Wirtschaft Japanischer Konzern übernimmt drei ILC-Sparten

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Ludwigshafen. Der israelische Chemiekonzern ICL (vormals BK Giulini) hat drei seiner sieben Geschäftsbereiche am Standort Ludwigshafen an das japanische Unternehmen Kurita Water Industries verkauft. Von der Veräußerung sind 250 Mitarbeiter betroffen.

Wie gestern in einer Pressekonferenz mitgeteilt wurde, handelt es sich bei den drei Bereichen um die Sparten Aluminiumsalze, Papierchemikalien und Wasserbehandlung (APW). Nach Angaben beider Unternehmen zahlt Kurita für die Einkäufe, die neben dem Standort Ludwigshafen auch den in Düsseldorf sowie weitere ICL-Standorte in Europa und China betreffen, zirka 250 Millionen Euro. Die Vertragsunterzeichnung war bereits am Wochenende erfolgt. Die Vertreter des japanischen Unternehmens mit Sitz in Tokio, das Anlagen und Chemikalien für die industrielle Wasserbehandlung herstellt und entsprechende Instandhaltungs- und Wartungsdienstleistungen anbietet, sagten gestern, durch die ICL-Zukäufe auch in Europa stärker Fuß fassen zu wollen. Die vormaligen ICL-Geschäftsbereiche sollen dafür das wichtigste Standbein bilden. Restrukturierungen, also auch ein möglicher Abbau von Stellen, seien in nächster Zukunft weder in Ludwigshafen noch an anderen Standorten angedacht, sicherten die Kurita-Vorstandsmitglieder zu. Laut ICL sind 460 Mitarbeiter von dem Verkauf an Kurita betroffen, davon 250 in Ludwigshafen. Nachdem ICL Mitte Mai den Verkauf von sechs seiner sieben Geschäftsgebiete beschlossen hatte, sei man von der Anzahl der Kaufinteressenten überwältigt worden, sagte Marc Vollmer, Mitglied der ICL-Konzerngeschäftsleitung und Chef der Sparte Performance Products (Veredelungsprodukte). Gemäß der mit dem Verkaufsbeschluss festgelegten Kriterien, dass die zu veräußernden Geschäftsbereiche zu den Kernaktivitäten des Käufers gehören sollen, dieser eine Wachstumsstrategie verfolgt und die bestehenden Standorte weiterbetreiben wird, habe man sich letztlich für Kurita entschieden. „Wir sind zuversichtlich, dass dieses Unternehmen ein besserer Eigentümer für diese Sparten ist“, begründete Vollmer den Entschluss. Der Übergang der drei Geschäftsbereiche von ICL zu Kurita solle voraussichtlich noch bis Ende dieses Jahres vollzogen sein. Gestern Mittag sind auch die betroffenen Mitarbeiter bei ICL über den Verkauf informiert worden. Deren Reaktionen seien unterschiedlich gewesen, teile ICL-Betriebsratschef Georg Selinger auf Anfrage mit. Manche Mitarbeiter sähen nun Licht am Ende des Tunnels, andere stünden dem Verkauf mit Skepsis gegenüber. Der Betriebsrat selbst habe noch keine Gespräche mit Kurita geführt, bei denen es etwa um die Arbeitsplatzgarantie für die Beschäftigten gehen soll. Für solche Gespräche gebe es bislang noch nicht einmal einen Termin. Er gehe allerdings davon aus, dass alle Seiten ein großes Interesse daran haben, zügig entsprechende Vereinbarungen hinzubekommen, sagte Selinger. Noch zum Verkauf stehen nun noch die ICL-Geschäftsbereiche Pharma-Kosmetik-Produkte, Gips und Rhenoflex (Schuh-Komponenten). Kaufinteressenten gebe es ebenfalls, allerdings sei noch nichts spruchreif, sagte ein ICL-Sprecher. In diesen drei Bereichen sind am Standort Ludwigshafen rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, 100 weitere arbeiten in der Düngemittelsparte des Unternehmens. Es ist der einzige Geschäftsbereich, den ICL in Ludwigshafen behalten will. Was die ebenfalls geplante Verlagerung von ICL-Dienstleistungsfunktionen wie Beschaffung, Finanzen, Informationstechnik oder Rechtsaufgaben von Ludwigshafen nach Amsterdam betrifft, äußerten die ICL-Verantwortlichen die Hoffnung, dass dieser Teil der Umstrukturierung „ohne einen großen Verlust von Arbeitsplätzen“ vonstattengehen wird.  

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