Wirtschaft Augenmerk auf heimliche Stromfresser

Die beiden Energie-Scouts der Corning GmbH in Kaiserslautern-Einsiedlerhof, Emanuel Truderung (links) und Stiven Weiner-Aragon (
Die beiden Energie-Scouts der Corning GmbH in Kaiserslautern-Einsiedlerhof, Emanuel Truderung (links) und Stiven Weiner-Aragon (Mitte), wurden von Raymar Kreis betreut.

«Ludwigshafen/Kaiserslautern.» Energie ist teuer. In vielen Unternehmen ist sie einer der großen Kostenposten. Trotzdem bleibt Sparpotenzial oft ungenutzt. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz will das ändern helfen: mit qualifizierten Energie-Scouts. Stiven Weiner-Aragon (24) und Emanuel Truderung (21) sind zwei von ihnen.

Der Industriekaufmann und der Auszubildende als technischer Produktdesigner haben dafür eine mehrtägige Qualifizierung der IHK Pfalz mitgemacht. Dann machten sich die beiden in einem gemeinsamen Projekt mit ihrem Arbeitgeber, dem Keramikkatalysatorenhersteller Corning GmbH in Kaiserslautern mit 650 Mitarbeitern, auf die Suche nach Energiefressern. Sie setzten darauf, dass mancher ihrer Kollegen gute Ideen haben würde, wie im Arbeitsalltag Energie eingespart werden könne. Aus dem Zwei-Mann- wurde ein Gemeinschaftsprojekt: Die beiden Nachwuchskräfte beschlossen zusammen mit ihrem Betreuer Raymar Kreis, eine Mitarbeiterbefragung zu starten. Seit zwei Jahren ist der Prozessingenieur zuständig für das Energiemanagementsystem am Corning-Standort Einsiedlerhof. Zwei Ziele verfolgte das Team: „Das Bewusstsein zu schärfen und Vorschläge einzuholen beziehungsweise große Missstände aufzudecken – die es so aber nicht gab“, erläutert Kreis. Zwar hätte der Rücklauf besser sein können, wie er im Nachhinein findet. Zumal die beiden Nachwuchsmitarbeiter mit Postern und persönlicher Ansprache in der Kantine und bei Infotreffen auf die Aktion aufmerksam machten – und es als zusätzlichen Anreiz unter den Teilnehmern eine Verlosung gab. Es seien aber dennoch einige Vorschlägen gemacht worden, „auf die wir alleine nicht gekommen wären“, lobt Weiner-Aragon. Und die seien alle konstruktiv gewesen, schließt sich Kreis dem Lob an. Den Mitarbeiter-Fragebogen haben die beiden Jung-Energie-Scouts selbst ausgearbeitet. Sie wurden zuvor in mehrtägigen Workshops zur Thematik schlau gemacht. Eine ziemliche Menge Information sei auf sie eingeprasselt, erinnern sich die beiden, und Kathrin Mikalauskas, Referentin für Umwelt und Energie bei der IHK Pfalz, bestätigt das. Dass sich die kleine Projektgruppe anschließend gut ein halbes Dutzend Mal im Betrieb getroffen und besprochen habe, bewertet sie als „super – ein Projekt, wie wir es uns vorstellen“. In dem Umfang, wie die IHK diese spezielle Qualifizierung anbiete, „hätten wir das alleine nicht geschafft“, räumt Beate Göttel, Ausbildungsleiterin bei Corning, ein. Auch Kreis betont, dass von der IHK-Qualifizierung zum Energie-Scout, die gerade wieder neu gestartet wurde, alle Beteiligten profitierten: „Man macht sich interessant als Auszubildender, und wir als Unternehmen profitieren davon.“ Zudem könne sich Corning als Arbeitgeber positionieren, der sich für Nachhaltigkeit interessiere. Zwar sei nicht das ganz große Verbesserungsprojekt dabei heraus gekommen, aber es sei eine Prioritätenliste erstellt worden, die im Rahmen des dafür bereit stehenden Budgets nach und nach abgearbeitet werde – und die im laufenden Arbeitsalltag mangels Zeit so sicherlich nicht aufgestellt worden wäre, zeigt sich Kreis mit den Ergebnissen zufrieden. Die beiden Nachwuchsmitarbeiter lernten in den Workshops auch die Projektteams anderer Arbeitgeber kennen. Der Blick über den eigenen Tellerrand sei informativ gewesen und spannend. Spaß hatten alle Teilnehmer zudem bei einem Besuch in Berlin: Das Projekt wurde vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag ins Leben gerufen, der Dachorganisation der IHKs in Deutschland, die in Berlin sitzt und es im Rahmen ihrer Mittelstandinitiative unterstützt. Die IHK erhofft sich von der für die Betriebe kostenlosen Zusatzqualifikation auch, dass die Beteiligten in der Gruppe und nicht nur für den Moment lernen. Weiner-Aragon und Truderung bestätigen, dass sie erst durch das Projekt „ein Gefühl dafür bekommen haben, was Energie im Unternehmen kostet“. Für Weiner-Aragon, der im Anlagen- und Teile-Einkauf des Unternehmens arbeiten wird, ist der Energieverbrauch zu einem der wichtigen Entscheidungskriterien geworden. Truderung wird den Energieverbrauch bei der Entwicklung neuer Produkte mitbedenken. Für sich selbst haben die beiden Energie-Scouts mitgenommen, dass das sprichwörtliche Kleinvieh den Mist macht. „Ich ziehe jetzt den Stecker des Handy-Ladekabels aus der Steckdose, wenn es nicht mehr benötigt wird“, erzählt etwa Truderung. Vor der Qualifizierung habe er darauf nicht geachtet, gibt er zu. Jetzt aber wisse er, dass das Kabel auch dann Strom aus der Leitung zieht, wenn kein Handy dran hängt – und damit unnötige Kosten verursacht.

x