Herxheim Zum Kapellentag sind neun Andachtsstätten zu besichtigen

Das frisch sanierte Dach schützt die Mauern und damit die wertvollen Wandmalereien in der Landauer Kapelle vor eindringender Feu
Das frisch sanierte Dach schützt die Mauern und damit die wertvollen Wandmalereien in der Landauer Kapelle vor eindringender Feuchtigkeit.

Schief, krumm, löchrig: Vor einem Jahr noch war das Dach der Landauer Kapelle in Herxheim einsturzgefährdet. Rechtzeitig zum Kapellentag am Sonntag sind die Wandmalereien aus dem 16. und 17. Jahrhundert wieder zugänglich. Außerdem acht andere Andachtsstätten rund um den Ort.

Herxheim besitzt einen ungewöhnlichen Reichtum an Kapellen rund um den Ort. Meist stehen die Andachtsstätten an exponierten Plätzen. Manche Kapellen sind aufwendig ausgestattet, andere ganz schlicht. Prägend ist die Marienverehrung. Der Tag bietet die schöne Gelegenheit, die Andachtsstätten einmal von innen zu besichtigen. Denn in der Regel sind die Türen verschlossen. Gute zehn Kilometer führt der Rundweg vorbei an allen neun Stätten durch die Wiesen und Felder rund um Herxheim.

Jede der Kapellen hat ihre eigene Geschichte. Die kleinste, „Im Bruch“, wurde 1907 im Garten von Joseph Schwenck und dessen Ehefrau Barbara Ohmer als einfache Lourdesgrotte in einer Holzhütte gebaut. Aus Dankbarkeit für seine Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft errichtete der Sohn Josef Schwenck sie 1953 mit seiner Ehefrau Frieda Höfer neu. Heute befindet sich die Kapelle auf dem Anwesen der Familie Payarolla, die am Sonntag auch ihren Museumshof mit landwirtschaftlichen Geräten früherer Tage öffnet.

Etliche Balken im Dach waren gebrochen.
Etliche Balken im Dach waren gebrochen.

Die älteste, größte und wohl wertvollste Feldkapelle ist die Landauer Kapelle am nördlichen Ortsausgang an einem Hohlweg zwischen einer Hügelkette in Richtung Landau. Am Türsturz steht die Jahreszahl 1508. Vor der jüngsten Sanierung war das alte Holzdeckengewölbe stark verformt, das ganze Dach extrem krumm, sagt der Architekt Sebastian Metz aus Insheim. Um die Kosten niedrig zu halten, wurden bei der Neueindeckung Biberschwanz-Ziegel von einer Spende eines ausgebrannten Wohnhauses verwendet.

Jetzt sind die Wandbilder im Innern wieder geschützt. Denn seit der Dachsanierung dringt keine Feuchtigkeit mehr von außen in die Mauern. Entdeckt wurden die Malereien bei Renovierungsarbeiten 1952 unter dem Putz und 1979 freigelegt. Als Secco-Malereien sind sie jedoch empfindlich. Seit ihrer Freilegung verblassen sie durch Lichteinwirkung, an manchen Stellen hat sich der Putz gelöst. Wie sie nun weiter gesichert werden, müsse mit dem Bischöflichen Denkmalamt abgestimmt werden, sagt Pfarrer Arno Vogt.

Kreuzigungsszene in der Landauer Kapelle.
Kreuzigungsszene in der Landauer Kapelle.

Im spätgotischen Stil des frühen 16. Jahrhunderts entstanden die Bilder auf der Nord-West- und Südwand mit Christus als „Salvator Mundi“ (Erlöser der Welt), so eine Inschrift. Er hält eine Weltkugel in der linken Hand, die rechte Hand zeigt das Erlösungszeichen. Umgeben ist er von den zwölf Aposteln. Gut zu erkennen sind der Heilige Petrus mit dem Himmelsschlüssel, der Heilige Paulus mit dem Schwert und der Heilige Andreas mit dem Andreaskreuz.

Die Barockmalerei auf der Ostseite geht zurück auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts mit der Kreuzigungsgruppe und Stifterfamilie des „Hans Jörg Römer“, wie eine Inschrift besagt. Abgebildet sind seine Ehefrau Margaret, zwei Töchter und weitere seiner sieben Kinder sowie der damalige Pfarrer Nicolaus Friedemius. Die Kapelle besitzt eine Barockstatue Marias mit Kind aus dem 17. Jahrhundert.

Der STrahlenkranz inn der Decke der Maerienkapelle Hayna.
Der STrahlenkranz inn der Decke der Maerienkapelle Hayna.

Mit ihren prachtvollen neugotischen Fenstern punktet die 1898 eingeweihte dreischiffige Kapelle des St. Paulus Stifts. Der Gründer Jakob Friedrich Bussereau hat die Glasfenster selbst entworfen. Abgebildet sind die Heilige Dreifaltigkeit (Gott-Vater, Gott-Sohn und Heiliger Geist Gottes), Themen aus dem Alten und Neuen Testament und Werke der Barmherzigkeit. Die Kapelle besitzt ein Kreuzgewölbe und einen aus Eichenholz geschnitzten Hochaltar mit seiner großen Kreuzigungsgruppe und zwei figurengeschmückte Seitenaltäre.

Der jüngste Bau steht in Hayna: Die Marienkapelle aus den 1970ern besitzt einen besonders schönen Strahlenhimmel an der Innendecke. Jüngeren Datums ist auch die Schönstatt-Kapelle im gleichnamigen Wallfahrts- und Bildungszentrum. Sie ist 1968 als Nachbildung des sogenannten Urheiligtums in Schönstatt gebaut worden. Zu besichtigen sind unter anderem ein neobarocker, holzgeschnitzter Altar und ein gefühlsseliges Marienbild im romantischen Stil.

Trutzig: Kriegergedächtniskapelle mitten im Ort von Herxheim.
Trutzig: Kriegergedächtniskapelle mitten im Ort von Herxheim.

Mitten im Ort steht trutzig die sogenannte Kriegergedächtniskapelle, die eher martialisch als andächtig aussieht. Der wuchtige Säulenbau stammt aus bayerischer Zeit und diente ursprünglich in der Tat als Wacht- und Arresthaus, 1921 wurde er umgestaltet, um an die Herxheimer zu erinnern, die in drei Kriegen umgekommen sind. In einer Nische entdeckt man eine spätgotische Kreuzigungsgruppe.

Die kleine Waldkapelle am Kreisverkehr Richtung Hayna, errichtet 1850 von den Familien Jakob Gauly und Franz Rippon, wurde früher Candeler Kapelle genannt. 1863 erhielt sie einen Altar von Gottfried Renn. Otto Schultz malte sie 1951 aus. Die Speyerer Kapelle, 1747 errichtet, ist in Privatbesitz und hat moderne Glasfenster.

An der Straße zwischen Herxheim und Herxheimweyher steht die Weyhrer Kapelle, die als Dank für eine Heilung erbaut wurde. Eine Flurkapelle mit Dachreitertürmchen und großem Vorraum ist die Arme-Seelen-Kapelle bei Herxheimweyher, die ein Ehepaar vermutlich im Gedenken an fünf gestorbene Kinder 1864 gebaut hat.

Info

Die Verbandsgemeinde Herxheim lädt für Sonntag, 16. Juni, zum „Tag der offenen Kapellen“ von 13 bis 18 Uhr ein. In allen Kapellen liegen Flyer aus mit Informationen zum Rundkurs, zu Führungen, Konzerten, Kaffee und Kuchen. Die Informationen sind auch online einsehbar: www.vg-herxheim.de. Infotafeln finden sich im Eingang der einzelnen Bauten.

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