Wirtschaft ABB baut Industrieautomation aus

Zürich. Mit der größten Übernahme seit fünf Jahren will der Schweizer Technologiekonzern ABB, dessen deutsche Landesgesellschaft von Mannheim aus gesteuert wird, den Rückstand auf den Rivalen Siemens verkürzen.

Die Zürcher kaufen den österreichischen Steuerungshersteller Bernecker & Rainer (B&R) mit einem Umsatz von gut 600 Millionen Dollar (rund 652 Mio Euro), wie ABB gestern mitteilte. Mit der Übernahme der wachstumsstarken Firma schaltet Konzernchef Ulrich Spiesshofer, der sich bisher vor allem mit Kostensenkungen einen Namen gemacht hat, auf Angriff. „In Zukunft wird es weitere Akquisitionen von ABB geben“, sagte der Manager. Beide Firmen legten den Kaufpreis nicht offen, er entspreche jedoch der Bewertung anderer Unternehmen in der Branche. Der an der Börse gelistete Konkurrent Rockwell wird etwa mit dem dreifachen des Umsatzes bewertet. Für B&R ergäbe sich damit ein Kaufpreis von knapp 2 Milliarden Dollar. „Das ist ein Meilenstein für ABB, weil wir damit endlich die historische Lücke in der Fabrikautomation schließen“, sagte Spiesshofer zur Übernahme, die im Sommer abgeschlossen werden soll. Um die Lücke zu stopfen, hatte ABB einem Insider zufolge auch die Übernahme von anderen Anbietern ins Auge gefasst, darunter Rockwell. B&R beliefert mehr als 4000 Maschinenbauer mit programmierbaren Steuerungsgeräten und Industrie-Computern, die das „Hirn“ dieser Maschinen bilden. Die 1979 von zwei Freunden im Keller einer Bank gegründete B&R ist in den letzten zwei Dekaden um durchschnittlich 11 Prozent pro Jahr gewachsen und hat den Gesamtmarkt damit weit hinter sich gelassen. In spätestens fünf Jahren soll die Firma unter den Fittichen von ABB die Umsatz-Marke von 1 Milliarde Dollar knacken. In der Industrieautomation kommen ABB und B&R gemeinsam auf einen Umsatz von rund 15 Milliarden Dollar. Marktführer ist Siemens, die Nummer drei ist Emerson aus den USA. Mit der Übernahme der gut 3000 Mitarbeiter zählenden Gesellschaft weitet ABB nicht nur das Produktangebot aus, sondern sichert sich auch Zugang zu neuen Endkunden. Während die Schweizer vor allem Versorger und Infrastrukturanbieter beliefern, ist B&R bei Nahrungsmittel- und Verpackungsherstellern stark. „Es geht darum, die Abhängigkeit vom Öl- und Gassektor zu reduzieren“, sagte Spiesshofer. |rtr

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