Rheinpfalz Vegan kommt an

Im Le Marché gibt’s jedes Gericht auch in der Vegan-Version, das fragt besonders das junge Publikum nach.

Ob einkaufen oder essen gehen – als Veganer oder an dieser Lebensform Interessierter hat man in Landau mittlerweile eine breite Auswahl. Und die Kunden – besonders die jüngere Klientel – nehmen das Angebot gut an, resümieren lokale Geschäftsleute, die tierfreie Lebensmittel anbieten. Deswegen wird der Semesterstart Ende Oktober heiß ersehnt. Wie haben uns bei einigen umgehört. „Ohne Werbung sind wir schon sehr gut ausgelastet“, berichten Margit und Reinhold Frey vom Café Ich bin so frey am Standort des Pearlicious, das sie im Sommer mit neuem Konzept übernahmen. Das einzige vegane Café in Landau ist bereits in den schwarzen Zahlen, wie die 70- und 71-jährigen „Jungunternehmer“ berichten. Und nicht nur Studenten gehörten zu den Kunden, alle Alters- und Berufsgruppen verschnabulierten hier Waffeln und Co. Einen „nicht unerheblichen Anteil“ am Gesamtumsatz mache der Verkauf der veganen Speisen bei Suppe mag Brot aus, das im Mai 2015 eröffnete, teilt Inhaber Andreas Becker mit, auch wenn er über konkrete Zahlen den Mantel des Geschäftsgeheimnisses hüllt. Das vegane Angebot „lohnt sich auf alle Fälle und ist Teil unseres Konzepts“. Und es gehe nicht nur um ethische und gesundheitliche Aspekte, sondern vor allen darum, dass es schmeckt. Einen kritischen Blick auf die Vegan-Bewegung werfen dagegen Jürgen Lang und Eberhard Brandt, Geschäftsführer des Landauer Füllhorn-Biomarkts, dessen Sortiment etwa zu zwei Drittel tierfrei ist. „Ein Großteil unserer Produkte war schon immer vegan. Nur jetzt schreiben es die Firmen noch drauf, weil es gerade Trend ist“, sagt Brandt aus seiner Erfahrung. Er habe schon so viele Hypes mitgemacht – von Antioxidantien bis zu Superfoods – wenn alle Wellen das hielten, was sie versprächen, müsste niemand mehr sterben, kommentiert Lang. „Wir beide sind abgehärtet, wir springen nicht auf jeden Hype auf.“ Aber natürlich richteten sie ihr Sortiment nach den Kundenwünschen aus und der Absatz bestimmter Produkte sei größer geworden. Ein paar Pflanzenmilch-Sorten hätten sie schon vor zehn Jahren im Angebot gehabt, jetzt gebe es eben ein ganzes Regal voll. „Das explodiert gerade“, so Brandt. Das Angebot veganer Fleisch- und Käsealternativen habe sich in den vergangenen Jahren vergrößert, stagniere aber gerade, da die konventionellen Supermärkte nachgezogen hätten. Das bemerkt auch Karin Henky, Inhaberin des Veggie Mio, des einzigen veganen Einkaufsmarkts in Landau, der etwa 1200 Produkte aus den Bereichen Lebensmittel, Kosmetik und Tierfutter führt. Die Nachfrage nach veganen Produkten sei groß, darauf reagierten die großen Einkaufsmärkte, die ihr veganes Sortiment enorm aufstockten. Deswegen, und weil es im ersten Jahr ihrer Existenzgründung noch viel anzuschaffen und Kundenwünsche herauszufinden gelte, seien ihre Umsatzzahlen noch nicht sehr positiv. Aber sie hoffe, im Gründungsjahr nicht komplett rote Zahlen schreiben zu müssen. Ihre Kundschaft sei meist zwischen 15 und 40 Jahren, aber es gebe auch viele ältere Menschen – und 60 bis 70 Prozent seien nicht rein-vegan, aber aufgeschlossen, neue Produkte zu probieren. Besonders gerne griffen diese bei Fleisch- und Käsealternativen, bei Aufstrichen, Süßigkeiten und Knabberkram zu. Etwa 15 Vegan-Käse verkaufe sie pro Woche. Natürlich haben die Produkte auch ihren Preis. Das liege daran, dass Bio-Zutaten teurer seien als konventionelle, kleine Hersteller ihre Grundzutaten teurer einkaufen müssten als Großabnehmer und sich auch die soziale Politik der Unternehmen im Preis niederschlage, so Henky. Einer ihrer treuen Käufer ist Kamel Hamdouni, der das Kaffee Kultur in der Ostbahnstraße vor zwei Monaten mit neuem Namen und Konzept öffnete. Le Marché hat nun auch eine ganze Reihe veganer Speisen im Angebot – von Burger über Pizza, Reis- und Nudelgerichte bis hin zu Suppe. Alles frisch zubereitet, Käse- und Wurstalternativen, Pflanzenmilch und Nudeln kommen aus dem Veggie Mio. Kunden hätten danach gefragt, deswegen habe er die Speisen in die Karte aufgenommen. Derzeit verkaufe er etwa fünf bis sechs vegane Gerichte pro Woche, aber allgemein kämen noch nicht viele Kunden. Er hofft auf den anstehenden Semesterbeginn, denn vor allem junge Leute fragten bei ihm vegane Speisen nach, so Hamdouni, der vor Kurzem auch einen Vegan-Abend mit Essen, Musik und einer Tierheim-Spende veranstaltete. Vegan sei schon seit den 1980ern ein Thema, fassen die Füllhorn-Betreiber zusammen. Der Verkauf habe sich in den vergangenen Jahren gesteigert, weil das Thema in Mode kam und medial präsent ist. „Aber das wird wieder abebben“, sie sind überzeugt. Sie freuen sich, dass dadurch Menschen Idealismus zeigen und für das Thema Ernährung und Tierhaltung sensibilisiert werden, aber auf die Gesamtbevölkerung gesehen, sei der Kreis doch recht klein und werde die Sache „aufgeblasen“. Die Entwicklung der nächsten Jahre wird zeigen, ob sie damit richtig liegen.

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