Frankfurter Börsen-Info Hang zur Übertreibung: Börsen blenden Realität aus
Eine Nachkommastelle versetzt Anleger in Partylaune: Ein Minirückgang der US-Inflationsrate lieferte die Initialzündung, um die US-Börsen und auch den Dax auf neue Rekordhöhen zu treiben. Die sinkende Teuerung lässt die Hoffnung auf Zinssenkungen in den USA wieder aufleben – aber die Märkte neigen bereits wieder zur Übertreibung.
Von 3,5 auf 3,4 Prozent ging Amerikas Jahresinflationsrate im April zurück. Erstmals seit sechs Monaten nahm der Preisauftrieb damit wieder ab. Ob das reicht, um die US-Notenbank zur an der Börse ersehnten Lockerung ihrer Geldpolitik zu bewegen? Experten bezweifeln es; zum Inflationsziel von zwei Prozent fehlt noch ein gutes Stück. Investoren fackelten indes nicht lange und ließen S&P 500, Nasdaq und Dax auf Allzeithochs steigen.
Kein Grund zum Feiern
„Die Anleger machen sich die Welt so, wie sie ihnen gefällt“, kommentiert LBBW-Aktienstratege Uwe Streich die überschwängliche Marktreaktion auf die jüngsten Inflationsdaten aus den USA. Grund zum Feiern bestehe jedoch nicht: Während sich die Verbraucherpreise auf immer noch zu hohem Niveau bewegten, nehme der Preisauftrieb auf Produzentenebene sogar wieder zu. Mit Blick auf die USA könnten Zinssenkungswetten also rasch einen Dämpfer erhalten.
Der Datenkalender ist in dieser Börsenwoche dünn bestückt. Mit dem Einkaufsmanagerindex für Deutschland und den Euroraum (Donnerstag) steht immerhin ein zuverlässiger Konjunkturwegweiser auf dem Programm, der die Hoffnung auf den so dringend erhofften Wirtschaftsaufschwung weiter anfachen könnte. Mit Spannung erwartet die Finanzwelt zudem die Quartalszahlen des Chipriesen, KI-Großprofiteurs und Wall-Street-Superstars Nvidia (Mittwochabend nach US-Börsenschluss).