Wirtschaft Energiepreise ziehen an

In Rheinland-Pfalz war Heizöl im August 11,4 Prozent teurer als vor einem Jahr.
In Rheinland-Pfalz war Heizöl im August 11,4 Prozent teurer als vor einem Jahr.

«Wiesbaden/Bad Ems». Energie und Nahrungsmittel kosten im August mehr als vor einem Jahr. Das treibt die Teuerungsrate nach oben. Dennoch dürfte sich die Europäische Zentralbank Zeit lassen mit einem Ende der Geldschwemme.

Angetrieben von höheren Nahrungsmittel- und Energiepreisen kletterte die Jahresinflationsrate im August auf 1,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Seit einem Rückgang auf 1,5 Prozent im Mai ist die Teuerung damit kontinuierlich leicht gestiegen. Doch das Ende der Fahnenstange könnte bereits erreicht sein. In den kommenden Monaten könnte es wieder niedrigere Inflationsraten geben. Denn die Stärke des Euro wirkt sich preisdämpfend aus. Seit Jahresbeginn hat die europäische Gemeinschaftswährung zum Dollar um mehr als 15 Prozent aufgewertet. Dadurch verbilligen sich viele Importgüter. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum eine Teuerungsrate von knapp 2 Prozent an und ist damit hierzulande schon nahe dem Ziel. Im gesamten Währungsraum war die Rate im Juli mit 1,3 Prozent jedoch weit niedriger. Auch die Euro-Inflationsdaten für August dürften laut Expertenschätzung nur einen Preisanstieg von 1,4 Prozent ergeben. Eine rasche Abkehr der EZB von ihrer Nullzinspolitik ist angesichts des geringen Inflationsdrucks in der Währungsunion nicht in Sicht. Vor allem für Nahrungsmittel (plus 3,0 Prozent) sowie Haushaltsenergie und Sprit (2,3 Prozent) mussten Verbraucher im August bundesweit mehr zahlen als im Jahr zuvor. Bei den Nahrungsmitteln sind nach Daten Statistischer Landesämter vor allem die Preise für Butter und Molkereiprodukte deutlich gestiegen. Kaltmieten verteuerten sich binnen Jahresfrist um 1,7 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat erhöhten sich die Verbraucherpreise in Europas größter Volkswirtschaft um 0,1 Prozent. KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner begründete den Anstieg mit der kräftigen Konjunktur in Deutschland. Rasant steigende Teuerungsraten erwartet er aber nicht, „angesichts stabiler Ölpreise, mehr oder weniger konstanter Löhne und eines immer noch maßvollen Kreditwachstums.“ Nach Einschätzung von ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski könnte der Höhepunkt der Inflation in diesem Jahr bereits erreicht sein. Er verwies unter anderem auf den stärkeren Euro. Weil die Währungshüter der EZB ihr Ziel für die Inflationsrate im Euro-Raum Jahren verfehlen, versuchen sie mit viel billigem Geld nachzuhelfen. Die Geldschwemme ist vor allem in Deutschland umstritten. Es mehren sich Forderungen nach einem Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik. In Rheinland-Pfalz lag die Teuerungsrate ist im August im Jahresvergleich mit 1,8 Prozent im Bundesdurchschnitt, wie das Statistische Landesamt in Bad Ems mitteile. Im Juli hatte die Inflationsrate 1,5 Prozent betragen. Die Energiepreise im Rheinland-Pfalz lagen im August um 2,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Insbesondere Mineralölprodukte wurden deutlich teurer (plus 6,5 Prozent). Die Preise für Heizöl legten um 11,4 Prozent und die Kraftstoffpreise um 5,4 Prozent zu. Die Strompreise sowie die Umlage für Zentralheizung und Fernwärme blieben hingegen fast unverändert. Gas war um 1,2 Prozent billiger als im August 2016. Die Nahrungsmittelpreise lagen mit einem Plus von 3,5 Prozent deutlich über dem Niveau des Vorjahresmonats. Dazu trugen vor allem Molkereiprodukte und Eier bei, deren Preise um 14,7 Prozent stiegen. Speisefette und -öle waren ebenfalls wesentlich teurer als im August 2016 (plus 31,3 Prozent). Dies ist in erster Linie auf die starke Erhöhung der Butterpreise zurückzuführen (plus 70,4 Prozent). Die Gemüsepreise sanken dagegen unter das Niveau des Vorjahresmonats (minus 4,4 Prozent). Obst wurde ebenfalls billiger (minus 1,7 Prozent). Kommentar

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