Wirtschaft Wasserverbrauch: WWF kritisiert Lebensmittelhändler

«Berlin.»Tomaten aus Spanien, Bananen aus Lateinamerika oder Mandeln aus Kalifornien: All diese Güter bedürfen enormer Mengen Wasser – und werden vorrangig in Regionen angebaut, in denen es oft knapp ist. Die Umweltorganisation WWF kritisierte gestern anlässlich der Weltwasserwoche, dass das Thema Wasserverbrauch im deutschen Einzelhandel keine Rolle spiele.

„In den Chefetagen der deutschen Supermarktketten wird das Thema bislang noch ausgeklammert“, fasste Johannes Schmiester, Süßwasser-Experte vom WWF Deutschland, die Ergebnisse einer Umfrage im deutschen Lebensmitteleinzelhandel zusammen. Der WWF befragte dafür Supermärkte, Discounter, Bio- und Online-Händler nach ihrer Obst- und Gemüselieferkette. Von 17 angefragten Unternehmen haben zehn geantwortet. Die Einkaufsentscheidungen der Ketten beeinflussen laut WWF die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser in den weltweiten Anbaugebieten. „Wasserknappheit andernorts hat wiederum Einfluss auf Preis, verfügbare Mengen und Qualität unserer Supermarktprodukte“, sagte Schmiester. Die Landwirtschaft verbraucht weltweit gesehen das meiste Süßwasser. Dabei konkurrieren die Bauern auch mit der Bevölkerung um das wertvolle Trinkwasser. Der Wasserbedarf nimmt zudem durch die steigende Weltbevölkerung ständig zu. Dem Lebensmittelhandel kommt dabei laut WWF eine große Bedeutung zu: Jeder dort umgesetzte Euro habe einen „Wasserfußabdruck“ von rund 47 Litern. Doch der Handel bezieht den Umweltschützern zufolge die Wassernutzung im Anbau und die daraus entstehenden Probleme kaum in seine Strategien und Einkaufprozesse ein. Zudem sei den Händlern nicht bewusst, wer alles in den Anbauregionen auf- und abwärts eines Flusses auf Wasser angewiesen ist. Wo dieses Wissen bestehe, werde daraus kaum strategisches Handeln abgeleitet, kritisiert der WWF, der ein Umdenken bei den Handelsketten fordert. Denkbare Maßnahmen wären laut WWF etwa, Anforderungen an Produzenten mit hohem Wasserverbrauch zu stellen oder auf Ware aus den trockensten Regionen zu verzichten.

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