Rheinpfalz Wohl kaum Ruhe im Ruhestand zu erwarten

Mit einem Festgottesdienst ist am Sonntag Pfarrer Waldemar Müller verabschiedet worden. Otterbachs Dekan Matthias Schwarz überreichte dem scheidenden Seelsorger der protestantischen Kirchengemeinde Niederkirchen-Heimbach die Urkunde, die das Ende seines beruflichen Wirkens besiegelt. Zugleich dankte Schwarz namens der Landeskirche auch für vier Jahrzehnte treue Dienste. Der aus Altenkirchen stammende Müller hatte im Mai sein 40. Dienstjubiläum gefeiert.

Das Ticket in den Pfarrerberuf war eine Fahrkarte nach Landau. Ein Religionslehrer hat sie Waldemar Müller samt Fahrplan in die Hand gedrückt, damit der Schüler eine Nachwuchs-Werbe-Veranstaltung der evangelischen Landeskirche besuchen konnte. 40 Jahre sind seither vergangen. Gestern ist die Tür des Pfarrhauses in der Schulstraße 13 hinter dem Ehepaar Müller zugefallen. Der Geistliche tritt mit der Freistellungsphase der Altersteilzeit einen neuen Lebensabschnitt an, dem er mit Vorfreude entgegensieht. Vor acht Jahren ist Müller mit Ehefrau Irma in der Gemeinde am nördlichen Zipfel des Landkreises Kaiserslautern angekommen. Zuvor war Müller lange Jahre in Rammelsbach tätig. Dem Bergland und dem Landleben ist er mit dem Wechsel treu geblieben. Wie die Frau an seiner Seite schätzt er beides. „Die Stadt wäre nichts für uns“, ist sich das Paar einig: Sie stammt aus Hessen, seine Wurzeln liegen im Kreis Kusel in einem Forsthaus in Altenkirchen. In die Wiege gelegt war ihm die Kirchenarbeit nicht. Vielmehr war es eine Eigenart seines Magens, die seinen Werdegang anstieß, indem er sich gegen jede Busfahrt mit Übelkeit wehrte. Für seinen Vater war klar: „Den Bub kann man nicht mit dem Bus aufs Kuseler Gymnasium schicken.“ Stattdessen kam er im Internat des heutigen Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern. Interesse an Religion und der christlichen Arbeit hatte er schon immer, aber es waren Erfahrungen, Begegnungen mit Menschen, die ihm die Fahrkarte und damit 1974 die Tür zur Kirchlichen Hochschule Bielefeld-Bethel öffneten. Zwei Jahre später setzt er sein Studium in Heidelberg fort. Er lernte seine spätere Frau, Studentin der Heilpädagogik, kennen. Ein Sohn und eine Tochter kamen auf die Welt, 1979 trat der der junge Vater sein Vikariat in Eisenberg, Grünstadt, Bad Dürkheim an, dann die Pfarrstelle in Rammelsbach. Seine Frau begleitete ihn zu seinen Wirkungsstätten, stellte ihren Beruf wegen der Familie zurück und engagierte sich ehrenamtlich in den Gemeinden. Angebote für Kinder, Jugend und Frauen – viele im kreativen Bereich – rief sie ins Leben. Eine Tatsache, die Waldemar Müller hoch zu schätzen weiß. „Die Aufgaben, die meine Frau übernommen hat, waren eine große Entlastung und Bereicherung“, erkennt er an. Die Gemeinde, die beide verlassen, zählt 1600 Gemeindeglieder in Niederkirchen mit den Ortsteilen Heimkirchen und Morbach sowie Hefersweiler samt Ortsteil Berzweiler. Ohne Sorgenfalten kann er seine „Schäfchen“ an seinen Nachfolger, Pfarrer Manfred Roos, übergeben, der wohl im September aus Gundersweiler kommt. „Er trifft hier gute Bedingungen an“, sagt Müller mit Zuversicht. Von Niederkirchen zieht es das Ehepaar in den Landstuhler Stadtteil Atzel, in ein Eigenheim mit Garten. Entscheidend war, dass Irma Müller den zukünftigen Wohnort aussuchte und wie Ramstein-Miesenbach auch die Sickingenstadt durch ihre Arbeit als Heilpädagogin nicht fremd waren. Dem Ehepaar, beide Jahrgang ’53, ist nicht bange, dass Langeweile aufkommt oder der Terminkalender weiß bleibt. Gibt es Hobbys? „Noch und nöcher“, sagt der Pfarrer. Neben Gartenarbeit und Gemüseanbau locken Städte und Länder, die sie entdecken wollen. Und dann sind da noch die zwei Enkelkinder, mit denen sie mehr Zeit verbringen wollen. (lmo)

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