Kultur Südpfalz Segenswünsche im Klangdom

Ausgebildete Sänger wirken bei Verum Audium mit.
Ausgebildete Sänger wirken bei Verum Audium mit.

Ein exzellentes Klangbad, ein Hörgenuss von kathedraler Dimension war das Konzert „Nach(t)klänge“ in der katholischen Kirche St. Leodegar in Steinfeld. Bei den von Peter Kusenbach initiierten Musiktagen Südpfalz bot das Verum Audium Vokalensemble unter der Leitung von Benjamin Hartmann klassische und zeitgenössische Werke. Darunter war eine Uraufführung des anwesenden Wiener Komponisten Leo Brauneiss.

Wie ausgereift die Gesangskunst des 14-köpfigen internationalen Ensembles professioneller Sänger ist, vermittelte schon der Auftakt „Abendfriede“ des Liechtensteiner Komponisten Josef Gabriel Rheinberger. Zu der romantischen Epoche zählten ebenso Mendelssohn Bartholdys gleichermaßen melancholischer wie auch hoffnungsfroher „Trauergesang“ und Brahms’ „Geistliches Lied“ für Chor und Orgel, bei der der Kirchenmusiker und Pianist Felix Mende (Köln, Leipzig) mit virtuoser Orgelbegleitung glänzte. Kongenial war das Zusammenspiel mit dem Vokalensemble, das der 28-jährige Dirigent und Sänger Benjamin Hartmann, der in Leipzig, Yale und Stockholm studierte, meisterlich führte. 2015 hatte er das Kulturforum Verum Audium gegründet, dessen Herzstück das gleichnamige Vokalensemble ist. Mit diesem – allesamt solistisch ausgebildete Sänger, die in herausragenden Ensembles singen – konnte Hartmann bereits hochkarätige Projekte im In- und Ausland realisieren. Er leitet zudem den Maulbronner Kammerchor, dirigierte mit namhaften Klangkörpern und ist versiert in skandinavischer Chorkultur und Konzertdramaturgie. Bei seiner Begrüßung zum Steinfelder Konzert „Nach(t)klänge“ sprach er dann auch von „Nachklängen“ als Wesensmerkmal dieses Programms. Und kündigte als Schwerpunkt des Abends die Uraufführung von „Three Irish Blessings“ (drei irische Segenswünsche) des 1961 geborenen Wiener Komponisten Leo Brauneiss an, der anwesend war. Diese drei musikalischen Segenswunsch-Miniaturen mit den Titeln „A song in your heart“, „Blessings“ und „Peace“ zeichnen kontrastreich und einfühlsam eine Art Abendgebet nach. Wobei das mittlere Stück mit expressiven und dichten Variationen beeindruckte. Hohe Gesangskunst und Geschmeidigkeit zeigte das Ensemble bei dieser Premiere. Der Komponist war denn auch „total begeistert“, als er sich aus den Reihen erhob und sich unter Applaus bei Dirigent und Künstlern für die „hervorragende Umsetzung“ bedankte. Im Kontrast zum reinen A-capella-Klang stand Maurice Duruflés „Messe cum Jubilo“ für Chor, Soli und Orgel. Dabei gefielen vor allem die modalen gregorianischen Anklänge des französischen Komponisten. Vom Chor wurden auch die herausragenden wechselnden Soli gesungen, ein Ohrenschmaus in jubelnden Rhythmen und prächtigen Klängen. Mystische Stimmung vermittelte das „Credo“ des finnischen Komponisten Einojuhani Rautavaara. Organist Mende brillierte mit Musik aus den Orgelsymphonien von Charles-Marie Widor und einer „Meditation“ für Orgel solo von Duruflé. Mit zeitgenössischer Musik des finnischen Komponisten und Jazzpianisten Jukka Linkola, „Mielitiko“ des schwedischen Komponisten und Arrangeurs Nils Lindberg sowie „Shall I compare Thee“ und „Evening“ des lettischen Komponisten Eriks Esenvalds führte das Ensemble in die Chormusik der Jetztzeit. Die opulente Akustik des Gotteshauses unterstrich das spektakuläre Klangbad, das zurecht mit langem, starkem Applaus quittiert wurde. Für die Zugabe, Rheinbergers „Abendlied“, formierte sich das Vokalensemble weit verzweigt im Raum, in „symbolischer Umarmung“, so der Dirigent. Bei dem eintrittsfreien Konzert wurde reichlich gespendet.

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