Rheinpfalz Vertrauter Ort, hippe Location

91-83828950.pdf

Puh, geschafft! Diese Woche hatte es in Mainz in sich. Grüne-Urwahl, FDP-Sonderparteitag, SPD-Landesparteirat, Wahlen in den Fraktionen. Alle politischen Vorbereitungen für den großen Tag sind getroffen. Nächsten Mittwoch treten die 101 gewählten Abgeordneten des rheinland-pfälzischen Landtags zur ersten Sitzung der neuen Legislaturperiode zusammen. Sie werden aller Voraussicht nach Malu Dreyer (SPD) zur Ministerpräsidentin wählen und Hendrik Hering (SPD) zum Landtagspräsidenten. Weil das Landtagsgebäude renoviert wird, werden sie es in der Steinhalle des Landesmuseums tun. Dass römische Grabsteine dort den Weg der Parlamentarier säumen, hat etwas mit Kultur zu tun und ist keine Anspielung darauf, dass viele Politiker ihre Hoffnungen auf einen Posten begraben mussten. Das Fahrradfahren wird manchmal auch symbolisch gedeutet: Nach oben buckeln, nach unten treten. Soll es in der Politik mitunter geben. „Radfahren macht sanft und freundlich“, sagte dagegen der scheidende Kulturstaatssekretär Walter Schumacher (SPD) am Dienstag im Abgeordnetenhaus zur Eröffnung einer neuen Ausstellung in der Reihe „Kunst im Abgeordnetenbüro“. Der Bad Dürkheimer SPD-Abgeordnete Manfred Geis zeigt die Werke von 23 Künstlerinnen und Künstlern. „Lob des Fahrrads“ heißt die Ausstellung, und so lautet auch der Titel des Buches des französischen Ethnologen Marc Augé, aus dem Schumacher den schönen Satz zitiert hat, wonach das Radfahren sanft und freundlich macht. Geis ist übrigens Radfahrer, passend dazu hat der Speyerer Künstler Klaus Fresenius einen „roten Radler“ gezeichnet, der die kleinen Weinflaschen ziert, die Geis im Wahlkampf verschenkt hat. Das Rad ist sein Fortbewegungsmittel im Regierungsviertel. Sein Abgeordnetenbüro ist zu einem vertrauten Ort mit inspirierender Kunst geworden. Das kann Manfred Geis fortsetzen, denn er ist für weitere fünf Jahre in den Landtag gewählt. Walter Schumacher, mit 66 Jahren ebenso alt wie Geis, muss dagegen als Kulturstaatssekretär aufhören. Die Altersgrenze ist ungerecht. Bei der nächsten Vernissage kommen vielleicht ein Physiker, Konrad Wolf, und ein Volkswirt, Salvatore Barbaro, die künftig als Minister und Staatssekretär für die Kulturpolitik im Land zuständig sind. Das verkündete Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) einen Tag nach der Vernissage, an einem anderen Ort. Einer „hippen Location“, wie es vielleicht moderner klingt: im Restaurant „The Big Easy“ an der Mainzer Rheingoldhalle. Das sei ein US-Film, dessen deutscher Titel „Der große Leichtsinn“ sei, sagte ein Journalist bei der Pressekonferenz und fragte, ob Dreyer sich der Bedeutung bewusst sei. Dreyer antwortete, sie sei gern an den Ort zurückgekommen, weil die SPD dort zur letzten Pressekonferenz vor der Landtagswahl eingeladen hatte, die die Partei dann gewonnen hat. Erhoffte sich Dreyer diesmal Zustimmung zu ihren Personalentscheidungen, zu denen auch gehört, dass eine Juristin nun die Bildungspolitik vertreten wird? Zum Glück kehrt nun wieder Normalität im Mainzer Politikbetrieb ein, die Regierung wird sich die Anerkennung erarbeiten müssen. Im Parlament, in den Ministerien – an Orten, die manchen noch nicht vertraut sind, die aber fernab vom „The Big Easy“ liegen. Info Die Ausstellung „Lob des Fahrrads“ im Abgeordnetenbüro von Manfred Geis ist noch bis 10. Juni geöffnet, montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter Manfred.Geis@spd.landtag.rlp.de oder unter 06131/2083236.

x