Meinung Zwangsdigitalisierung bei Bahncard: Die Bahn brüskiert ihre Kunden

Millionen von Bahnkunden sind es gewohnt, ihre Bahncard im Portemonnaie zu haben. Damit soll nun Schluss sein.
Millionen von Bahnkunden sind es gewohnt, ihre Bahncard im Portemonnaie zu haben. Damit soll nun Schluss sein.

Mehr denn je braucht die Bahn die Nachsicht ihrer Fahrgäste. Da ist es keine gute Idee, Stammkunden durch eine Zwangsdigitalisierung zu verprellen.

Mehr und mehr Bahnkunden kaufen ihre Tickets online und viele haben sicher auch kein Problem mit einer digitalen Bahncard – viele, aber eben nicht alle. Es gibt auch immer noch zahlreiche Kunden, die sich beim Ticketkauf nicht auf ein Smartphone verlassen wollen. Die diversen Probleme, die gerade bei der DB mit digitalen Deutschlandtickets aufgetreten sind, verdeutlichen, dass es dafür auch gute Gründe gibt. Viele Kunden der RNV in der Rhein-Neckar-Region sind sicher froh darüber, dass das Deutschlandticket dort auch als Chipkarte erhältlich ist, die man vorzeigen kann, auch wenn beispielsweise der Handy-Akku leer ist.

Dass die DB als Grund für die Digitalisierung der Bahncard angibt, damit solle Plastik eingespart werden, ist vorgeschoben und allenfalls ein Nebeneffekt. Hauptziel ist nach Einschätzung von Insidern, an noch mehr digitale Kundendaten zu kommen.

Brachiales Vorgehen nährt Negativ-Image

Mit ihrem brachialen Vorgehen bei der Bahncard-Zwangsdigitalisierung nährt die DB das ohnehin weit verbreitete Bild, dass sie die Bedürfnisse ihrer Kunden nicht interessieren. Das ist derzeit besonders verheerend, weil die DB aktuell angesichts der vielen Zumutungen, die sich aus dem Zustand des Schienennetzes und der zahlreichen Baustellen ergeben, mehr denn je auf viel Nachsicht ihrer Kunden angewiesen ist. Stattdessen nötigt sie nun Stammkunden eine Zwangsdigitalisierung auf, die vielen zumindest lästig und für manche ein großes Ärgernis ist, das sie als Bahncard-Inhaber verprellen kann.

Dabei muss die DB eigentlich froh über jeden Bahncard-Kunden sein. Der langjährige Aufwärtstrend bei der Rabattkarte ist durch die Corona-Pandemie gebrochen worden, danach ist es allenfalls mühsam voran gegangen und es gibt immer wieder Rückschläge.

Die DB hat derzeit häufig mit Problemen zu kämpfen, für die sie nichts kann oder deren Ursachen oft Versäumnisse in der Vergangenheit sind. Die Schnapsidee, Stammkunden durch eine Zwangsdigitalisierung zu verprellen, liegt dagegen allein in der Verantwortung des aktuellen DB-Managements.

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