Wirtschaft Dieselzug-Nachfolger für die Pfalz gesucht

Der von einer Brennstoffzelle angetriebene Coradia I-Lint von Alstom wurde im vergangenen April erstmals in Wiesbaden präsentier
Der von einer Brennstoffzelle angetriebene Coradia I-Lint von Alstom wurde im vergangenen April erstmals in Wiesbaden präsentiert.

Bei der Ausschreibung des Betriebs auf diversen Regionalstrecken werden emissionsfreie Fahrzeuge gefordert

Auf den meisten Pfälzer Bahnstrecken, die keine elektrische Oberleitung haben, sollen nach Auslaufen des aktuellen bis Ende 2023 laufenden Verkehrsvertrags neue Fahrzeuge mit „lokal emissionsfreien Antrieben“ eingesetzt werden. Es zeichnet sich dabei ein Wettbewerb zwischen Wasserstoff- und Batteriefahrzeugen ab. Der für den regionalen Schienenverkehr in der Pfalz zuständige Zweckverband in Kaiserslautern hat die Ausschreibung des Betriebs auf einem „Pfalznetz“ angekündigt, das den größten Teil der heute mit Dieseltriebwagen befahrenen Linien in der West- und Südpfalz umfasst. Der bisherige Verkehrsvertrag regelt den Betrieb bis Ende 2023. Das jährliche Zugkilometervolumen der neuen Ausschreibung beträgt rund sechs Millionen. Eine Inbetriebnahme ist in mehreren Stufen beginnend mit dem Fahrplanjahr 2024 (ab Dezember 2023) vorgesehen.

Derzeit "Desiro" und "Talent" unterwegs

In der Pfalz gehören zu dem Netz die Regionalbahn-Linien von Kaiserslautern nach Lauterecken, Kusel, Bingen, Monsheim und Pirmasens, die Regional-Express-Linie von Kaiserslautern über Neustadt nach Karlsruhe sowie die Regionalbahn-Linien von Neustadt nach Karlsruhe, von Landau nach Pirmasens (samt der Züge nach Bundenthal), von Pirmasens nach Saarbrücken und von Winden nach Bad Bergzabern. Derzeit werden die Linien von der Deutschen Bahn (DB) betrieben, die dort vor allem Dieseltriebwagen der Baureihen 642 („Desiro“) und 643 („Talent“) einsetzt. Bei den Linien von Neustadt nach Weißenburg und von Wörth nach Lauterburg ist noch nicht geklärt, ob sie Teil eines separaten Vergabeverfahrens für grenzüberschreitende Züge werden.

Ab Ende 2024 "auf reinen Dieselantrieb" verzichten

Die Branchenverbände Allianz pro Schiene und Verband deutscher Verkehrunternehmen (VDV) haben kürzlich gemeinsam mit den Fahrzeugherstellern Siemens, Bombardier und Alstom ein Konzept für den Abschied vom Diesel bei Bahn-Triebzügen vorgestellt. Demnach traut sich die Branche zu, ab Ende 2024 bei neuen Nahverkehrstriebwagen „auf reinen Dieselantrieb“ zu verzichten. Diese Formulierung lässt die Möglichkeit von Diesel-Hybrid-Fahrzeugen offen, denen Dieselmotoren-Hersteller offenbar noch eher Zukunftschancen zutrauen als reinen Dieseltriebwagen. Die Forderung nach „lokal emissionsfreien Fahrzeugen“ ließe sich damit allerdings nicht erfüllen. Dies könnte dagegen ein Brennstoffzellenfahrzeug wie der I-Lint von Alstom oder ein Elektrotriebwagen mit zusätzlicher Batterie. Bombardier und Siemens sind dabei, ein solches Fahrzeug zu entwickeln, das im Fachjargon als E/E-Hybrid bezeichnet wird. Einen realen Prototyp wie beim I-Lint gibt es aber noch nicht

Niedersachsen hat 14 "I-Lint" bestellt

2014 haben auf der Messe Innotrans Vertreter der Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen eine Absichtserklärung zum Kauf von Brennstoffzellenfahrzeugen unterzeichnet. In Niedersachsen hat die landeseigene Nahverkehrsgesellschaft LNVG bereits 14 I-Lint bestellt. In Hessen ist eine Ausschreibung von bis zu 26 Brennstoffzellen-Triebwagen eingeleitet worden, die auf mehreren Strecken im Taunus eingesetzt werden sollen. Auch wenn Wasserstoff in Frankfurt-Höchst als industrielles Nebenprodukt anfällt, sorgt die Auswahl der Strecken in Fachkreisen für einiges Kopfschütteln. Die längste der vorgesehenen Einsatzstrecken von Frankfurt nach Brandoberndorf ist 61 Kilometer lang. Nach der vorgesehenen Verlängerung der derzeitigen S-Bahn-Linie von Frankfurt nach Friedrichsdorf bis nach Usingen werden mit 42 Kilometern mehr als zwei Drittel davon elektrifiziert sein. Diese Situation spräche viel eher für einen E/E-Hybridtriebwagen als für ein Fahrzeug mit Brennstoffzelle. Entgegen früheren Ankündigungen ist Nordrhein-Westfalen bei den zunächst vorgesehenen Strecken von Essen nach Borken und Coesfeld nicht mehr auf die Brennstoffzelle festgelegt, sondern will technologieoffen ausschreiben – ebenso wie Schleswig-Holstein, wo die Rahmenbedingungen wegen viel Windstrom und langer Strecken ohne Oberleitung für die Wasserstofftechnologie am günstigsten sein könnten.

Den Mireo von Siemens soll es künftig auch in einer Hybrid-Version für Oberleitungs- und Batteriebetrieb geben.
Den Mireo von Siemens soll es künftig auch in einer Hybrid-Version für Oberleitungs- und Batteriebetrieb geben.
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