Rheinpfalz „Wir brauchen einen Laden im Dorf“

Bereits am frühen Vormittag räumen die Männer im Obergeschoss der Ruine die verwitterten Sandsteinmauern und Fachwerkwände ab, um sie in die große Schaufel eines Baggerungetüms hinunter zu werfen. Nur die alten Eichenbalken scheinen da oben dem Zahn der Zeit standgehalten zu haben und werden sonderbehandelt. Von Hand. Das sieht nach echter Knochenarbeit aus. Einige Mitglieder des Gemeinderats sind dabei, Männer von der Feuerwehr, dem ASV und dem Förderverein Dorfgemeinschaft, aber auch andere Bürger aus dem Ort. „Wir müssen nur noch die beiden Giebel bis auf Geschosshöhe abtragen, den Rest erledigt dann der Bagger“, sagt Fritz Schwarzmüller. Der Bauunternehmer aus Schwanheim war früher Ortsbürgermeister. Er sichert den Verkehr und seinen Bagger, passt auf, dass der Bauschutt punktgenau in dessen Schaufel landet. Der Dorfmittelpunkt neben der Kirche soll wieder zum gern genutzten Treffpunkt werden, sagt Ortsbürgermeister Herbert Schwarzmüller. Die Gemeinde wolle zum einen dem Leerstand in der Dorfmitte entgegenwirken, zum andern den Dorfkern durch einen funktionellen Neubau aufwerten. Der demografische Wandel wirke sich im Dorf dahingehend aus, dass es den Vereinen, Gruppen und der Kirche als Leistungstreiber des dörflichen Miteinanders immer schwerer falle, ihre Aktivitäten umzusetzen. Um die dörflichen Feste im Dorfmittelpunkt zu sichern, soll dort ein Funktionsgebäude mit barrierefreien Toiletten und einem Ausschankraum errichtet werden. Im Anschluss daran biete sich die Möglichkeit, einen kleinen Verkaufs- und Sozialraum für einen Backwarenverkauf einzurichten. In dem alten Haus sei immer ein Laden gewesen, erinnert sich Schwarzmüller. Er weiß, dass Oswald Schehl das von Simon Kirsch vielleicht Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute Haus erworben und daran einen Anbau errichtet hat. In dem habe er einen Kolonialwarenladen eröffnet, den später seine Tochter als klassischen Dorfladen weiterführte. Der Ortsbürgermeister erinnert sich noch genau an das Datum ihres tödlichen Brandunfalls zur Jahreswende 1992. Seitdem steht das Haus leer. Nur im Dachgeschoss habe noch einige Zeit eine Person gewohnt. „Wir brauchen einen Laden im Dorf“, seien Stimmen laut geworden, als die dortige Bäckerei ihre Geschäfte nach Dahn verlegt und den Verkauf nur noch einmal pro Woche angeboten habe, erinnerte sich der Ortschef. Unterstützt durch die Initiative „Dorfladen“ des Landes und der ADD habe sich der Gemeinderat intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Im Zuge ihrer Planungen habe die Gemeinde das alte Haus in der Dorfmitte vor zwei Jahren gekauft. Die alte Ladeneinrichtung sei noch komplett erhalten gewesen. Der bauliche Zustand jedoch sei durch die Feuchtigkeit im Haus so schlecht, dass ein Abriss unumgänglich war. Die Gemeinde hofft, das Projekt noch in diesem Jahr realisieren zu können. (brö)

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