Rheinpfalz „Wir wollen Geschichten erfinden“

Das Jazzcamp ist zu einem festen Bestandteil des sommerlichen Kulturangebots auf Burg Lichtenberg geworden: Bereits zum sechsten Mal treffen sich vom 1. bis 5. August ambitionierte Jugendliche und namhafte Dozenten, um gemeinsam zu proben und zu experimentieren. Fünf Plätze sind noch frei.

„Am Anfang war der Ton, nicht die Note. Das ist das Motto unseres Jazzcamps,“ beschreibt Dozent Bernhard Vanecek, worum es in den verschiedenen Workshops geht. Jugendliche sollen nicht nur Noten vom Blatt spielen, sondern intuitiv den Charakter der Musik erfassen. „Wir lernen dabei unser Ohr neu kennen,“ betont Vanecek, der an der Musikhochschule Mannheim unterrichtet. „Das Instrument soll nicht nur ein Handwerkszeug sein, sondern wie die Stimme ein Teil des Menschen. Dann können wir mit unserer Musik die vielen kleinen Geschichten erzählen, die man sich so zu sagen hat.“ Auch für Franz Wosnitza, Präsident der Old Jazz Union, steht die emotionale Annäherung an die Musik im Fokus. „Man muss das Gefühl aufschließen für die Musik. Das ist die Vorbereitung für eine gute Improvisation. Es ist wichtig, dass ich mit meiner Trompete etwas spielen kann, ohne dass mir jemand die Noten dazu vorgibt. Ich kann ein Buch über eine Geschichte schreiben oder diese Geschichte einfach erfinden. Und wir wollen Geschichten erfinden.“ Die Workshops des Jazzcamps richten sich an Interessenten, die gute Vorkenntnisse mitbringen. „Idealerweise haben unsere Teilnehmer auch Erfahrung bei Regionalwettbewerben von ,Jugend musiziert’ gesammelt,“ sagt Vanecek. Das Jazzcamp ist mittlerweile weit über die Grenzen der Region bekannt. „Unsere Teilnehmer kommen auch aus Finnland, Österreich und der Schweiz,“ so der ehemalige Musikantenland-Preisträger. Das Workshop-Angebot des Jazzcamps ist kommende Woche breitgefächert: Neben der fächerübergreifenden Harmonielehre gibt es Instrumentalunterricht für Bläser, Klavier, Gitarre und Schlagzeug. „Für den Schlagzeug-Workshop haben wir mit Trevor Richards aus New Orleans einen hervorragenden Dozenten gewinnen können,“ berichtet Franz Wosnitza, der den Gesangsworkshop leitet. „Wir beschäftigen uns mit Scat-Gesang – ein Gesang ohne Worte.“ Moderne Unterrichtsformen sind ebenfalls ein wesentliches Merkmal des Jazzcamps. „Peer-to-Peer-Learning“ steht im Vordergrund. „Dabei bin ich nicht mehr Lehrer, sondern eher Moderator,“ erzählt Bernhard Vanecek. „Die Schüler lernen voneinander.“ Die Gruppen werden so gestaltet, dass jeder mal Lehrer ist. „Ein guter Lehrer ist einer, der auch immer selbst wieder etwas lernt.“ Bislang haben sich 15 Interessenten angemeldet, die Workshops sind auf maximal 20 Teilnehmer ausgerichtet, sieben Dozenten werden unterrichten. Der Tag beginnt mit einer morgendlichen Atemgymnastik, daran schließen sich dann die verschiedenen Workshops an. Nach dem gemeinsamen Mittagessen kommt die Ensemblearbeit. Dabei sollen die Teilnehmer ihre eigenen Versionen bekannter Titel aus Jazz und Blues erarbeiten. „Da wird arrangiert und gespielt, mal schneller, mal langsamer, mal andere Rhythmen. Es wird halt geprobt und sich darauf eingelassen,“ schildert Franz Wosnitza: „Montag kommen sie noch etwas steif an und suchen den geraden Weg, dann werden sie locker.“ Auch Bernhard Vanecek hat bisher positive Erfahrungen gemacht: „Bei Musik öffnet sich jeder Mensch, wenn erst einmal das Feuer entfacht ist. Und nach fünf Tagen Camp sind unsere Teilnehmer wie ausgewechselt. Das ist ein echter Quantensprung, was da bei den Jugendlichen passiert.“ Info Anmeldungen fürs Jazzcamp unter www.oldjazz.de/html/anmeldeformularjugendjazzcamp.html |knf

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