Energiekrise Tausende Tonnen Kohle für Kraftwerke im Saarland

Die per Bahn angelieferte Kohle für das Kraftwerk Bexbach wird in einem Schüttbunker entladen.
Die per Bahn angelieferte Kohle für das Kraftwerk Bexbach wird in einem Schüttbunker entladen.

Tausende Tonnen Kohle werde nun per Bahn ins Saarland transportiert. Ein Ziel ist das aus der Netzreserve geholte Kraftwerk im saarpfälzischen Bexbach.

Die Kohle galt in Deutschland vor dem Krieg in der Ukraine nur noch als Relikt, jetzt aber erlebt sie ein Comeback. Um in der Energiekrise Gas zu sparen, gehen alte Kohlemeiler wieder in Betrieb und produzieren Strom. Nicht zuletzt im Saarland: Der Essener Stromerzeuger Steag wird das Kraftwerk Bexbach am kommenden Freitag aus der Netzreserve zurück an den Markt bringen. Das Kraftwerk Weiher in der Saar-Gemeinde Quierschied soll am 31. Oktober folgen.

Ein Güterzug von DB Cargo, der Schienengüterverkehrssparte der Deutschen Bahn (DB), mit knapp 3000 Tonnen Kohle wurde am Mittwochmorgen im saarländischen Neunkirchen-Wellesweiler schon erwartet. In einem Schüttbunker wird die Kohle entladen und über eine Förderanlage ins nahe gelegene Kraftwerk Bexbach gebracht. „Wir fahren so gut, so schnell und so viel wie möglich“, sagte DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta am Ankunftsort. Für die Transporte würden die vom Bund geschaffenen „Prioritätskorridore“ genutzt, die den Güterzügen zur Energieversorgung Vorrang im Schienennetz geben. „Bisher läuft das sehr gut“. Auch andere Großkraftwerke in Deutschland würden beliefert.

Bis zu 25 Kohlezüge pro Woche

Für die beiden Saar-Werke plant die DB mit bis zu 25 Zügen pro Woche. Im Oktober seien insgesamt bisher rund 30 gekommen. Mehr als 1000 Kohlewaggons würden flott gemacht – inklusive Nachrüstung mit Flüsterbremsen. „Eigentlich haben wir uns darauf eingestellt, dass der Kohleverkehre der Vergangenheit angehören“, sagte Nikutta. Doch mit der Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs ist alles anders.

Die Vorbereitungen für das Wiederanlaufen der beiden Anlagen liefen seit Wochen, sagte ein Sprecher der Steag in Essen. A und O war sicherzustellen, dass ausreichend Kohle an die Standorte gebracht wird. Im Saarland passiert das ausschließlich über die Schiene. Die Saar sei mangels direkter Hafenanbindung der Kraftwerke keine Option. Ab November sollen laut Steag monatlich rund 280.000 Tonnen Steinkohle per Bahn an die Saar-Standorte geliefert werden.

Bestimmungen zu Vorräten gelockert

Zwei Dinge hätten bei der Logistik maßgeblich geholfen: Dass der Bund Kohle- und Öl-Zügen auf der Schiene Vorrang eingeräumt habe, sagte der parlamentarische Staatssekretär und Logistik-Beauftragte der Bundesregierung, Oliver Luksic (FDP). Und: Dass die vorherige Pflicht, Kohle für 30 Tage Volllastbetrieb auf Lager zu haben, gelockert wurde. Im Saarland hätte das nämlich je Kraftwerk einen Vorrat von 180.000 Tonnen Kohle bedeutet. Zurzeit sind in Bexbach rund 130.000 Steinkohle auf Lager, in Weiher sind es rund 50.000 Tonnen. Bei Volllast-Betrieb brauche Bexbach 6000 Tonnen Kohle am Tag, sagte Kraftwerksleiter Michael Lux.

Das Saarland hat eine lange Kohletradition: Über 250 Jahre wurde Steinkohle abgebaut, bis der Bergbau 2012 eingestellt wurde. Steag bezieht seine Kohle mittlerweile aus den USA, aus Kolumbien und aus Südafrika. Anfang des Jahres kamen noch rund 20 Prozent aus Russland.

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