Rheinpfalz „Raum-Rahmen“ hat’s glatt zerborsten

Acht Jahre lang zogen die Skulpturen die Blicke auf sich.
Acht Jahre lang zogen die Skulpturen die Blicke auf sich.

Nein, Zerstörungswut war nicht im Spiel. Eher hat der Zahn der Zeit an einer der beiden Steinskulpturen vor der Pfalzgalerie genagt – wenngleich nicht unbedingt damit zu rechnen war, dass das gerade mal zehn Jahre alte Werk von Hans Michael Franke mit lautem Gepolter zerbersten und stürzen sollte. Jetzt ist einer der Steinrahmen dahin – und somit müssen demnächst alle beide weichen.

„Das zeigt uns: Nichts ist von Dauer. Vergänglich ist auch die Kunst...“: Nein, Mark de Fries zählt nicht zur Kategorie der vergeistigt Kunstbeflissenen, auch wenn er bei diesen Worten nachdenklich klingt. Als Architekt sieht de Fries – der zur Abteilung für Bau der Bezirksverbands-Verwaltung zählt – das Malheur eher aus einem pragmatischem Blickwinkel. „Da ist nun einfach nichts mehr zu machen.“ Genauso pragmatisch die Einschätzung von Annette Reich: „So leid es uns auch tut. Das war’s. Wir müssen das Werk entsorgen“, kommentierte die stellvertretende Leiterin des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) den Fall der „Raum-Rahmen“. „Space Frame“ – „Raum-Rahmen“ – ist der Titel des Objekts, das seit gut acht Jahren vorm Museumsportal Blicke auf sich zieht. Sommers als Treffpunkt tagsüber bei Schülern, am Abend bei allen erdenklichen jungen Leuten beliebt, zeigte sich die Doppel-Skulptur oft bevölkert. Das Getümmel um die Steinrahmen hat übrigens nie jemanden gestört. „Genau so soll das auch sein. Das war von uns gewünscht, und das war auch eine Intention des Künstlers“, sagte Annette Reich, in deren Verantwortung als Leiterin der mpk-Gemälde- und Skulpturensammlung das Objekt fällt. „Klar, wir haben schon Farbe entfernen müssen“, räumt de Fries ein, dass auch Vandalismus nicht ganz ausgeblieben ist. Im Großen und Ganzen aber hätten sich die jungen Besucher an dem Werk erfreut – und auch mal bei Regen darunter Schutz gesucht. Vor einigen Wochen aber trugen Eingeweihte plötzlich Sorgenfalten zur Schau. „Wir hatten einen Haarriss entdeckt“, erläuterte der Architekt die Besorgnis. Umgehend sei ein Fachmann ins Boot geholt worden. Der Lauterer Steinmetz-Meister Mark Schlösser rückte an. Schon war man dran, einen Sanierungsplan zu entwerfen. Allerdings kam für das Kunstwerk letztlich jede Hilfe zu spät: Am frühen Morgen des 8. August segnete einer der Steinrahmen mit einem Knall das Zeitliche. Ein Stück war weggebrochen, das andere ist inzwischen umgefallen. Womöglich hätten die extremen Temperaturschwankungen das ihre beigetragen, kann de Fries nur vermuten. Klar aber sei: Die Formung des einst mit Bohrer und Säge traktierten Steins – es handelt sich um Muschelkalk – sei aus statischer Sicht nicht gerade mit Ewigkeits-Garantie versehen gewesen. Nach dem Bruch hätte die Pfalzgalerie „natürlich gerne auch den Künstler zu Rate gezogen. Aber leider ist er schon verstorben“, informierte die stellvertretende mpk-Chefin. Schöpfer der „Space Frames“ war der Bildhauer Hans Michael Franke, der in Sinsheim gewirkt hat. Die Doppel-Skulptur ist 2008 entstanden und hat die Landesgartenschau in Bingen geziert, ehe die Pfalzgalerie das Objekt kaufte. Jetzt wird es komplett entsorgt – ein Rahmen für sich allein kann nicht stehen bleiben. Das wäre so gar nicht im Sinne des Schöpfers, ist Reich überzeugt.

Geblieben sind Trümmer. Auch das Unversehrte muss weichen.
Geblieben sind Trümmer. Auch das Unversehrte muss weichen.
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