Rheinpfalz Stätte zur zweifachen Einkehr

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GOMMERSHEIM (rö). Bei einer Radtour eine Rast einzulegen, um äußerlich und innerlich neue Kraft zu tanken, dazu lädt künftig die Protestantische Kirche in Gommersheim (Kreis Südliche Weinstraße) ein: Am 1. Mai wird das historische Gotteshaus als erste „Radwegekirche“ der Pfalz in Dienst gestellt.

Über Sommer wird die Kirche eine Einkehrmöglichkeit im doppelten Sinne bieten, zudem möchte sie eine Anlaufstelle für Radfahrer mit Pannen oder Stromnachschub benötigenden E-Bikes sein. Gedacht ist dies vor allem, aber nicht nur, für Nutzer der zwei Radstrecken, die ganz in der Nähe – hier auf einem Teilstück vereint – am Gommersheimer Ortsrand verlaufen: Dort geht’s auf dem Kraut-und-Rüben-Radweg und dem Radweg „Vom Rhein zum Wein“ entlang. Auf die kirchliche Zwischenstation hinweisen soll bald ein Schildchen mit einem Radfahrer-Piktogramm vor einer Kirchensilhouette. Ein Logo, das in vielen anderen deutschen Orten schon länger bekannt ist. Denn bundesweit gibt es bereits über 350 weitere Radwegekirchen, für welche die jeweils zuständige Evangelische Landeskirche dieses einheitliche Signet vergeben hat. Auch ein Gotteshaus im Bereich der Evangelischen Kirche der Pfalz darf es bereits seit 2014 tragen – allerdings steht dieses in deren saarländischem Teil: die Margarethenkirche im St. Wendeler Stadtteil Niederkirchen. In der Pfalz ist eine solche Verbindung von Kirche und Tourismus etwas Neues. „Kirche muss im Gespräch bleiben, muss sich öffnen“ – und dafür müsse man jede Gelegenheit nutzen und auf Menschen zugehen, begründet Pfarrerin Martina Horak-Werz, warum sie sich einsetzt für ein derartiges Angebot in ihrer Kirchengemeinde Gommersheim-Freisbach-Geinsheim. Angeregt wurde sie dazu, wie sie erzählt, durch eine Postkarte von einer Radwegekirche im Osten Deutschlands, die ihr eine Freundin geschickt hatte. Nachdem die Idee auch beim Presbyterium Anklang fand, hat man, auch mit tatkräftiger Unterstützung des Protestantischen Kirchbauvereins Gommersheim, alles zur Realisierung eines entsprechenden Projekts im „Gäu“ ins Rollen gebracht. Geeignet dafür ist die von viel Grün umgebene, 1730 erbaute Gommersheimer Dorfkirche bestens: Auf ihrem Vorplatz spendet eine über 100-jährige Linde bei Hitze wohltuenden Schatten, ausruhen kann man sich dort außer auf einer alten Bank auch bald auf einer neuen, die der Gemeinderat gestiftet hat. Beim Rasten ist hier Ruhe zu genießen – die sich freilich auch angesichts von Ehrenmalen und Gedenksteinen für in den Kriegen gefallene Soldaten und jüdische Opfer des Nazi-Terrors sowie wegen des angrenzenden Friedhof gebietet. Respektvolles Verhalten versteht sich ebenso von selbst im Inneren des sakralen Gebäudes, obwohl Radlern dort in Zukunft über Sommer auch ganz Weltliches offeriert wird: Sprudel zum Durststillen (wofür ein kleiner Obolus erbeten wird), Flickzeug sowie sonstige Utensilien zum Beheben von Fahrzeugpannen und Pflaster für eigene „Notfälle“. Wer mag, kann in ein Gästebuch „Gedanken, Gebete oder auch nur Namen eintragen“, wie die Pfarrerin weiter erklärt. Schlicht, aber Wärme ausstrahlend ausgestattet, lädt die Kirche natürlich vor allem auch ein, sich für ein besinnliches Weilchen oder einfach nur zum Abschalten auf einer der Holzbänke niederzulassen. Doch nicht nur den persönlichen „Akku“, sondern im Bedarfsfall auch jenen des E-Bikes frisch laden können Besucher der Radwegekirche. Dazu hat die Thüga Energie eine Pedelec-Aufladestation spendiert. Installiert wird sie draußen beim Kirchturm, dessen zwei untere Geschosse übrigens noch aus dem 12. Jahrhundert stammen. In der Nähe kann gegebenenfalls auch eine Toilette aufgesucht werden. Dass ein WC zur Verfügung steht, zählt ebenfalls zu jenen Kriterien, die zu erfüllen sind für das – auf Antrag von der Landeskirche verliehene – Recht, ein Gotteshaus als Radwegekirche zu bezeichnen. Die Ausweisung einer solchen in Gommersheim sei ein Versuch – nun müsse man sehen, wie er angenommen wird, meint Pfarrerin Martina Horak-Werz recht zuversichtlich. Klar, dass sie dabei hofft, dass auf diese Art auch mancher im übertragenen Sinne (wieder) den Weg in die Kirche findet ... Info —Die Protestantische Kirche Gommersheim wird am Sonntag, 1. Mai, ab 10 Uhr mit einem schwungvollen Gottesdienst als Radwegekirche eingeweiht. Ab dann ist sie voraussichtlich bis zum Reformationstag ( 31. Oktober ) tagsüber immer geöffnet. — Informationen im Internet unter : www.evgommersheim.de und www.radwegekirchen.de

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