Bahnverkehr Viel Kritik an Bahncard-Digitalzwang

Die Deutsche Bahn will für Bahncard-Besitzer keine Plastikkarten mehr ausgeben. Künftig soll es die Rabattkarte nur noch digital
Die Deutsche Bahn will für Bahncard-Besitzer keine Plastikkarten mehr ausgeben. Künftig soll es die Rabattkarte nur noch digital geben. Voraussetzung ist ein digitales Kundenkonto.

Die Deutsche Bahn (DB) schafft die Plastikkarte bei der Bahncard 25 und der Bahncard 50 ab. Dies stößt auf erhebliche Kritik von verschiedenen Seiten.

Die Rabattkarten mit einem Gültigkeitsbeginn ab dem 9. Juni oder später stünden „ausschließlich in digitaler Form zur Verfügung“, schrieb die DB in einer Mitteilung an Inhaber der Bahncard.

Für die Nutzung der Bahncard seien ein Kundenkonto bei bahn.de oder die Smartphone-App DB Navigator nötig, teilte die DB weiter mit. Als Ersatz werde im Zug auch ein PDF-Dokument akzeptiert – digital oder in ausgedruckter Form. Die DB verwies auf die fortschreitende Digitalisierung: So würden mittlerweile 84 Prozent aller Fernverkehrstickets digital gekauft. Außerdem sei schon jetzt die Angabe einer E-Mail-Adresse beim Kauf einer Bahncard nötig.

Die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Ramona Pop, übte Kritik. Die Bahn schließe Menschen ohne digitalen Zugang aus und solche, die sparsam mit ihren Daten umgehen und nicht überall ein Kundenkonto haben wollen. „Wir fordern ganz klar: Die Bahncard muss für alle verfügbar sein“, erklärte Pop. „Der ersatzweise gültige Papierausdruck muss auch für Menschen ohne digitales Kundenkonto zugänglich sein, etwa, indem es im Reisezentrum ausgehändigt wird.“

Fast 30 Verbände protestieren

Fast 30 Verbände fordern die DB auf, die Bahncard und Sparpreis-Tickets weiterhin auch analog anzubieten. In einem Offenen Brief an den DB-Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz kritisieren Wohlfahrts-, Senioren- und Verkehrsverbände sowie die Verbraucherzentralen und Patientenorganisationen, dass mindestens drei Millionen Menschen ausgeschlossen würden.

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Ulrich Schneider, erklärte, die DB müsse Bahncards und Spartickets allen Menschen zugänglich zu machen – unabhängig davon, ob sie das Internet nutzen oder nicht.

Die Verbände verlangen in ihrem Brief, der auch an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gerichtet ist, einen analogen Zugang zu allen Angeboten der Bahn ohne Mehrkosten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Deutschland nutzen gut 5 Prozent der Menschen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren das Internet nicht, bei den über 80-Jährigen sind es zwei Drittel.

Weniger Bahncard-Besitzer

Laut Daten der DB lag die Anzahl der Bahncard-Besitzer Ende 2023 bei 5,019 Millionen, das war ein Rückgang von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 5,107 Millionen. Am stärksten war der Rückgang bei der Bahncard 100 mit 8 Prozent auf 42.700 (Vorjahr: 46.400). Bei der Bahncard 50 betrug das Minus 5,1 Prozent auf 1,236 Millionen (Vorjahr: 1,302 Millionen). Bei der Bahncard 25 gab es ein Minus von 0,5 Prozent auf 3,741 Millionen (Vorjahr: 3,759 Millionen). Bei Sonderaktionen wie bei der bevorstehenden Fußball-EM bietet die DB in aller Regel nur die Bahncard 25 an. Mit der Bahncard 25 gibt es 25 Prozent Rabatt auch auf schon ermäßigte Sparpreis- und Supersparpreis-Tickets, mit der Bahncard 50 ebenfalls. Großer Vorteil der deutlich teureren Bahncard 50 ist, dass es damit 50 Prozent Rabatt auch auf Flexpreis-Tickets gibt, die nicht an einen bestimmten Zug gebunden sind. Sie erlauben deshalb auch relativ preisgünstige Reisen in stark frequentierten Zügen.Kommentar

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