises Alzey-Worms abdeckt. In der Frühschicht seien 22 Fahrzeuge im Einsatz gewesen.

Bis zum Nachmittag hatte Pfaffenrath von keinen besonderen Schwierigkeiten zu berichten. Doch galt es den gesamten Tag über, „die Entwicklung zu beobachten“, und sobald erneut Straßenglätte droht, „müssen unsere Fahrzeuge natürlich wieder los“, sagte er. Erfreulich bei einem Großeinsatz wie diesem aus seiner Sicht: Dank der digitalen Steuerung der Streufahrzeuge werde nur noch so viel Salz ausgebracht, wie unbedingt nötig. Zudem sei durch die Beigabe von Solestoffen eine bessere Bodenhaftung erreicht worden, sodass das Auftausalz nicht auf angrenzende Felder verweht werden könne. Das mache den Einsatz von Auftausalz für die Umwelt etwas weniger bedenklich.

Fast 24 Stunden im Einsatz

In der Stadt Kirchheimbolanden war auch der Unimog des Bauhofs unterwegs. Seit 4 Uhr am Mittwochmorgen, wie Stadtbürgermeister Marc Muchow berichtet. Teilweise sei das Fahrzeug ohne Schild und Streumaterial unterwegs gewesen, habe mit seinen Schneeketten das Eis aufgebrochen. Für die Nacht zum Donnerstag und den darauffolgenden Morgen, für die Schnee angekündigt war, werde entsprechend mehr gestreut werden – der Unimog sei dann fast 24 Stunden im Dauereinsatz gewesen.

Trotz des überfrierenden Regens und der daraus resultierenden Glätte ist es im gesamten Donnersbergkreis am Mittwoch, was die Zwischenfälle im Straßenverkehr anging, überraschend ruhig geblieben. Die Polizei in Rockenhausen musste lediglich zu einem glättebedingten Unfall in Winnweiler ausrücken. Laut Polizei Kirchheimbolanden gab es in ihrem Gebiet im Laufe des Vormittags gerade mal einen Vorfall mit einem Müllfahrzeug. Dieses sei mit minimaler Geschwindigkeit gegen ein Verkehrsschild gerutscht. Ansonsten war die Lage entspannt. Bis zum frühen Abend kam noch ein kleinerer Unfall auf der L398 zwischen Kirchheimbolanden und Dannenfels dazu, bei dem ein Mann mit seinem Wagen im Graben landete, aber unverletzt blieb.

Polizei und Feuerwehr zufrieden

„Die Leute sind der Situation angepasst gefahren, wer konnte, blieb zu Hause“, so ein Sprecher der Polizeiinspektion. Die Hauptstraßen waren geräumt, in den Nebenstraßen war es zwar anfangs spiegelglatt, später begann es dort aber zu tauen. Am Vormittag jedoch hatten vor allem Verkehrsteilnehmer, die beruflich unterwegs sein mussten, ihre liebe Not. Postzustellerin Lisa Nußbeck beispielsweise. Sie komme nur auf den halbwegs ebenen Strecken einigermaßen gut voran, sagte sie der RHEINPFALZ. Deshalb müsse sie auf ihrer Tour in Kirchheimbolanden die steilen Straßen aussparen.

Homeoffice ist nun mal in vielen Bereichen nicht möglich. Beispiel: Feuerwehr. So berichtet beispielsweise jene in Kirchheimbolanden, dass nach Veröffentlichung der Gefahrenmeldung am Dienstag vielfach gesprochen und organisiert wurde, um auch am Mittwoch für die Sicherheit der Bürger da sein zu können. Mit Erfolg: Zwölf Feuerwehrleute haben am Mittwoch ab 6 Uhr die Einsatzzentrale besetzt. Zudem habe die Führungsunterstützung der Verbandsgemeinde Schulen und Kitas nach buspflichtigen Kindern befragt, die eventuell betreut werden müssten. Außerdem fanden im Tagesverlauf vielfach Kontrollfahrten durch das Stadtgebiet und umliegende Gemarkungen statt. Einen Einsatz gab es für die Wehren der VG Kirchheimbolanden bis Mittwochmittag nicht.

Ortsbürgermeister warnt per Whatsapp

Auch bei der Stützpunktfeuerwehr in Eisenberg hatte man bereits am Dienstagabend ermittelt, wie das notwendige Personal aufgrund der Witterung ins Gerätehaus kommt. Das Plus: Mehrere Wehrleute arbeiten im angrenzenden Werkhof und sind schnell erreichbar. Die Göllheimer Feuerwehr hatte sich nur personell gut aufgestellt, sondern auch präventiv auf einige Feuerwehrfahrzeuge Schneeketten aufgezogen.

Große Einsätze blieben für die Wehren bis zum Abend aus – wohl auch ein Ergebnis des vielfachen Aufrufs an die Bevölkerung, wenn möglich zu Hause zu bleiben. Dieser war unter anderem per Katwarn am Dienstag auf den Mobiltelefonen der Menschen gelandet. In Mörsfeld wurde die Aufforderung am frühen Mittwochnachmittag erneuert: Per Whatsapp hat Ortsbürgermeister Jan Volker die Einwohner am Nachmittag daran erinnert, am besten zu Hause zu bleiben. Es sei unmöglich, die Wege im Ort vom Eis zu befreien.

Extremwetterlage: Die Glückskinder-Kita in Gundersweiler ist eine von vielen, die früher schließen musste.
Extremwetterlage: Die Glückskinder-Kita in Gundersweiler ist eine von vielen, die früher schließen musste.
Postzustellerin Lisa Nußbeck muss auch bei diesem Wetter raus. Die steilen Straßen müsse sie bei der Zustellung in Kirchheimbola
Postzustellerin Lisa Nußbeck muss auch bei diesem Wetter raus. Die steilen Straßen müsse sie bei der Zustellung in Kirchheimbolanden aber auslassen.
Spiegelglatt war es beispielsweise in Mörsfeld.
Spiegelglatt war es beispielsweise in Mörsfeld.
Eis auch in der Rockenhausener Innenstadt.
Eis auch in der Rockenhausener Innenstadt.
Roland Merz hat in Dannenfels festgehalten, wie schnell sich Eis gebildet hat.
Roland Merz hat in Dannenfels festgehalten, wie schnell sich Eis gebildet hat.
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