Rheinpfalz Rehlinger: Bosch muss liefern

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3500 Menschen – neben Beschäftigten aus drei Standorten auch ganz normale Bürger und die hohe Landespolitik – stellten sich gestern vorm Dieselwerk in Homburg hinter die Forderung: „Bosch bleibt“. Ihre Sorge, dass der noch 5600 Mitarbeiter im Saarland beschäftigende Automobilzulieferer planmäßig die Standorte zusammenschrumpft, versuchte die Bosch-Geschäftsführung gestern zu entkräften. Man investiere einen dreistelligen Millionenbetrag im Saarland. Panikmache sei unbegründet.

Aus Mainz war eigens Staatssekretär David Langner aus dem Arbeitsministerium angereist, um den Vorwurf, die rheinland-pfälzische Landesregierung kümmere sich nicht um die 1700 bei Bosch in Homburg beschäftigten Westpfälzer, zu entkräften. „Wir haben, zugegeben, spät reagiert, stehen nun aber an der Seite der saarländischen Landesregierung, namentlich Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, um für die Arbeitsplätze bei Bosch in der Region zu kämpfen“, sagte Langner. Man werde nun mit den Möglichkeiten zweier Länder bei Bosch auftreten. Die Bedeutung der Arbeitsplätze in Homburg, aber auch Neunkirchen, für die Westpfalz sei groß. Dessen sei sich Mainz bewusst. In Anwesenheit von Landesparlamentariern, SPD-Fraktionschef Stefan Pauluhn, Linken-Fraktionschef Oskar Lafontaine, Abgeordneten von CDU, SPD und Linken, formulierte Wirtschaftsministerin Rehlinger bei der gut zweistündigen Veranstaltung die Erwartungen der Saar-Regierung an Bosch. „Das Saarland hat mit dem Bau der Halle in Wellesweiler für 16 Millionen Euro Bosch sein Vertrauen in das Unternehmen bewiesen. Jetzt, wo es eingestandene Managementfehler zu korrigieren gibt, erwarten wir auch das Vertrauen von Bosch in seine Mitarbeiter hier“, sagte Rehlinger. Sie werde nicht akzeptieren, dass ein einziger Mitarbeiter Fehler des Managements auszubaden habe. Verabredet sei, dass man Bosch bis Ende des Jahres Zeit gebe, mit Vorschlägen zu kommen, neue Arbeit nach Wellesweiler zu bringen. „Und ich sage hier deutlich: Ende des Jahres muss Bosch aber auch liefern“, so Rehlinger. Die Betriebsratsvorsitzenden der Robert Bosch GmbH in Homburg, von Bosch-Rexroth und der vor der Betriebseinstellung Ende 2017 stehenden BESG, Oliver Simon, Stephan Huber und Axel Busch, werteten die Teilnahme von 3500 Menschen, darunter Boschler aus dem gesamten Südwesten, als unübersehbares Zeichen an die Konzernleitung in Stuttgart. Der von Bosch-Gründer Robert Bosch postulierte höchste Wert, das Vertrauen von Mitarbeitern und Kunden, sei in Gefahr. Sie wiederholten ihre Forderung, zumindest die verbliebenen 5600 Arbeitsplätze auch für die nächste Generation zu sichern. Ralf Reinstädtler von der Gewerkschaft IG Metall rechnete vor, dass Bosch mit dem Vertrauen von 45.000 Menschen in der Region spiele. So viele Beschäftigte, Familienmitglieder und Mitarbeiter von Zulieferern hingen nämlich an den Bosch-Werken in Homburg, St. Ingbert und Wellesweiler. Eine Konzernsprecherin von Bosch nannte das vorgebrachte Szenario vom Verlust von 3000 Arbeitsplätzen in 20 Jahren gestern absolut unseriös. Bosch investiere allein in diesem und dem nächsten Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag im Saarland und tue das sicher nicht in Werke, von denen man sich trennen wolle. Ganz falsch nannte sie die Darstellung der Betriebsräte, dass bei einem möglichen Verkauf der BESG das verbriefte Rückkehrrecht von rund 100 ehemaligen Mitarbeitern der Robert Bosch GmbH verfalle. Die Rückkehrmöglichkeit gelte auch im Falle eines Verkaufs. Bosch verhandele mit mehreren Interessenten. Richtig sei aber auch, dass ehemalige Bosch-Rexroth-Mitarbeiter keinen solchen Rückkehranspruch hätten.

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