Rheinpfalz Schritt in die gefährliche Freiheit

Alle Augen auf Fritz: Der kleine Feldhamster ist beim Ortstermin im Mannheimer Bösfeld der Star.
Alle Augen auf Fritz: Der kleine Feldhamster ist beim Ortstermin im Mannheimer Bösfeld der Star.

«Mannheim.» In der Nähe der SAP-Arena ist gestern eine Informationstafel zum Thema „Feldhamster“ aufgestellt worden. Freilich wurde auch eins der Tierchen symbolträchtig im Mannheimer Bösfeld ausgewildert.

So wirklich wusste Feldhamster Fritz am Freitag wohl nicht, was da um ihn herum geschieht. Neben dem 666 Gramm schweren Felltierchen stand die baden-württembergische Regierungspräsidentin Nicolette Kressel. Den Kasten, in dem Fritz umherwuselte, hielt Mannheims für Umwelt zuständige Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) in der Hand. Beide enthüllten im Mannheimer Bösfeld, mitten auf einem Acker, eine Informationstafel zum Thema „Feldhamster“. Das putzige Tier, das um die Jahrtausendwende viel Aufsehen erregte, als es den Bau der SAP-Arena im Bösfeld verzögerte, ist vom Aussterben bedroht. In den 1980er Jahren hingegen war es noch in ganz Deutschland verbreitet. Die Infotafeln, zwei weitere stehen in den Bereichen Mühlfeld und Straßenheimer Hof, mit Wissenswertem über den Feldhamster sollen nun Spaziergänger und Hundehalter auf die Nagetiere aufmerksam machen und vor allem verhindern, dass diese beispielsweise von Hunden gejagt werden. „Denn“, wie Kubala betonte, „es ist alles andere als einfach, eine stabile Hamsterpopulation zu erhalten.“ Selbst wenn die Gebiete dafür speziell vorgesehen sind und dementsprechend bewirtschaftet werden. Und selbst, wenn immer mal wieder im Heidelberger Zoo gezüchtete Hamster ausgewildert werden (wir berichteten). Erfahrungsgemäß überleben nur wenige Feldhamster ihren Umzug in die freie Natur. Von der aktuellen Hamsterlage berichtete Nicolette Kressl: „In Baden-Württemberg gibt es rund 400 Feldhamster. Mehr als 90 Prozent davon leben in Mannheim.“ Im Bösfeld zum Beispiel seien es derzeit etwa 100, präzisierte Daniel Raddatz, stellvertretender Referatsleiter Naturschutz und Landschaftspflege am Regierungspräsidium Karlsruhe, die Zahlen. Und während der Bestand im Bösfeld recht stabil sei, sehe es im Bereich Mühlfeld und Straßenheim noch anders aus. Der Bau der SAP-Arena war damals ausschlaggebend für das Mannheimer Feldhamster-Artenschutzprojekt. In den drei genannten Projektgebieten fördert die Stadt gemeinsam mit dem Land eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung. Dabei kommt den Landwirten, die dort ihre Ackerflächen haben, eine besondere Bedeutung zu. Sie bewirtschaften ihre Felder auf eine Weise, die den Hamstern ein Überleben sichern sollen. „Wir lassen Streifen mit Luzernen stehen, damit die Tiere Deckungsschutz haben, wenn die Felder abgeerntet sind“, zählte Landwirt Christian Leib beispielhaft auf. Zudem würden die Landwirte die bebauten Flächen kleiner halten und dafür verschiedene Fruchtarten wie Weizen und Wintergerste darauf anbauen, um dem Feldhamster die Möglichkeit zu geben, sich Nahrung für den Winter zu sammeln, so der 27-Jährige.

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