Rheinpfalz Neuer Versuch am Hahn

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Während die Landtagsabgeordneten gestern in erster Lesung über das Hahn-Verkaufsgesetz beraten haben, sickerten weitere Einzelheiten zu Plänen des chinesischen Käufers des Flughafens durch. Das Konzept erinnert an Pläne, die vor drei Jahren vorgestellt wurden.

MAINZ. Demnach will die HNA Airport Group, eine Tochter des chinesischen Tourismus- und Luftfahrt-Konzerns HNA, vor allem durch Frachtflüge wachsen. Während am Hahn zuletzt 72.600 Tonnen Fracht abgefertigt wurden, sollen es im Jahr 2024 gut 180.000 Tonnen sein. Diese Menge wurde zuletzt vor fünf Jahren überschritten, profitabel arbeitete der Flughafen damals ebenso wenig wie heute. Beim Frachtverkehr wird den Angaben nach ein Service-Center eine Rolle spielen. Das erinnert an die Pläne des früheren Hahn-Vertriebsleiters und jetzigen HNA-Bevollmächtigten Christoph Götzmann. Unter seiner Regie war 2014 ein sogenanntes Übernahmelager in Mörfelden-Walldorf nahe des Frankfurter Flughafens eröffnet worden. Güter sollten vom Hahn aus über Mörfelden per Lastwagen schneller zu unterschiedlichen Kunden gebracht werden. Der Hahn mit seiner 24-Stunden-Betriebsgenehmigung soll nun zur fünften Landebahn des Frankfurter Flughafens werden. Das Übernahmelager war angemietet worden, bevor Air China Cargo 2014 Kunde am Hahn wurde. Weil die Piloten nicht für den Allwetter-Flugbetrieb ausgebildet waren, verließ Air China den Hunsrück nach drei Monaten. HNA will zunächst drei Fracht- und drei Passagierflugzeuge wöchentlich an den Hahn bringen. Die HNA-Gruppe betreibt 13 Flughäfen und besitzt mehrere Fluglinien. Bei den Passagierzahlen rechnen die Erwerber wegen des steigenden Wettbewerbs bis 2024 mit einem Rückgang von jetzt 2,6 auf 2,5 Millionen Fluggäste. In sieben Jahren muss der Flughafen wie alle europäischen Airports seine Betriebskosten ohne Subventionen erwirtschaften. Damit will die EU den ruinösen Wettbewerb beenden. Der Umsatz am Hahn soll sich bis dahin von 14,7 auf 32,9 Millionen Euro entwickeln. Darüber, wie schwarze Zahlen erreicht werden können, wurde aus dem vertraulichen Geschäftsplan nichts bekannt. Die HNA Airport Group ist eine 100-prozentige Tochter der Hainan Air Travel Service Group. Diese habe innerhalb des HNA-Konzerns mehrfach die Gesellschafter und den Namen gewechselt. Die Berater des Landes haben den Angaben nach darauf hingewiesen, dass der Informationszugang zu staatsnahen Betrieben sehr begrenzt sei. HNA gilt zwar als Privatkonzern, ist aber eng mit der Provinzregierung von Hainan verbunden. Bei der Einbringung des Hahn-Verkaufsgesetzes in den Landtag blickte Innenminister Roger Lewentz (SPD) gestern zurück auf den verhinderten Verkauf des Flughafens an die chinesische SYT 2016. Weil das vereinbarte Geld nicht kam, zog Lewentz die Reißleine. Anders als beim ersten Versuch besuchte er HNA vor der Vertragsunterzeichnung in China. Kritik äußerte Alexander Licht, Vizefraktionsvorsitzender der CDU, vor allem daran, dass Informationen zu spät und lückenhaft geliefert worden seien. „Wir suchen nicht das Haar in der Suppe, dem Parlament wird die versalzene Suppe vorgesetzt.“ Alexander Schweitzer, Chef der SPD-Fraktion, lobte den Geschäftsplan von HNA, der nicht aus dem „Wolkenkuckucksheim“ stamme. Die SPD-Fraktion hat einen Vertreter von HNA für die parlamentarische Anhörung am Mittwoch benannt. Für die AfD-Fraktion sagte Jan Bollinger, am Hahn sei das „Ausmaß des Versagens“ der Regierung sichtbar. Seit 2009 seien 200 Millionen Euro Steuergeld an den Flughafen geflossen. Grünen-Fraktionschef Bernhard Braun hob hervor, dass der Haushalt durch den Verkauf entlastet wird. Und Thomas Roth (FDP) ermutigte die Opposition: „Seien Sie optimistisch.“

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